[Werkzeug] Es läppert sich …

Von Kristin Kopf

Kür­zlich kam jemand mit der Suchan­frage es läp­pert sich ethy­mol­o­gisch hier­her. Zu ethy­mol­o­gisch hab ich schon mal was geschrieben, zum Läp­pern aber nicht. Wie zur Herkun­ft viel­er ander­er Wörter oder Phrasen auch nicht. Daher gibt’s heute ein bißchen Hil­fe zur Selbsthilfe.

Will man die Bedeu­tungs- und Laut­geschichte eines Wortes erkun­den, dann hil­ft ein Blick in ein soge­nan­ntes “Ety­mol­o­gis­ches Wörter­buch”. Für das Deutsche gibt es da mehrere, zum Beispiel den Kluge, den Pfeifer und das Duden-Herkun­ftswörter­buch (genaue Angaben s.u.). Ich habe früher meist den Kluge benutzt, finde aber Pfeifer mit­tler­weile bess­er, weil er mehr Wort­bil­dun­gen verze­ich­net. Und die gute Nachricht: Die Ein­träge aus dem Pfeifer gibt es auch online, und zwar auf der DWDS-Seite.

Ein­fach in das Such­feld das fragliche Wort (hier: läp­pern) eingeben. Die Suche erfol­gt in allen Kom­po­nen­ten des DWDS (das sind u.a. Kor­po­ra und ein “nor­males” Wörter­buch) und die Ergeb­nisse wer­den in kleinen Kästen präsen­tiert. Der Ety­molo­gie-Kas­ten befind­et sich oben rechts, hier orange  hinterlegt:

Da zeigt sich dann, dass es läp­pert sich (bzw. es läp­pert sich zusam­men) die Bedeu­tung ‘in kleinen Men­gen zusam­menkom­men’ hat. Sie lässt sich mit der Geschichte des Verbs läp­pern recht gut nachvollziehen:

Zunächst gab es das mit­tel­niederdeutsche Wört lāpen ‘leck­en, schlür­fen’, das übri­gens ver­wandt mit Löf­fel ist und irgend­wann ins Hochdeutsche entlehnt wurde. Davon leit­ete man mit dem Suf­fix -ern eine soge­nan­nte “Iter­a­tiv­bil­dung” ab. Das ist eine Form, die anzeigt, dass die Hand­lung immer wieder vol­l­zo­gen wird (lat. iterāre ‘wieder­holen’). Die neue Bedeu­tung dieser Ableitung, ‘in kleinen Zügen trinken, schlür­fen’ (ab dem 16. Jahrhun­dert), passt da ganz gut, braucht man zu so einem Trinkvor­gang doch sich­er mehrere kleine Züge. Schließlich ent­stand dazu die reflex­ive Form sich läp­pern ‘sich aus kleinen Men­gen anhäufen’.

Der Kluge, den’s nicht online gibt, set­zt als früh­ste Bedeu­tung von läp­pern ‘schlür­fen, ver­schüt­ten’ an. Knap­pere Ety­molo­giehin­weise liefert übri­gens gele­gentlich auch die Onlin­ev­er­sion des Dudens unter der Über­schrift “Herkun­ft”, für (zusammen)läppern gibt es da allerd­ings nichts. Schließlich ist das Deutsche Wörter­buch der Grimms erwäh­nenswert, das allerd­ings schon älteren Datums und deshalb nicht immer ganz zuver­läs­sig ist. Man find­et aber tolle Belege darin, wenn man sich ein­mal mit der chao­tis­chen Ein­tragssstruk­tur ver­traut gemacht hat (kur­siv sind die Bedeu­tungsangaben, recte die Beispiele, in Kapitälchen die Quellen) – hier geht’s direkt zu läp­pern, mit Ver­weis auf existierende Ableitun­gen wie ver­läp­pern, abläp­pern, zuläp­pern, und zusam­men­läp­pern.

Für englis­che Ety­molo­gien kann ich Ety­mon­line empfehlen. Wer Zugriff auf das OED hat, find­et da natür­lich noch mehr.

Druck­aus­gaben ety­mol­o­gis­ch­er Wörter­büch­er haben sich in meinem Fre­un­des- und Bekan­ntenkreis übri­gens als her­vor­ra­gende Par­tyun­ter­hal­tung bewährt – aber das ist wie mit YouTube-Videos: Man sollte es nicht übertreiben …

Quellen:

4 Gedanken zu „[Werkzeug] Es läppert sich …

  1. janwo

    Ich muss zu mein­er Schande geste­hen, dass ich den Pfeifer gar nicht kan­nte. Jet­zt ste­ht er auf’m Wunschzettel. 🙂

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  2. pacioli

    …, wobei ‘läp­pern’ mit ‘läp­pisch’ wahrschein­lich nicht ver­wandt ist. ‘läp­pisch’ soll mit Narr = lap (z. B. ‘Jam­mer­lap­pen’) zusam­men­hän­gen, meint jeden­falls der vorste­hend zitierte online-Pfeifer. Ger­ade das Aufdeck­en von falschen Wortver­wandtschaften macht für mich die Geschichte der Wörter so interessant.

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  3. Lothar Lemnitzer (DWDS-Team)

    Herr Pfeifer, mit­tler­weile über 80, arbeit­et immer noch an diesem Wörter­buch. Er schickt uns seine “Updates” immer auf Papi­er und per Post, hat sich aber auch mit der online-Aus­gabe ange­fre­un­det. Diese unter­schei­det sich also jet­zt leicht von der 2. Auflage (Akademie-Ver­lag), auf der sie basiert. Wir sind auch froh, dieses Werk anbi­eten zu kön­nen, weil es m.E. für ein ety­mol­o­gis­ches Wörter­buch gut les­bar ist.

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  4. Ulf

    Übri­gens gibt es das Wort im Niederdeutschen immer noch, zum Beispiel in der Kom­bi­na­tion “rein utläb­bern” (bei Tisch den Inhalt ein­er Schüs­sel oder eines Tellers kom­plett aufessen, “sauber auss­chlür­fen” bzw. “auss­chlab­bern”).

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