Sprache diskriminiert

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern habe ich an ein­er Podi­ums­diskus­sion der Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung mit dem The­ma „Wort und Wirk­lichkeit: Kann Sprache diskri­m­inieren?“ teilgenom­men, deren Ergeb­nisse ich auf vielfachen Wun­sch in eini­gen Blog­beiträ­gen aufar­beit­en möchte. Ich beginne heute mit den Gedanken, die ich mir vor der Diskus­sion zu der Frage „Kann Sprache diskri­m­inieren“ gemacht und notiert hatte.

Das lateinis­che Verb dis­crim­inare bedeutet „tren­nen“, „unter­schei­den“, und in dieser Bedeu­tung wurde es im 17. Jahrhun­dert in ver­schiedene europäis­che Sprachen entlehnt. Im Deutschen find­et es sich zunächst sehr vere­inzelt, erst ab dem 19. Jahrhun­dert ist es häu­fig belegt, dann haupt­säch­lich in sein­er heuti­gen Bedeu­tung („her­ab­würdi­gen“, „benachteili­gen“).

Wie diese mod­erne Bedeu­tung ent­standen ist, lässt sich im Englis­chen sehr gut nachvol­lziehen, weil das Wort dort seit dem 17. Jahrhun­dert durchgängig im Gebrauch war und bis heute neben der mod­er­nen auch die ursprüngliche Bedeu­tung hat. Der erste Beleg für die mod­erne Bedeu­tung im Oxford Eng­lish Dic­tio­nary ist der folgende:

Con­gress can repeal all State laws dis­crim­i­nat­ing between whites and blacks in the sub­jects cov­ered by this bill. (1866 A. John­son Speech 27 Mar. in H. S. Com­mager Doc­u­ments Amer. Hist. (1935) II. 16/2)

In diesem Beleg (und in anderen frühen Bele­gen) ste­ht im Prinzip immer noch die Bedeu­tung „unter­schei­den“ im Mit­telpunkt, aber da der Zusam­men­hang ein­er ist, in dem es um Rechte geht, zieht diese Unter­schei­dung eine poten­zielle Ungle­ich­be­hand­lung nach sich (was ja der Grund ist, warum der Kongress keine solche Unter­schei­dung tre­f­fen soll). Diese Idee ein­er poten­ziellen Ungle­ich­be­hand­lung wurde durch häu­fige Ver­wen­dung des Wortes dis­crim­i­nate zu einem fes­ten Teil der Wortbe­deu­tung. Im Deutschen dürfte eine ähn­liche Entwick­lung stattge­fun­den haben, oder die mod­erne Bedeu­tung wurde aus dem Englis­chen entlehnt (wegen der dün­nen Beleglage lässt sich das für mich nicht ohne Weit­eres entscheiden).

Für diesen Aus­flug in die Bedeu­tungs­geschichte des Wortes diskri­m­inieren gibt es natür­lich einen Grund: Der Schritt vom „Unter­schei­den“ zum „Abwerten/Benachteiligen“, der sich darin zeigt, ist Teil jed­er diskri­m­inieren­den Hand­lung im mod­er­nen Wortsinn: Zunächst muss man eine Unter­schei­dung tre­f­fen, dann kann man diese Unter­schei­dung mit Bew­er­tun­gen und Kon­se­quen­zen aufladen.

Und das Unter­schei­den ist eine Kern­funk­tion von Sprache: Jedes Wort (und jede gram­ma­tis­che Struk­tur, aber bleiben wir der Ein­fach­heit hal­ber bei Wörtern) teilt die Welt in zwei Kat­e­gorien auf: das, was durch das Wort beze­ich­net wird, und das, was nicht durch das Wort beze­ich­net wird.

Solche Unter­schei­dun­gen kön­nen völ­lig harm­los sein. Das Wort Stuhl zum Beispiel unter­schei­det eine Klasse von Objek­ten wie die, auf denen die meis­ten von Ihnen ver­mut­lich ger­ade sitzen, von allen anderen Objek­ten im bekan­nten Uni­ver­sum, darunter auch eng ver­wandte Objek­te, wie sie durch Hock­er oder Ses­sel beze­ich­net wer­den. Stüh­le und Hock­er unter­schei­den sich durch die An- oder Abwe­sen­heit ein­er Lehne (Stüh­le haben eine, Hock­er nicht), Stüh­le und Ses­sel durch die An- oder Abwe­sen­heit von Arm­lehnen und den Grad der Pol­sterung (Stüh­le sind härter als Ses­sel und haben, anders als Ses­sel, typ­is­cher­weise keine Armlehne).

Diese Unter­schei­dun­gen kom­men uns natür­lich vor, aber sie haben tat­säch­lich nichts mit objek­tiv­er Real­ität zu tun, son­dern wer­den durch Sprache über­haupt erst kon­stru­iert: Es gibt ja keinen beson­deren Grund, ger­ade diese Merk­male zur Grund­lage sprach­lich­er Unter­schei­dun­gen zu machen, und andere Sprache ver­hal­ten sich anders (im Englis­chen z.B. ist auch ein Ses­sel ein chair). Aber ein­mal sprach­lich kodiert und mut­ter­sprach­lich erwor­ben erscheinen diese Unter­schei­dun­gen uns als selb­stver­ständlich­er Teil der Wirklichkeit.

Stüh­le und Ses­sel wer­den durch solche Unter­schei­dun­gen nicht diskri­m­iniert — bei Men­schen sieht das natür­lich anders aus. Auch hier kön­nen Unter­schei­dun­gen auf den ersten Blick neu­tral wirken: Das Wort Frau unter­schei­det eine Klasse von Per­so­n­en sowohl von denen, die durch das Wort Mann beze­ich­net wer­den (weib­lich vs. männlich), als auch von denen, die durch das Wort Mäd­chen beze­ich­net wer­den (jung vs. alt). Frau beze­ich­net eine erwach­sene, weib­liche Person.

Beim genaueren Hin­se­hen fällt aber auf, dass selb­st solche schein­bar neu­tralen sprach­lichen Unter­schei­dun­gen in mehrfach­er Hin­sicht prob­lema­tisch sind. Erstens stellen Sie die Merk­male, anhand der­er sie getrof­fen wer­den, als durchgängig rel­e­vant dar. Zweit­ens bieten sie sich dazu an, den auf diese Weise kat­e­gorisierten Din­gen weit­ere all­ge­me­ingültige Eigen­schaften zuzus­prechen. Drit­tens schließen diese Unter­schei­dun­gen andere Merk­male (und die Abwe­sen­heit der ver­wen­de­ten Merk­male) aus. Zum drit­ten Punkt kann ich derzeit noch nicht viel sagen, die anderen bei­den will ich kurz ausführen.

Es gibt sich­er einige wenige Sit­u­a­tio­nen, in denen es eine Rolle spielt, ob jemand ein Mann oder eine Frau ist (für viele Men­schen spielt das bei der Part­ner­wahl eine Rolle und für Ver­sicherun­gen ist es auf­grund der unter­schiedlichen Lebenser­wartung inter­es­sant). Aber objek­tiv betra­chtet sind diese Sit­u­a­tio­nen ins­ge­samt recht sel­ten. Es ist unsere Sprache, die uns einre­det, es han­dle sich um einen wichti­gen, alles durch­drin­gen­den Unter­schied han­delt und es ist unsere Sprache, die uns dazu zwingt, diesen Unter­schied stets und ständig zu erwäh­nen, auch dort, wo er abso­lut nichts zur Sache tut.

Die Berufs- und Tätigkeits­beze­ich­nun­gen, um die es hier im Sprachlog schon öfter ging ([1], [2]), sind nur eins von vie­len Beispie­len. Wenn ich über Men­schen spreche, die studieren — warum sollte ich gezwun­gen sein, sie nach Geschlecht zu kat­e­gorisieren? Die einzige sin­nvolle Kat­e­gorisierung wäre hier eine nach Stu­di­en­fäch­ern. Wenn ich Men­schen ein­stellen will, die Hotelz­im­mer reini­gen, warum sollte ich gezwun­gen sein, deren Geschlecht zu erwäh­nen? Das Einzige, was eine Rolle spielt, ist ihre Qual­i­fika­tion und ihre Bere­itschaft, diese Tätigkeit auszuüben. Die aufge­plus­terte Empörung, der selb­st­ge­fäl­lige Spott und die unbe­gründ­bare Häme, die dem Ver­such ein­er neu­tralen For­mulierung (Studierende, Reini­gungskräfte usw.) unver­mei­dlich ent­ge­gen­schlägt, zeigt, wie tief die an dieser Stelle völ­lig irrel­e­vante Unter­schei­dung nach Geschlecht sich in unser Denken einge­graben hat.

Das hängt zum Teil mit dem zweit­en oben genan­nten Punkt zusam­men: Der Aufladung von sprach­lichen Kat­e­gorien mit Bedeu­tungsaspek­ten, die mit der ursprünglich getrof­fe­nen Unter­schei­dung gar nichts zu tun haben.

Wir gehen ganz selb­stver­ständlich davon aus, dass die sprach­lichen Kat­e­gorien Mann und Frau mehr bein­hal­ten als eine biol­o­gis­che Unter­schei­dung. Im Prinzip unter­schei­den die Wörter im All­t­agsver­ständ­nis ja zunächst nur Men­schen, die einen Penis haben, von Men­schen, die eine Vagi­na haben (weshalb die Unter­schei­dung manch­mal für die Part­ner­wahl rel­e­vant sein kann). Aber trotz­dem erscheinen uns Aus­sagen wie „Frauen kön­nen nicht ein­parken“ und „Frauen gehen gerne Shop­pen“ oder „Män­ner kön­nen ihre Gefüh­le nicht zeigen“ und „Män­ner guck­en gerne Fußball“ zwar nicht unbe­d­ingt wahr, aber zumin­d­est aus­re­ichend sin­nvoll, um über ihren Wahrheits­ge­halt nachzudenken.

Das liegt daran, dass wir die Wörter Mann und Frau im Laufe ein­er lan­gen, wenig opti­mistisch stim­menden Geschichte mit zusät­zlichen seman­tis­chen Eigen­schaften aufge­laden haben, die sich uns nun als ein natür­lich­er Teil der Wortbe­deu­tung darstellen.

Das scheint bei Wörtern übri­gens leichter zu sein, als bei Umschrei­bun­gen, die expliz­it auf die Unter­schei­dungsmerk­male Bezug nehmen (die fol­gende Diskus­sion ist zum Teil durch Gedanken meines Kol­le­gen Theodor Ick­ler inspiri­ert, auf die ich irgend­wann noch ein­mal im Detail zurück­kom­men werde).

Nehmen wir die fol­gen­den Sätze, die eigentlich bedeu­tungs­gle­ich sein sollten:

(1) Blondi­nen sind dumm.

(2) Blonde Frauen sind dumm.

(3) Frauen mit blonden Haaren sind dumm.

(4) Frauen mit hellen Haaren sind dumm.

Diese Sätze (die übri­gens alle falsch sind) unter­schei­den sich in ihrer ober­fläch­lichen Plau­si­bil­ität. Satz (1) klingt am plau­si­bel­sten: In ein­er Umfrage würde er ver­mut­lich die größte Zus­tim­mung erhal­ten, und auch wer ihn ablehnt, wäre wohl eher bere­it, über seinen Wahrheits­ge­halt über­haupt nachzu­denken, als bei Satz (4).

Satz (4) klingt näm­lich schon bei ober­fläch­lichem Hin­hören absurd. Das scheint daran zu liegen, dass hier ein Zusam­men­hang zwis­chen Haar­farbe und Intel­li­genz aus­buch­sta­biert wird, der über­haupt keinen Sinn ergibt. Bei Satz (1) ist es zwar eigentlich genau­so, aber da die Kat­e­gorie „Frauen mit hellen Haaren“ durch ein einziges Wort (Blondi­nen) beze­ich­net wird. Dieses Wort kann — anders als die Phrase Frauen mit hellen Haaren leicht mit zusät­zlichen Bedeu­tungsaspek­ten („wenig intel­li­gent“, „sex­uell willfährig“ usw.) verse­hen wer­den. Das scheint bei Sub­stan­tiv­en leichter zu gehen, als bei Adjek­tiv­en — die Sätze (2) und (3) scheinen mir in ihrer ober­fläch­lichen Plau­si­bil­ität irgend­wo dazwis­chen zu liegen.

Wörter wie Blon­dine sind natür­lich gegenüber Wörtern wie Mann und Frau zusät­zlich prob­lema­tisch, weil die Unter­schei­dung, auf der sie beruht („Haar­farbe“), von vorne­here­in deut­lich sub­stan­zlos­er ist als die Unter­schei­dung nach biol­o­gis­chem Geschlecht.

Solche sub­stan­zlosen Kat­e­gorisierun­gen führen schnell zu offen diskri­m­inieren­der Sprache. Die verzweifelte Suche nach einem „akzept­ablen“ Wort für „Men­schen mit dun­kler Haut­farbe“ — von Neger zu Far­biger oder Schwarz­er zu dunkel­häutiger Men­sch zu Men­schen mit ander­er Haut­farbe — ver­stellt den Blick auf die Frage, warum man Men­schen über­haupt nach ihrer Haut­farbe kat­e­gorisiert — welche Sit­u­a­tio­nen es selb­st bei viel Phan­tasie geben kön­nte, in denen dies eine rel­e­vante Unter­schei­dung ist.* Die Sprachgeschichte zeigt, dass jedes neu einge­führte, neu­tral gemeinte Wort hier neg­a­tive Bedeu­tungskom­po­nen­ten annehmen wird, solange die zugrun­deliegende Kat­e­gorisierung nicht wenig­stens expliz­it benan­nt wird.

Sprache „kann“ nicht nur diskri­m­inieren, Sprache diskri­m­iniert. Und wir diskri­m­inieren durch Sprache, jedes Mal, wenn wir den Mund aufmachen.

* Nor­maler­weise hätte ich gesagt, dass es gar keine solche Sit­u­a­tion gibt, aber nach der gestri­gen Podi­ums­diskus­sion (vor allem der Beiträge mein­er Kol­le­gin Susen Arndt) ist mir klar­er gewor­den, dass ich da ein­er Post-Racism-Utopie aufge­sessen bin, deren aktueller Sta­tus unge­fähr dem der Post-Gen­der-Utopie der Piraten­partei entspricht (Hin­weis: Es ist eine Utopie). Men­schen mit ein­er Haut­farbe, die nicht der der (tat­säch­lichen oder gefühlten) Mehrheit entspricht, wer­den tagtäglich wegen dieser Haut­farbe ein­er imag­inären „Rasse“ zuge­ord­net und für diese „Rassen­zuge­hörigkeit“ diskri­m­iniert, ver­let­zt und getötet. An dieser Stelle brauchen wir Wörter, um diese Kat­e­gorie von Men­schen zu benen­nen — vor allem brauchen die Mit­glieder dieser Kat­e­gorie Wörter, um sich selb­st zu benen­nen und die (tat­säch­liche oder gefühlte) Mehrheit darauf aufmerk­sam zu machen, dass sie es vorziehen wür­den, nicht diskri­m­iniert, ver­let­zt und getötet wer­den wür­den. Zu diesem Zweck kann man übri­gens — auch wenn das in ver­schiede­nen Diskus­sio­nen im Sprachlog (und im Bre­mer Sprach­blog) immer wieder zu Ver­ständ­nis­losigkeit geführt hat ([1], [2], [3], [4], [5]) — keines­falls die Wörter her­anziehen, mit denen die Mehrheit jahrhun­derte­lang kat­e­gorisiert, bew­ertet und benachteiligt hat.

[Hin­weis an Kommentator/innen: Kom­mentare, deren Inhalt sich als „Ich bin ander­er Mei­n­ung, sage aber nicht, warum“ zusam­men­fassen lassen und Kom­mentare, die her­ab­würdi­gende Äußerun­gen gegenüber (echt­en oder ange­blichen) Grup­pen von Men­schen enthal­ten, wer­den gelöscht. Bitte auf solche Kom­mentare nicht antworten.]

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

89 Gedanken zu „Sprache diskriminiert

  1. Achim

    die Rolle von Unterschieden
    Hm, der Betr­e­ff ist ein biss­chen unge­nau, weil ich zu zwei Aspek­ten Stel­lung nehmen möchte.
    “Frauen kön­nen nicht ein­parken.” Solche Aus­sagen kön­nen sog­ar eine gewisse Rel­e­vanz haben, ein­er­seits weil Men­schen eines Geschlechts während ihrer Sozial­i­sa­tion ein­gere­det wird, sie kön­nten bes­timmte Dinge bess­er oder schlechter als Men­schen des anderen Geschlechts (“Mäd­chen sind nicht so gut in Tech­nik und Jungs weinen nicht”), ander­er­seits weil sich das biol­o­gis­che Geschlecht u.U. sig­nifikant auf kör­per­liche oder neu­ro­phys­i­ol­o­gis­che Merk­male auswirkt, die für bes­timmte Fähigkeit­en rel­e­vant sind. Ich habe immer wieder mal Unter­suchen über Kör­perkraft, Aus­dauer, räum­lich­es Vorstel­lungsver­mö­gen und anderes gele­sen, die solche Schlüsse nahelegen.
    “Er ist schwarz.” Manch­mal braucht man genau diese Beschrei­bung, um im alten Sinn des Wortes zu diskri­m­inieren. Ein Men­sch, der ein äußeres Merk­mal aufweist, das ihn von der Mehrheit abhebt, kann so leichter iden­ti­fiziert wer­den. “Schau mal, da kommt mein neuer Kol­lege.” — “Wo denn?” — “Na da drüben, der {schwarze | rothaarige} Typ, der ger­ade hereinkommt.” So wie das Wort diskri­m­inieren auf­grund unser­er Nei­gung, aus Unter­schieden Wer­turteile abzuleit­en, eine pejo­ra­tive Kon­no­ta­tion hat, haben auch beschreibende Adjek­tive oder Sub­stan­tive eine solche Kon­no­ta­tion — weil sie Men­schen beschreiben, die für weniger wertvoll gehal­ten werden.
    Im Falle der roten Haare ist das beschreibende Adjek­tiv nicht “ver­bran­nt”, im Falle der schwarzen Haut­farbe schon. Was ich als Prob­lem sehe: Es ist schwierig, den Pejo­ra­tionszyk­lus der Begriffe zu durch­brechen. Eigentlich gelingt es nur, wenn sich die gesellschaftliche Hal­tung verän­dert — “schwul” ist ein gutes Beispiel. Berlin hat einen schwulen Bürg­er­meis­ter. Ob das Wort her­ab­set­zend gemeint und emp­fun­den wird, ist inzwis­chen fast eine indi­vidu­elle Sache von Sender und Empfänger.

  2. Nils Reiter

    Fußnote
    Der Punkt aus der Fußnote ist übri­gens sehr schön von der taz illus­tri­ert wor­den, die ein neues Wort für “Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund” gesucht hat.
    http://blogs.taz.de/…_mit_migrationshintergrund/
    http://blogs.taz.de/…cht_als_menschen_bezeichne/

  3. Michael Allers

    Kon­se­quenz?
    Sprache diskrim­iert dann, wenn:
    1. Sprechende (so muss es wohl heißen) diskri­m­inieren wollen. Beispiel: ‘Neger’ und alle o.a. Euphemis­men. Insofern gebe ich Ihnen recht;
    2. die bezo­ge­nen Per­so­n­en sich diskri­m­iniert fühlen wollen.

    … die dem Ver­such ein­er neu­tralen For­mulierung (Studierende, Reini­gungskräfte usw.) unver­mei­dlich ent­ge­gen­schlägt, zeigt, wie tief die an dieser Stelle völ­lig irrel­e­vante Unter­schei­dung nach Geschlecht sich in unser Denken einge­graben hat.

    Wenn mann wollte, kön­nte er sich durch ‘Reini­gungskräfte’ (gram­ma­tisch weib­lich!) diskri­m­iniert fühlen. Natür­lich will das nie­mand. Warum soll­ten sich also Frauen durch ‘Stu­den­ten’ diskri­m­iniert fühlen?
    Dass hier nach Geschlecht unter­schieden wird, ist eine bloße Behaup­tung. Wie wollen Sie beweisen, dass jemand auschließlich Män­ner meint, wenn er / sie ‘Stu­den­ten’ sagt? Ich kenne jeden­falls nie­man­den, bei dem das der Fall ist.
    Ihre eige­nen Worte:

    Drei Vorstel­lun­gen sind für den Sprach­nör­gler nicht fass­bar. Erstens, Sprache verän­dert sich. Zweit­ens, Wörter (und andere sprach­liche Zeichen) kön­nen mehr als eine Bedeu­tung haben. Drit­tens, Ver­ste­hen beste­ht nicht in einem mech­a­nis­chen Dekodieren von Wortbe­deu­tun­gen, son­dern in einem aktiv­en Deuten von Äußerun­gen in konkreten Sit­u­a­tio­nen und im sprach­lichen Zusammenhang. 

    Erstens: Unsere Sprache hat sich dahinge­hend geän­dert, dass mit dem gener­ischen Plur­al meis­tens (s. 2) bei­de biol­o­gis­chen Geschlechter gemeint sind.
    Zweit­ens: ‘Stu­den­ten’ kann mehrere Bedeu­tun­gen haben:
    a) männliche Studierende (‘Stu­den­ten und Studentinnen’)
    b) alle Studieren­den (‘Stu­den­ten’).
    Drit­tens: Sie betreiben in der ganzen Diskus­sion genau dieses: mech­a­nis­ches Dekodieren von Wortbe­deu­tun­gen, indem sie vom gram­ma­tis­chen Genus (Sin­gu­lar) auf die Bedeu­tung des Plu­ral­be­griffs schließen.
    Sor­ry, IMHO ist das inkon­se­quent und nicht überzeugend.

  4. klappnase

    taz
    [blockquote]Der Punkt aus der Fußnote ist übri­gens sehr schön von der taz illus­tri­ert worden[/blockquote]
    Lei­der ist das im Kom­men­tar­bere­ich der ver­link­ten Seit­en dann nicht mehr so schön; was für Creeps sich so auf taz.de tum­meln… *grusel*

  5. Martin Holzherr

    Erwün­schte “Diskrim­i­na­tion”
    Eine Unter­schei­dung, die als Diskrim­i­na­tion bekan­nt ist, wird nicht sel­ten von den Diskri­m­inierten sel­ber betont, denn es hat ihre Erfahrun­gen geprägt. Der Schwarze kann also auf seinem Schwarz­sein beste­hen, weil das seine Sozial­i­sisierung geprägt hat und er auch sel­ber eine Ander­sar­tigkeit fühlt auf die er gar nicht mehr verzicht­en will. Der Begriff Black music wird von vie­len Schwarzen wohl dem Begriff afroamerikanis­che Musik vorge­zo­gen und ist nicht nur bei ihnen pos­i­tiv besetzt.
    Auch Frauen und Schwule beto­nen nicht sel­ten ihr Frau­sein oder Schwul­sein als pos­i­tives Diskrim­ierungsmerk­mal. Die Diskrim­i­na­tion kann ja auch umgekehrt wer­den in dem Sinn, dass eine Frau ihr Frau­sein betont um dem Mann zu ver­ste­hen zu geben, dass er in diesen und jenen Punk­ten nichts zu melden hat.

  6. Helmut Wicht

    .”…Sprache diskri­m­iniert. Und wir diskri­m­inieren durch Sprache, jedes Mal, wenn wir den Mund aufmachen.”
    Wie soll ich das “diskri­m­inieren” hier ver­ste­hen? Als “unter­schei­den” oder als “her­ab­set­zen”? Oder als Wort, das zwis­chen bei­den Bedeu­tun­gen changiert?
    Im Falle von “her­ab­set­zen” müsste ich heftigst protestieren und subito hier end­los viel Poe­sie abladen, in der Göt­ter und Geliebte (und son­st noch alles mögliche) VERHERRLICHT wer­den, dass es eine helle Freude ist …

  7. Rumo

    Wo ist Unter­schei­dung “erlaubt”?
    Was ich nicht ganz ver­ste­he: Wenn das hier in Ord­nung ist:
    “Es gibt sich­er einige wenige Sit­u­a­tio­nen, in denen es eine Rolle spielt, ob jemand ein Mann oder eine Frau ist (für viele Men­schen spielt das bei der Part­ner­wahl eine Rolle und für Ver­sicherun­gen ist es auf­grund der unter­schiedlichen Lebenser­wartung interessant).”
    Warum ist es dann das nicht:
    “Aber trotz­dem erscheinen uns Aus­sagen wie „Frauen kön­nen nicht ein­parken“ und „Frauen gehen gerne Shop­pen“ oder „Män­ner kön­nen ihre Gefüh­le nicht zeigen“ und „Män­ner guck­en gerne Fußball“ zwar nicht unbe­d­ingt wahr, aber zumin­d­est aus­re­ichend sin­nvoll, um über ihren Wahrheits­ge­halt nachzudenken.”
    Für eine Ver­sicherung bspw. kön­nte die Frage, ob Frauen schlechter (oder vielle­icht auch bess­er) ein­parken kön­nen als Män­ner, doch dur­chaus inter­es­sant sein. Eben­so wie es eine Wer­beagen­tur, die Wer­bung für Rasier­er schal­ten möchte, inter­essieren kön­nte, ob Män­ner beson­ders gerne Fußball schauen.

  8. amfenster

    Die Idee der “sub­stan­zlosen Kat­e­gorisierun­gen” finde ich prob­lema­tisch. Dazu nur ein paar so unsortierte wie unfer­tige Gedanken:
    Zum einen ist ja die Henne-Ei-Frage, woher denn die in Sprache gefassten Diskriminationen(die fra­g­los unsere Welt­sicht prä­gen) herkom­men und was nun die Rück­kop­plung wovon ist. Über kurz oder lang lan­det man da wohl wieder bei Sapir/Whorf…
    Zum anderen aber halte ich es — um mal ein biss­chen küchenpsy­chol­o­gisch zu wer­den — für unver­mei­dlich, dass der Men­sch Unter­schiede zu anderen Men­schen erken­nt und benen­nt. Daraus schöpft sich doch Iden­tität, aus dem Wech­sel­spiel von Iden­ti­fika­tion und Abgren­zung. Ich sehe nicht, wie man die Fest­stel­lung “Du bist anders als ich” (und deren Ver­sprach­lichung) auss­chal­ten sollte und könnte.
    Die Frage bleibt dabei natür­lich, warum aus­gerech­net die Haut­farbe als ein solch­es Diskrim­i­na­tion­s­merk­mal tau­gen sollte und ver­gle­ich­bare Merk­male wie Haar- oder Augen­farbe dafür tat­säch­lich irrel­e­vant sind.
    Unfer­tige Spon­tangedanken, wie gesagt…

  9. Alex

    dis­crim­i­nate
    Sehr schön­er und wichtiger Beitrag, bin auf die weit­eren ges­pan­nt. Auch ich ver­suche, immer wieder zu erk­lären, dass Sprache tat­säch­lich unser Denken bee­in­flusst und man deswe­gen gut über Begriffe nach­denken sollte.
    Zur Bedeu­tung von “dis­crim­i­nate” möchte ich aber noch anmerken, dass die deutsche Bedeu­tung “benachteili­gen” im Englis­chen eigentlich nur mit der zusät­zlichen Prä­po­si­tion “against” gegeben ist. Bei “dis­crim­i­nate” ohne Prä­po­si­tion ist in der Regel immer noch nur “unter­schei­den” gemeint.

  10. Feathers McGraw

    @ Michael Allers
    Sie sind ein­er von diesen Men­schen die das wohl immer noch nicht ver­standen haben. Das wird langsam irgend­wie etwas müßig, aber wir pro­bieren es nochmal: Ob sich jemand diskri­m­iniert fühlt oder nicht hat über­haupt nichts damit zu tun ob sie das per­sön­lich plau­si­bel find­en oder nicht. Es ste­ht Ihnen schlicht und ein­fach nicht zu zu entschei­den ob sich jemand diskri­m­iniert fühlen darf oder nicht.
    Es ist wie es ist: Men­schen fühlen sich diskri­m­iniert vom gener­ischen Maskulinum, egal wer das nachvol­lziehbar find­et. Also bemüht man sich, For­mulierun­gen und Vok­a­beln zu find­en die nicht diskri­m­inieren. Warum das so ein Prob­lem darstellt weiss ich beim besten Willen nicht. Aber “Die sollen sich doch mal ein­fach nicht diskri­m­iniert fühlen” ist nun beim besten Willen keine Lösung.

  11. tungl

    @ Michael Allers
    Es geht nicht um das gram­ma­tis­che Geschlecht eines Wortes (wie in ‘Reini­gungskraft’), son­dern darum, ob es zu einem Wort eine (mor­phol­o­gisch markierte) männliche und weib­liche Form gibt, wie in Lehrer/Lehrerin oder Student/Studentin. Wenn es diese For­men gibt, aber nur eine davon benutzt wird um bei­de zu beze­ich­nen, wird man automa­tisch an das mit der Form beze­ich­nete Geschlecht denken.
    Als Beispiel aus dem All­t­ag: Ich stelle mich einem neuen Kol­le­gen vor und sage, dass ich für Pro­fes­sor x arbeite. Er ken­nt Pro­fes­sor x noch nicht und fragt: Ah, ist das der Typ, dem das Eck­büro gehört? Prof. x ist natür­lich eine Frau, aber da ich die (ange­blich neu­trale) männliche Form gebraucht habe ist mein Kol­lege avon aus­ge­gan­gen, dass es sich um einen Mann han­deln müsse.
    Zugegeben­er­maßen ist das kein Phänomen, dass sich rein auf die Sprache beschränkt; nicht nur ein­deutig männlich markierte Wörter wer­den gern als ange­blich neu­trale, inklu­sive Form ver­wen­det. Wenn z.B. die Evo­lu­tion des Men­schen bildlich dargestellt wer­den soll, wer­den ganz selb­stver­ständlich männliche Indi­viduen dargestellt (ein­fach mal eine google-Bilder­suche machen. Ein weit­er­er Effekt, der bei diesen Bilder­se­rien zu beobacht­en ist, ist dass die Men­schen mit zunehmender Entwick­lung immer hell­häutiger wer­den. Aber dass pro­to­typ­is­che Europäer stel­lvertre­tend für der Rest der Spezies ste­hen ist bes­timmt auch rein­er Zufall).
    Wie der Sprach­blog­ger schon sagte, wie leben nicht in ein­er post-gen­der-Utopie, in der mal männliche, mal weib­liche For­men ver­wen­det wer­den, um alle Men­schen zu beze­ich­nen. Män­ner wer­den automa­tisch als das typ­is­che, han­del­nde Sub­jekt gedacht und die Ver­wen­dung von masku­li­nen For­men als ’neu­trale’ Beze­ich­nung für alle ist ein Aus­druck und eine Ver­stärkung dieses Problems.
    Als Fußnote: Alles was ich gesagt habe lässt sich natür­lich umgekehrt auf die Branchen anwen­den, in denen Män­ner sel­ten sind. Am besten sind geschlecht­sneu­trale Begriffe, und wenn sich die nicht bilden lassen müssen eben männliche und weib­liche For­men benutzt wer­den (Krankenpfleger/innen statt Krankenschwester).

  12. Gunnar

    Diskri­m­inieren
    Zumin­d­est im fach­lichen Bere­ich der Min­er­alo­gie find­et sich die ursprüngliche Bedeu­tung des Wortes dirkri­m­inieren noch. Hier wer­den anhamd von Diskrim­i­na­tions­di­a­gram­men Gesteine nach ihren chemis­chen Haup­tkom­po­nen­ten dirkri­m­iniert. Ein Umstand, der bei manchem Studieren­den zuerst zu leichter Ver­ständ­nis­losigkeit geführt hat. Wobei mir aber nicht ganz schlüs­sig ist, ob es sich hier wirk­lich um ein Relikt ein­er “alten” Bedeu­tung im Deutschen han­delt, oder um eine Über­nahme aus dem englichen Sprachraum.

  13. LMK

    @Michael Allers
    Ich habe kür­zlich irgend­wo gele­sen, dass Stef­fi Jones — die Organ­i­sa­tion­schefin der Fuss­ball-WM 2011 — als Kind häu­fig darunter zu lei­den hat­te, dass andere Kinder ihr “Negerlein” nachgerufen haben. Wahrschein­lich wäre es für sie hifre­ich gewe­sen, wenn ihr jemand erk­lärt hätte, dass es schließlich ihre eigene Schuld sei, wenn die anderen Kinder nicht mit ihr spie­len wollten.

  14. Anatol Stefanowitsch

    Sozial­i­sa­tion, Gener­i­ka, Verherrlichung
    @Achim Das mit der Sozial­i­sa­tion stimmt, aber das ist dann (zumin­d­est teil­weise) eine Kon­se­quenz der sprach­lichen Kat­e­gorisierung — genau das ist ja das Prob­lem. Man kann Kindern einen Satz wie „Jungs weinen nicht“ einre­den, weil ein Sub­stan­tiv wie Junge, das eigentlich nur „nicht-erwach­sene Men­schen mit Penis“ beze­ich­net, mit Attribut­en wie „weint nicht“ aufge­laden wer­den kann. Hät­ten wir kein Wort für Junge, son­dern wür­den dort, wo es abso­lut nötig ist, eben „männlich­es Kind“ oder „Kind männlichen Geschlechts“ sagen, wäre diese Aufladung schwieriger.
    Das mit den neu­ro­phys­i­ol­o­gis­chen Merk­malen halte ich in dieser Form angesichts der Forschungslage für eine äußerst ver­frühte Speku­la­tion. Vor allem wird hier die neu­ro­phys­i­ol­o­gis­che Vari­a­tion, die mehr oder weniger kon­tinuier­lich sein dürfte, an ein­er Stelle in zwei diskrete Kat­e­gorien zer­schnit­ten (Männer/Frauen) und dann wird so getan, als sagten die Mit­tel­w­ert­sunteschriede zwis­chen diesen Kat­e­gorien etwas über die einzel­nen Mit­glieder dieser Kat­e­gorien aus.
    Dass es manch­mal offen­sichtlich prak­tisch sein kann, äußere Merk­male zur Iden­ti­fika­tion eines Indi­vidu­ums her­anzuziehen (Haar­farbe, Haut­farbe oder auch die Farbe des T‑Shirts, das jemand trägt), ist klar. Ob es wirk­lich häu­fig Sit­u­a­tio­nen gibt, in denen nur die Haut­farbe eine Unter­schei­det, wie im Beispiel mit dem neuen Kol­le­gen, weiß ich nicht, ich kann es mir aber kaum vorstellen. Wenn ja, dann kann man diese Eigen­schaft ja direkt beschreiben, wie man es mit der Farbe des T‑Shirts auch machen würde.
    Dass Grup­pen manch­mal neg­a­tiv beset­zte Wörter bewusst für sich reklamieren, wie im Fall von schwul, ist richtig. Es kann den Pejo­ra­tionszyk­lus durch­brechen, muss es aber nicht. Auf jeden Fall ist das eine Entschei­dung der Betroffenen.
    @ Nils Reit­er, klapp­nase: Inter­es­sante Links, da steckt viel Stoff für Analy­sen drin (ger­ade in den Kommentaren)!
    @ Michael Allers: Zu Ihren Punk­ten 1 und 2: Nein. Es wäre sich­er bequem, wenn es so wäre, ist es aber nicht. Es wird oft ver­sucht, mit dieser Strate­gie struk­turelle Diskri­m­inierung zu verdeck­en, aber es ist tat­säch­lich die Sprache selb­st, die diskri­m­iniert (die Sprecher/innen natür­lich auch).
    Bei Reini­gungskraft ver­wech­seln Sie (wieder ein­mal) gram­ma­tis­ches und natür­lich­es Geschlecht.
    Die Behaup­tung, Stu­den­ten könne die Bedeu­tung „Studierende aller Geschlechter“ haben, wird nicht wahrer, indem man sie ständig wiederholt.
    @ Mar­tin Holzherr: Ja, siehe meine Fußnote.
    @ Hel­mut Wicht: Wenn es doch nur so wäre, dass Ver­her­rlichung und Diskri­m­inierung einan­der auss­chlössen. Tun sie aber nicht.
    @ amfen­ster: Das Prob­lem ist doch, dass die Sprache uns die Dimen­sio­nen vorgibt, anhand der­er wir Unter­schiede zwis­chen uns uns anderen Men­schen erken­nen (bzw. kon­stru­ieren). Die Henne-Ei-Frage stellt sich natür­lich, aber Sie beant­worten Sie ja selb­st: Wir haben es im Prinzip mit einem sich durch Rück­kop­pelung selb­st ver­stärk­enden Sys­tem zu tun.
    @ Feath­ers McGraw, tungl: Danke!
    @ Gun­nar: Es ist tat­säch­lich ein Relikt ein­er alten Bedeutung!

  15. Michael Allers

    @Feathers McGraw, @tung!
    @Feathers McGraw:
    Natür­lich dür­fen Sie sich 24/7 diskri­m­iniert fühlen. Wenn es dazu einen objek­tiv­en Anlass gäbe: Müssten sich dann nicht alle Frauen durch den gener­ischen Plur­al diskri­m­iniert fühlen (was defin­i­tiv nicht der Fall ist)?
    Ihnen und auch dem Blog-Autor ste­ht es schlicht und ein­fach nicht zu zu entschei­den, ob jemand ‘Stu­den­ten’, ‘Kol­le­gen’, ‘Ärzte’ diskri­m­inierend meint oder nicht nicht. Die per­ma­nente Unter­stel­lung ein­er Diskri­m­inierung kön­nte man wiederum als Diskri­m­inierung beze­ich­nen. Lassen wir es dabei.
    @tung!:
    Danke für die Klarstel­lung bzgl. gramm. Geschlecht und (un)markierte Form. Aber ist der Plur­al — nur um den geht es mir — wirk­lich markiert? Das muss wohl jede® für sich selb­st entscheiden.
    Selb­st beim Sin­gu­lar würde ich unter ‘Pro­fes­sor XY’ nicht automa­tisch einen Mann verstehen.

  16. Michael Allers

    @A.S.:

    Die Behaup­tung, Stu­den­ten könne die Bedeu­tung „Studierende aller Geschlechter“ haben, wird nicht wahrer, indem man sie ständig wiederholt. 

    Und nicht unwahrer, indem man sie ständig abstre­it­et. “Alle Sprachge­walt geht vom Volke aus”. Naja …

  17. Feathers McGraw

    @ Michael Allers
    In aller Deut­lichkeit: An kein­er Stelle wird hier jeman­dem unter­stellt dass er das auch notwendi­ger­weise auch diskri­m­inierend *meint*. Das habe wed­er ich, noch A.S. noch son­st irgendw­er behauptet. Der sprin­gende Punkt ist aber: Wie das alles *gemeint* ist spielt abso­lut keine Rolle. Wenn ich Stef­fi Jones “Negerlein” nen­nen würde wäre das nicht OK, egal ob ich NAZI oder das total nett und iro­nisch meinen würde. Sie empfind­et das als belas­tend und belei­di­gend, und damit ist das nicht ok und damit hat sich das. Und wenn eine nicht zu ver­nach­läs­si­gende Anzahl an Stu­dentin­nen find­et, das Wort “Stu­den­ten” schliesst sie impliz­it aus, dann spielt es keine Rolle wie das jemand gemeint hat, dann ver­sucht man das Prob­lem zu lösen.
    Warum das aber ein Prob­lem sein soll ist mir immer noch nicht ganz klar. Bricht mir doch kein Zack­en aus der Kro­ne wenn ich “Studierende” sage, und viele Men­schen fühlen sich dann plöt­zlich nicht mehr aus­geschlossen. Min­i­maler Aufwand mein­er­seits, pos­i­tiv­er Effekt!

  18. Stefan

    @Michael Allers
    Sie ver­ste­hen es wirk­lich nicht oder? Es spielt keine Rolle, dass sich z.b. nicht alle Frauen diskri­m­iniert fuehlen.
    Z.b. gibt es hier in den USA viele fun­da­men­tal christliche Frauen, die mit der Unter­drueck­ung der Frau ueber­haupt keine Prob­leme haben. Nach ihrer Argu­men­ta­tion hiesse das Frauen unter­drueck­en ist ok.

  19. Martin K

    Assozi­a­tion
    Nehmen wir die fol­gen­den Sätze, die eigentlich bedeu­tungs­gle­ich sein sollten:
    (1) Blondi­nen sind dumm.
    (2) Blonde Frauen sind dumm.
    (3) Frauen mit blonden Haaren sind dumm.
    (4) Frauen mit hellen Haaren sind dumm.
    Ich denke, dass jed­er Men­sch die Wörter ver­schieden assoziert. So kommt es wie oben erwäh­nt zu Stande, dass der erste Satz in der Bevölkerung die meiste Zus­tim­mung find­en würde. Zu dem The­ma, dass wir jedes­mal diskrem­i­nieren, wenn wir den Mund auf­machen, kann ich eben­falls meine Zus­tim­mung geben. Sel­ten acht­en Men­schen darauf, welche Wörter Sie benutzen und wie andere Men­schen diese assozi­ieren könnten.
    Ich habe ein Beispiel aus meinem Fre­un­deskreis. Ein guter Fre­und von mir kann nicht so gut Deutsch. seine Frage war, wie er beim Vorstel­lungs­ge­spräch aus­drück­en könne, dass seine jet­zige Fir­ma ihm einen Lehrang finanziert, welch­er ihm bei der Fir­ma, bei welch­er er das Vorges­llungs­ges­räch hat­te, einen entschei­den­den Vorteil brin­gen könne. Er wollte sich so Aus­drück­en, dass es nicht in etwa klingt wie: “ich nutze meine fir­ma aus.”
    hätte er nun gesagt: “meine fir­ma bezahlt mir näch­sten monat eine fort­bil­dung, deshalb kön­nte ich ab übernäch­sten monat bere­its bei ihnen arbeit­en.” wäre das sicher­lich kein ver­trauensvoller Ein­stieg bei der neuen Firma.
    Nun haben wir daran gear­beit­et und aus diesem Satz nun fol­gen­den gemacht: “Ich bilde mich näch­sten monat bere­its in einem Sem­i­nar weit­er um meine Ken­nt­nisse in diesem Bere­ich zu erweit­ern. Auf­grund Dessen kön­nte ich mit dem neu erlangten Wis­sen bere­its schon übernäch­sten Monat bei Ihnen arbeiten.
    An diesem Beispiel wird wir oben beschrieben deut­lich, dass mit Wörtern eine Menge ver­schiede­nen Infos ver­mit­telt wer­den können.
    Tolle Seite übri­gens, hier komme ich öfters her! 🙂

  20. tungl

    @Michael Allers
    Ja, das bezieht sich auch auf die Plu­ral­for­men, da es da ja auch die fem­i­nine Form “Stu­dentin­nen” gibt. Bei “Studierende” gibt es keine andere Form, daher ist sie ein­fach­er als inklu­siv zu interpretieren.
    Wenn Sie es für gewöhn­lich schaf­fen wirk­lich geschlecht­sneu­tral zu denken, wären Sie der erste Men­sch, den ich kenne (inklu­sive mir selb­st) dem das gelingt… wenn ich z.B. einen lin­guis­tis­chen Auf­satz über den Spracher­werb von Kindern lese und dort von den Fortschrit­ten eines bes­timmten Kindes berichtet wird, stolpere ich jedes­mal darüber, wenn dieses Kind später mit einem weib­lichen Pronomen beze­ich­net wird. “Das Kind” ist sog­ar gram­ma­tisch weib­lich, aber ich denke automa­tisch an einen Jun­gen (und ärg­ere mich dann drüber). Nur weil man sich eines Vor­turteils nicht bewusst ist heißt das nicht, das man es nicht hat.
    Hier ist ein Link zum Abstrakt ein­er Studie, die Forschungsergeb­nisse zum The­ma zusam­men­fasst (inwiefern sich Frauen vom gener­ischen Maskulinum inkludiert fühlen). Das Bild ist natür­lich kom­pliziert, aber “[d]ie Befunde stim­men darin übere­in, dass gener­ische Maskuli­na zu ein­er gerin­geren gedanklichen Ein­beziehung von Frauen als von Män­nern führen”.
    Hier ist noch ein Link, in dem die generelle und in der Sprache gespiegelte Ten­denz zum Andozen­tris­mus ganz gut erläutert wird: http://www.genderkompetenz.info/…hung/genderbias

  21. stan

    @tungl und evtl. andere
    Ver­ständ­nis­frage eines lin­guis­tis­chen Laien:
    Was heisst: “Das Kind” ist gram­ma­tisch weiblich?

  22. stan

    @martin holzherr
    “Afroamer­i­can” find­et nicht in Gegen­den statt, die außer­halb von Ameri­ka (USA) liegen, deswe­gen sollte es nicht wun­dern, wenn Schwarze die Beze­ich­nung “Black Music” bevorzu­gen, wenn sie auch von der (oder den) afrikanis­chen Soul‑, Funk‑, und Jazz- Szene(n) der 60-ger, 70-ger, 80-ger und so weit­er Jahre und anderen auf der Welt wis­sen, was hierzu­lande zugegeben­er­maßen nicht ein­fach ist.

  23. Schleuderkurs

    Studenten/Studierende
    Auch wenn ich selb­st die Wörter Studierende und Stu­den­ten ziem­lich aus­tauschbar ver­wende muss ich sagen: wenn ich die Wörter in einem Zusam­men­hang höre oder lese, zB “Viele Stu­den­ten sitzen bis spät in die Nacht in der Bib­lio­thek.” bzw “Viele Studierende sitzen…”, stelle ich mir bei der Stu­den­ten-Vari­ante tat­säch­lich eine Gruppe abends in der Bib­lio­thek sitzen­der Män­ner vor, bei der Studieren­den-Vari­ante tue ich das nicht.
    Ich habe keine Ahnung, was genau im Kopf der Leute, die find­en, dass mit “Stu­den­ten” auch Frauen gemeint sind vorge­ht, aber es würde mich schon inter­essieren, ob sie bei einem Satz über “Stu­den­ten” tat­säch­lich eine gemis­cht-geschlechtliche Gruppe assoziieren.

  24. Studierendenfutter

    Sprache kann genau­so wenig diskri­m­inieren, wie eine Geige Musik machen kann.

    Erstens stellen Sie die Merk­male, anhand der­er sie getrof­fen wer­den, als durchgängig rel­e­vant dar. 

    Umso ver­wun­der­lich­er, dass Femis­nistin­nen auf sprach­lich­er Geschlechterseg­re­ga­tion beste­hen und damit die Geschlechtlichkeit von Frauen und Män­nern als durchgängig rel­e­vant darstellen.

  25. Studierendenfutter

    Ich habe keine Ahnung, was genau im Kopf der Leute, die find­en, dass mit “Stu­den­ten” auch Frauen gemeint sind vorgeht …

    Was in deren Kopf “vorge­ht”? Was, bitte, geht denn in Ihrem Kopf vor, so eine For­mulierung zu wählen, die Men­schen, die sich unter Stu­den­ten Frauen & Män­ner vorstellen, in die Ecke von Gestörten rückt? Was glauben Sie wohl, was in deren Köpfen vorge­ht? Kön­nen Sie sich nicht vorstellen, dass in ander­er Leut’s Köpfen etwas anderes vorge­ht, als in Ihrem Kopf? Hal­ten Sie das Vorge­hen in Ihrem Kopf für das Maß der Dinge?

    … aber es würde mich schon inter­essieren, ob sie bei einem Satz über “Stu­den­ten” tat­säch­lich eine gemis­cht-geschlechtliche Gruppe assoziieren.

    Selb­stver­ständlich. Man assoziert schließlich auch bei Worten wie “Leute”, “Pub­likum” oder “Gäste” gemis­chgeschlechtliche Grup­pen. Und das behaupte ich, auch ohne zu wis­sen, was in Ihrem Kopf so vorgeht.

  26. RD

    Studieren­denkrawalle
    Natür­lich diskri­m­iniert Sprache, im Sinne von unter­schei­den, dazu ist sie ja da.
    Diskri­m­inierung im Sinne von Abw­er­tung oder Aufw­er­tung geschieht im Kopf des sprechenden/Hörenden.
    2 Beispiele die ähn­lich hier im Blog kamen:
    Wenn von einem ‘bes­timmten’ Kind die Rede die Rede ist, denke ich automa­tisch eher an ein Mäd­chen. Ich habe nun­mal nur eine Tochter.
    Wenn ich im Beruf­sleben von einem schwarzen Kol­le­gen höre, den ich noch nicht kenne, sind damit bei mir aus­ge­sprochen pos­i­tive Assozi­a­tio­nen ver­bun­den, denn ich hat­te vor Jahren 2 fach­lich und men­schlich her­vor­ra­gende Kol­le­gen aus dem Sene­gal bzw. der Elfen­beinküste. Insofern fände ich es auch falsch den Begriff ‘Schwarz­er’ zu ver­mei­den. Falsch ist es, vor­ein­genom­men zu sein. Ver­mei­det man den Begriff krampfhaft, so ist man bere­its vor­ein­genom­men, oder qual­i­fiziert den Empfänger der Botschaft als vor­ein­genom­men ab.
    Wenn ich an Stu­den­ten denke kommt es irgend­wie auf den Zusam­men­hang an. Bei Stu­den­te­nun­ruhen mit Krawall und so, ja zugegeben da denke ich eher an Jungs. (Sollte man also stattdessen sagen:
    Studieren­denkrawalle? ) Anson­sten gehen mir bei Stu­den­ten ein­fach Bilder aus meinem let­zten Besuch der deutschen Bib­lio­thek im Kopf rum, dur­chaus gemis­cht. Andr­er­seits ist es ja ziem­lich den Begriff ‘Studierende’ zu ver­wen­den wenn man Indi­viduen bei­der Geschlechter meint warum sollte man sich nicht präzise aus­drück­en, wenn es so ein­fach ist?

  27. D. Müller

    Mir ist nicht ganz klar , worauf die Argu­men­ta­tion hin­aus­läuft: Soll es heißen: (1)Weil Sprache im ursprünglichen Sinne diskri­m­iniert (unter­schei­det), ist sie Kom­plizin des Diskri­m­inierens im über­tra­ge­nen Sinn (abw­er­tend unter­schei­den); und (2) deshalb wäre es bess­er, sie unter­schiede gar nicht, außer für (3) den speziellen Zweck, auf Diskri­m­inierung und Ver­fol­gung hinzuweisen, um gegen diese Phänomene vorge­hen zu können?

  28. Feathers McGraw

    @ Studieren­den­fut­ter
    Prak­tis­cher­weise haben die von Ihnen gewählten Beispiele entwed­er gar keine gebräuch­liche Vari­ante im Sin­gu­lar oder eine die tat­säch­lich geschlecht­sneu­tral ist (“Gast”) Und ich meine hier das natür­liche Geschlecht, nicht das gram­ma­tis­che (das ist bei “Gast” natür­lich männlich, tut aber nichts zur Sache in diesem Fall. “Mäd­chen” ist ja auch Neutrum)
    Was allerd­ings wirk­lich eigentlich keine Rolle spielt: Was bei Leuten im Kopf vorge­ht, die bes­timmte Worte sagen. Wichtig ist nicht wie es gemeint ist, son­dern wie es ankommt. Und da kann man sich doch wirk­lich auch min­i­mal Mühe geben (wie bere­its weit­er oben erläutert) Schön für sie dass SIE Frauen im gener­ischen Maskulinum mit­meinen, aber lei­der fühlen sich da trotz­dem nicht alle mitgemeint.
    Per­sön­lich kön­nen sie das auch hall­ten wie sie wollen, aber ich finde es dur­chaus angemessen das Men­schen und Insti­tu­tio­nen, die alle Studieren­den ansprechen sollen (oder wollen) sich dahinge­hend auch etwas Mühe geben.

  29. Christoph Päper

    Die Behaup­tung, Stu­den­ten könne die Bedeu­tung „Studierende aller Geschlechter“ haben, wird nicht wahrer, indem man sie ständig wiederholt.

    Natür­lich kann es diese gener­ische Bedeu­tung haben, auf Emit­ten­ten- wie auf Rezip­i­en­ten­seite. Es muss nicht und kann sich auf den Seit­en unterscheiden.
    Das ist doch das eigentliche Dilem­ma: wir haben eine markierte sexus-weib­liche Form, aber keine ‑männliche, d.h. um die Sprache zu „verbessern“ müssten wir entwed­er die eine markierte (weib­liche) Form abschaf­fen oder eine zweite markierte (sexus-männliche) hinzufü­gen, und das auch bei den Pronomen und evtl. Artikeln. Alles andere sind zwar weniger schwierige (d.h. wahrschein­lich­er akzep­tierte) kün­stliche Ein­griffe in das natür­lich gewach­sene Sprach­sys­tem, aber let­ztlich bloß halb­herzige Symptombehandlung.
    Ich bevorzuge Sprachökonomie vor Sprach­poli­tik, darum gibt es bei mir keine umständlichen „und ‑innen“- bzw. „oder ‑in“-Doppelformen, aber neben dem üblichen, gener­isch gemein­ten „Stu­den­ten“ ggf. abhängig von Adres­sat und Sit­u­a­tion ein zweifels­freier gener­isches „Stud­is“ oder „Studierende“ … und neulich habe ich doch tat­säch­lich jeman­den „die Stu­dents“ (deutsch aus­ge­sprochen) sagen gehört, wom­it ein­deutig alle Stud­is gemeint waren.
    Mich wun­dert, dass so oft am schwieri­gen Objekt Sprache ange­grif­f­en wird, wo es doch viel krassere Fälle, die noch dazu ein­fach­er zu kor­rigieren – weil arte­fak­tisch – sind, gibt, z.B. Toi­let­ten- und Verkehrss­childer: In der europäisch-amerikanis­chen Sam­melkul­tur (und durch deren geschichtlich und wirtschaftlich bed­ingten Ein­fluss prak­tisch weltweit) wird die stil­isierte Frau meist durch einen Rock gekennze­ich­net, während das Pik­togramm des Mannes dem des geschlecht­sunbes­timmten Men­schen entspricht, also unmarkiert ist. Da auch Pik­togramme bis zu einem gewis­sen Maße arbi­trär sind, schlage ich vor, dazu ein ähn­lich anachro­nis­tis­ches und kul­tur­spez­i­fis­ches äußer­lich­es Merk­mal zu ver­wen­den, bspw. einen Hut oder einen Schlips.

  30. Feathers McGraw

    @RD
    Ich freue mich das in ihrem Kopf die Assozi­a­tio­nen für “Schwarze” pos­i­tiv sind. Ist aber egal. Meine Gross­mut­ter hat­te bei “Negerlein” auch nur pos­i­tive Assozi­a­tio­nen. Da war sie aber ein Einzelfall. So sehr ich sie liebe, aber da gibt es auch für sie als zer­ti­fiziert net­ten Men­schen keine Aus­nah­megenehmi­gung. Und da geht die Tat­sache das Men­schen wie Stef­fi Jones als Kind sehr gelit­ten haben über die Gewohn­heit­en mein­er Grossmutter.
    Das mit den Studieren­denkrawallen finde ich aber schon inter­es­sant. Das Wort “Studierende” wird meines Eracht­ens größ­ten­teils in der Ansprache an diesel­bi­gen ver­wen­det. Studieren­denkrawalle wären zwar richtiger­weise als solche zu beze­ich­nen, aber klingt eben auch weniger schmis­sig. Es wird sich auch kaum jemand darüber bekla­gen, da ver­bal aus­geschlossen zu werden.

  31. Anatol Stefanowitsch

    Seg­re­ga­tion, Argumentation
    @ Studieren­den­fut­ter: Fem­i­nistin­nen beste­hen nicht auf sprach­lich­er Geschlechterseg­re­ga­tion, sie beste­hen (häu­fig) darauf, dass Frauen nicht ein­fach sprach­lich wegge­lassen wer­den. Die Geschlechterseg­re­ga­tion ist in der Struk­tur der Sprache angelegt.
    Zu Ihrer Antwort auf „Schleud­erkurs“: Lesen Sie genauer und mäßi­gen Sie bitte Ihren Ton­fall. Nie­mand rückt jeman­den in die Ecke von gestörten. „Schleud­erkurs“ weist hier lediglich darauf hin, dass er/sie nicht weiß, was Leute sich vorstellen, wenn sie eine männliche Per­so­n­en­beze­ich­nung hören. Die Forschung weiß es glück­licher­weise, und ich werde in einem Fol­ge­beitrag über diese Forschung bericht­en. Zum Rest Ihres Kom­men­tars kön­nte ich nur das Wieder­holen, was Feath­ers McGraw schon darauf antwortet
    @ D. Müller: Die Argu­men­ta­tion läuft darauf hin­aus, dass mit jed­er Unter­schei­dung die Möglichkeit ein­er Bew­er­tung entste­ht, die mit der ursprünglichen Unter­schei­dung nichts mehr zu tun hat. Das ist grund­sät­zlich unver­mei­dlich, aber in eini­gen Fällen ist es weniger unver­mei­dlich als in anderen. Mein Ziel ist es, auf diese Tat­sache aufmerk­sam zu machen und ein kleines Stück zur Bewusst­seins­bil­dung in diesem Bere­ich beizu­tra­gen. Ob Indi­viduen, Grup­pen oder Insti­tu­tio­nen Kon­se­quen­zen für den eige­nen Sprachge­brauch daraus zieht und wenn ja, welche, liegt nicht bei mir.

  32. Klausi

    Vorurteile
    …habe ich jede Menge. Das ist nicht nur men­schlich, son­dern auch gut so. Ohne Vorurteile kön­nte man näm­lich keinen Tag seines Lebens heil über­ste­hen. Es sind der bren­zlichen Lebenssi­t­u­a­tio­nen zu viele, als dass ich Sie alle erst ein­mal zur Ein­schätzung durch mein Gehirn schick­en kön­nte, um sie objek­tiv zu bew­erten. Im schlimm­sten Falle wäre ich näm­lich bere­its lange vor Abschluss der Auswer­tung tot. Deshalb ist der Men­sch von der Natur mit Vorurteilen geseg­net worden.
    Wir teilen uns die Welt in ein­fache Bilder und Muster ein, um über die Flut von Infor­ma­tio­nen, die auf uns tagtäglich ein­strö­men, über­haupt noch Herr zu wer­den. Zunächst deshalb sprechen wir in unseren Bre­it­en von einem “Schwarzen”, wenn wir einen Schwarzafrikan­er beschreiben, denn zunächst ein­mal dadurch, dass er eine schwarze Haut­farbe hat, unter­schei­det er sich hier bei uns unter lauter Weißen. Und auch in Schwarzafri­ka ist das erste Unter­schei­dungsmerk­mal für uns Hell­häutige eben­falls die Hautfarbe.
    Erst danach kom­men die bösen Vorurteile, die jedoch andere Gründe haben, auch wenn sie dem sel­ben atavis­tis­chen Muster fol­gen. Es sind aber nicht die Worte, die böse sind, son­dern der Men­sch, der seine Vorurteile in Worte klei­det und in sein­er Sprache zum Aus­druck bringt. Dem­nach sind Worte und ist Sprache unschuldig, die Vorurteils­bil­dung find­et im Kopf und nicht im Trans­portwe­sen men­schlich­er Ver­ständi­gung statt.
    Über das, was laut A.S. Sprache anson­sten noch so mit uns macht und zu was sie uns ange­blich zwingt, muss ich noch ein­mal nach­denken. Es erscheint mir aber auf den ersten Blick so, als ob er den Pfad der reinen Lehre, der guten Sache wegen ver­ste­ht sich, zu ver­lassen bere­it ist. Höre ich aus seinen Worten so etwas wie Spracherziehungsab­sicht­en her­aus, oder täusche ich mich? Und was ist in diesem Zusam­men­hang mit der Auto­momie der Sprecherge­mein­schaft? Wollen wir es zukün­ftig nicht mehr ihr über­lassen, welchen Worte sie für was auch immer ver­wen­det? (Oder soll es nur um eine Aus­nahme von der Regel gehen?) Wenn nicht mehr sie, weshalb sollte man nur an ein­er Stelle ein­greifen dür­fen und nicht auch an anderen des Sprachge­brauch­es? Diese Zusam­men­hänge ver­ste­he ich noch nicht ganz. Wie gesagt, darüber muss ich noch ein­mal nachdenken.

  33. Schleuderkurs

    @Studierendenfutter
    Ich halte mich nicht für das Maß der Dinge, daher meine Frage:
    Was geht in Ihrem Kopf vor/was denken/assoziieren/stellen Sie sich vor, wenn Sie den Aus­druck hören? Das war eine ern­st­ge­meinte Frage.
    Von Gestört­sein war nicht die Rede, wie A.S. sehr richtig bemerkt hat.

  34. Rumo

    @Schleuderkurs

    Ich habe keine Ahnung, was genau im Kopf der Leute, die find­en, dass mit “Stu­den­ten” auch Frauen gemeint sind vorge­ht, aber es würde mich schon inter­essieren, ob sie bei einem Satz über “Stu­den­ten” tat­säch­lich eine gemis­cht-geschlechtliche Gruppe assoziieren.”

    Speziell bei dem Wort “Stu­den­ten” sehe ich tat­säch­lich eine gemis­cht­geschlechtliche Gruppe vor dem inneren Auge.
    Was genau dabei in meinem Kopf vorge­ht, kann ich natür­lich schlecht sagen — ich ver­mute aber ein­fach mal, dass es daran liegt, dass ich tagtäglich eben­so viele weib­liche wie männliche Stu­den­ten sehe und eine größere Gruppe von Stu­den­ten automa­tis­cher­weise fast immer aus Frauen und Män­nern besteht.
    Anders ist das zum Beispiel bei “Pro­fes­soren”, wo ich mir spon­tan eher eine Män­nerrunde vorstellen würde, was — zumin­d­est zu einem Teil — sich­er daran liegt, dass ich bish­er fast auss­chließlich männliche Pro­fes­soren ken­nen gel­ernt habe.

  35. Feathers McGraw

    Man kanns gar nicht oft genug sagen…
    …was vor Ihrem inneren Auge zu sehen ist, ist total wurscht! Ich freu mich total für sie dass sie Stu­dentin­nen dabei vor dem inneren Auge haben, viele Stu­dentin­nen sehen sich nicht in dem Wort. Auch wenn sie per­sön­lich gar nichts dage­gen hät­ten wenn die sich jet­zt ein­fach mal mit­ge­meint fühlen wür­den — sie tuns halt ein­fach nicht. Und da die “Na die sollen sich mal nicht so haben”-Methode seit fast 30 Jahren wirkungs­los bleibt, kön­nte man es doch mal mit einem Wort ver­suchen welch­es, wie man so schön sagt, etwas mehr “inclu­sive” (hier als Anglizis­mus ver­wen­det) ist.

  36. tungl

    schon durcheinan­der
    @ Stan: Damit meine ich, dass ich meinen Post nicht ordentlich gegen­ge­le­sen habe… Sorry!
    “Das Kind” ist natür­lich gram­ma­tisch sächlich.
    @Studierendenfutter: Die deutsche Sprache hat nun ein­mal die Möglichkeit, Geschlecht­sun­ter­schiede mor­phol­o­gisch zu markieren, also kann man nicht ein­fach die männliche Form als “neu­tral” her­aus­pick­en. Mir wären kom­plett geschlecht­sneu­trale Aus­drücke auch lieber.
    @diverse:
    Es ist klar, dass per­sön­liche Erfahrun­gen die eigene Vorurteil­swelt prägt und Einzelne daher gegenüber bes­timmten gesellschaftlich benachteiligten Grup­pen auch pos­i­tive Vorurteile (die sind es ja dann immer­noch) haben kann. Das ändert aber nichts an der Tat­sache, dass Men­schen mit “aus­ländisch” klin­gen­den Namen bei gle­ich­er Qual­i­fika­tion schlechtere Chan­cen auf Ein­stel­lung haben.
    Selb­st wenn man also von sich selb­st denkt, diese Vorurteile nicht zu teilen kann man nicht ein­fach das zugrun­deliegende gesellschaftliche Prob­lem bei­seit­ewis­chen und/oder das Bemühen um eine inkluierende Sprache zu überko­r­rek­ten Sprach­nör­gler­tum erklären.

  37. Studierendenfutter

    Prak­tis­cher­weise haben die von Ihnen gewählten Beispiele entwed­er gar keine gebräuch­liche Vari­ante im Singular …

    Was für meine Assozi­a­tion irrel­e­vant ist. Men­schen hat einen Sin­gu­lar und ich denke dabei auch nicht nur an Män­ner. Ich denke dabei an Men­schen und gar nicht an deren Geschlecht. Auch nicht an das Geschlecht der Männer.

    oder eine die tat­säch­lich geschlecht­sneu­tral ist (“Gast”) Und ich meine hier das natür­liche Geschlecht, nicht das grammatische …

    Gast” ist zunächst ein­mal genau­so geschlecht­sneu­tral wie “Stu­dent” und wird es solange bleiben, bis sich “Gästin” etabliert.

    Die Behaup­tung, Stu­den­ten könne die Bedeu­tung „Studierende aller Geschlechter“ haben, wird nicht wahrer, indem man sie ständig wiederholt.

    Das Gegen­teil wird aber auch nicht wahrer. In der Prax­is gibt es allerd­ings ein sehr schönes Beispiel, dass es die Bedeu­tung „Studierende bei­der Geschlechter“ sehr wohl gibt und gab. In der ehe­ma­li­gen DDR näm­lich. Dort sprach man expliz­it von männlichen Stu­den­ten, wenn diese gemeint waren.

    Die Geschlechterseg­re­ga­tion ist in der Struk­tur der Sprache angelegt.

    Und wurde in dem Moment aufgewe­icht, als Frauen in die Bedeu­tung der vor­mals männlichen Begriffe ein­wan­derten und die Bedeu­tung neu­tral­isierten. Dabei hätte man es belassen können.

    Lesen Sie genauer

    Verzicht­en Sie bitte auf Bew­er­tun­gen mein­er kog­ni­tiv­en Fähigkeit­en! Danke.

    Was geht in Ihrem Kopf vor/was denken/assoziieren/stellen Sie sich vor, wenn Sie den Aus­druck hören? Das war eine ern­st­ge­meinte Frage.

    Das habe ich zwar bere­its geschrieben, aber noch mal: Wenn ich “Stu­den­ten” höre / lese, dann assozi­iere ich das Wort etwas genau­so wie “Leute”, nur das diese Leute an ein­er Uni eingeschrieben sind und einem Studi­um nachgehen.

    Von Gestört­sein war nicht die Rede, wie A.S. sehr richtig bemerkt hat.

    Dann soll­ten Sie ihre Fra­gen etwas neu­traler fomulieren.

  38. Statistiker

    @ Klausi
    Lieber Klausi, was Sie als “Vorurteil” bezwich­nen, sind Heuris­tiken, und die haben mit Vorurteilen nichts, aber auch gar nichts gemein­sam. Heuris­tiken sind Denkstruk­turen, um in unbekan­nten, neuen Sit­u­a­tio­nen auf alte, schon erlabte Sit­u­a­tio­nen zurück­greifen zu kön­nen. Beispiel: Ob die Ampel jet­zt in Köln, Berlin, Liss­abeon oder Tokio ste­ht, bei rotem Licht geht die Heuris­tik “Rote Ampel = Anhal­ten” an.
    Ohne diese Heuris­tiken kön­nten wir tat­säch­lich kaum einen Tag über­leben, da die Ver­ar­beitungska­paz­ität des Gehirns nicht in der Lage ist, die ein­strö­mende Daten­menge zeit­nah zu verarbeiten.
    Zu Ihrem Vor­wurf, A.S. würde Spracherziehung betreiben wollen, schauen Sie mal ein paar Beiträge zurück.
    A.S. schrieb:
    “Ob Indi­viduen, Grup­pen oder Insti­tu­tio­nen Kon­se­quen­zen für den eige­nen Sprachge­brauch daraus zieht (sic) und wenn ja, welche, liegt nicht bei mir.”
    Noch Fra­gen, Klausi?

  39. Klausi

    Spracherziehungsab­sicht­en
    An A.S.:
    Vie­len Dank für den Wink. Den Text kenne ich natür­lich, hat­te ihn aber nicht parat und wollte ver­mut­lich lieber meine Vorurteile pflegen.

  40. tungl

    @ Studieren­den­fut­ter
    — “Gast” ist zunächst ein­mal genau­so geschlecht­sneu­tral wie “Stu­dent” und wird es solange bleiben, bis sich “Gästin” etabliert. -
    Sie merken schon, dass Sie sich da selb­st wider­sprechen, oder? Wenn Gast so lange geschlecht­sneu­tral ist, bis sich eine Form “Gästin” entwick­elt (und bis dahin stimme ich Ihnen zu), dann kann Stu­dent nicht geschlecht­sneu­tral sein, weil es da schon eine etablierte Form “Stu­dentin” gibt. Ob ein Wort geschlecht­sneu­tral ist oder nicht hängt davon ab, ob es eine mor­phol­o­gisch (also durch Endun­gen u.ä.) markierte “Gegen­form” gibt. Und bei Stu­dent gibt es die, also ist das Wort nicht neu­tral. Bei “Gast” und “Studierende” gibt es die Gegen­form nicht, also sind die Worte neutral.
    Und was bei Men­schen im Kopf vorge­ht, wenn sie gener­ische Maskuli­na hören WIRD bere­its erforscht (ein­fach mal dem Link fol­gen, den ich oben gepostet habe) und die Ergeb­nisse sind zim­lich ein­deutig (ich zitiere ein­fach noch mal): “[d]ie Befunde stim­men darin übere­in, dass gener­ische Maskuli­na zu ein­er gerin­geren gedanklichen Ein­beziehung von Frauen als von Män­nern führen”. Auch wenn Sie da eine Aus­nahme darstellen soll­ten, ist das, wie bere­its erwäh­nt, völ­lig egal.
    @ AS: Ich freue mich schon auf den angekündigten Artikel zum Thema!

  41. anderer Daniel

    unbe­gründ­bare Häme
    “Wenn ich über Men­schen spreche, die studieren — warum sollte ich gezwun­gen sein, sie nach Geschlecht zu kat­e­gorisieren? Die einzige sin­nvolle Kat­e­gorisierung wäre hier eine nach Stu­di­en­fäch­ern. Wenn ich Men­schen ein­stellen will, die Hotelz­im­mer reini­gen, warum sollte ich gezwun­gen sein, deren Geschlecht zu erwähnen?”
    Gegen wen richtet sich der Vor­wurf? Kein­er von denen, die Sie in diesem gesamten Artikel angreifen, habt ein Inter­esse daran, Men­schen nach ihrem Geschlecht zu unter­schei­den, wo es nicht nötig ist. Ger­ade der vorge­blich gerechte und nicht­sex­is­tis­che Sprachge­brauch ist es doch offen­sichtlich, der in jedem Satz die Exis­tenz zweier biol­o­gis­ch­er Geschlechter zutage treten lässt. Nun haben Sie sich natür­lich mit “Studieren­den” und “Reini­gungskräften” bequeme Beispiele aus­ge­sucht, die prob­lem­los neu­trale Begriffe sind. (Gegen bei­de Wörter habe ich per­sön­lich übri­gens nichts, bis auf die manch­mal etwas alberne Offen­sichtlichkeit der Bemühung um eine ordentliche Sprache.) Aber was ist mit Lesern, Hör­ern, Nör­glern, Ter­ror­is­ten, Bun­deskan­zlern, Hex­en, Päp­sten, Autoren, Engeln, Reit­ern, Ärzten, Aut­o­fahrern, Rollschuh­läufern, Nutzern, Rauch­ern, Direk­toren, Müllmän­nern, Zauber­ern, Hack­ern und was wis­sen die Teufel und Teufe­lin­nen noch alles? Wäre es denn nicht viel erstrebenswert­er, dafür zu sor­gen, dass diese Wörter für jeden Deutschsprech­er geschlecht­sneu­tral sind, statt über­all ein unaussprech­bares /innen ranzuk­latschen? In der DDR soll es ja schließlich auch geklappt haben 🙂

  42. anderer Daniel

    @Statistiker
    Wenn “Heuris­tiken Denkstruk­turen [sind], um in unbekan­nten, neuen Sit­u­a­tio­nen auf alte, schon erlabte Sit­u­a­tio­nen zurück­greifen zu kön­nen”, was sind dann Vorurteile? Beispiele: Ich essen eine Piz­za, mir wird schlecht -> Vorurteil: von Piz­za wird mir schlecht (auch wenn es nur die Ananas war). Kahlköp­figer Typ mit Springer­stiefeln schre­it Nazi­parolen -> alle Glatzen mit Springer­stiefeln sind Nazis (auch wenn es nur Skin­heads sind). Oder hat das ihrer Mei­n­ung nach “nichts, aber auch gar nichts mit Vorurteilen gemeinsam”?

  43. gnaddrig

    @ Michael Allers: Absicht unerheblich
    Ergänzend zu Feath­ers McGraw möchte ich noch anmerken, dass es für den Sachver­halt der Diskri­m­inierung uner­he­blich ist, in welchem Maß sich Ange­hörige der der diskri­m­inierten Bevölkerungs­gruppe tat­säch­lich diskri­m­iniert fühlen. Will heißen: Wenn viele Frauen sich nicht daran stören, bei Stu­dent bzw. Stu­den­ten usw. mit­ge­meint zu sein, ändert das nichts daran, dass man mit diesem Sprachge­brauch Frauen diskriminiert.
    Weit­er­hin ist es uner­he­blich, ob jemand, der Stu­den­ten sagt, wenn er Stu­den­ten und Stu­dentin­nen meint, bewusst und mit Absicht diskri­m­iniert. Allein die pauschale Ver­wen­dung der masku­li­nen Form für männliche und weib­liche Studierende erfüllt schon den Sachver­halt der Diskri­m­inierung, Absicht hin oder her. (Dieser Text von mir ist sprach­lich diskri­m­inierend – ich schreibe „jemand, der Stu­den­ten sagt, wenn er Stud…, obwohl ich meine Aus­sage nicht auf männliche Sprechende beschränke.)
    Außer­dem: wenn viele Betrof­fene sich nicht die Mühe machen, gegen diskri­m­inieren­den Sprachge­brauch anzge­hen, lässt sich daraus nicht ohne weit­eres ableit­en, dass sie sich nicht daran stören. Vielle­icht sehen sie nur keine Aus­sicht auf Erfolg und arrang­ieren sich. Und wenn man sich die von A.S. schon ange­sproch­ene Häme anschaut, die allen Bemühun­gen um neu­trale Sprache ent­ge­gen­schlägt, kann man es ihnen kaum ver­denken. Da ist ver­gle­ich­sweise harm­lose sprach­liche Diskri­m­inierung vielle­icht das gerin­gere Übel. Ändert aber trotz­dem nichts daran, dass dieser Sprachge­brauch diskri­m­inierend ist.
    Ob Diskri­m­inierung im Sinne von Unter­schei­dung oder Kat­e­gorisierung immer schlecht sein muss, ste­ht dahin. Das dürfte von vie­len Fak­toren der jew­eili­gen konkreten Sit­u­a­tion abhän­gen. Dass Diskri­m­inierung im Sinne von Her­ab­würdi­gung und Aus­gren­zung grund­sät­zlich schlecht ist, dürfte unstrit­tig sein. Wie die Betrof­fe­nen damit umge­hen, ob sie etwa den Spieß umdrehen oder sog­ar zurück­diskri­m­inieren, ist wieder eine ganz andere Frage.

  44. Rumo

    @Feathers McGraw

    …was vor Ihrem inneren Auge zu sehen ist, ist total wurscht!

    Nein, in dem Fall nicht — denn ich habe hier ja gar nichts dazu gesagt, ob ich es gut/richtig finde “Stu­den­ten” für weib­liche wie für männliche Stu­den­ten zu verwenden.
    Vielmehr habe ich auf eine Frage von Schleud­erkurs geant­wortet — und der hat­te ja expliz­it danach gefragt, was im Kopf von Leuten vorge­ht, die “Stu­den­ten” sowohl mit weib­lichen als auch mit männlichen Stu­den­ten assoziieren. 😉

  45. Rumo

    @gnaddrig
    Aber ist das als all­ge­mein­er Anspruch über­haupt noch prak­tik­a­bel? Dass es für den Umstand, dass eine Beze­ich­nung (neg­a­tiv) diskri­m­inierend ist, uner­he­blich ist wie viele der so beze­ich­neten sich davon tat­sähclich diskri­m­iniert fühlen und in welchem Maße?
    Daraus abzuleit­en, dass man möglichst geschlecht­sneu­trale Sam­mel­be­griffe ver­wen­den sollte, ist da sich­er kein Prob­lem — aber als all­ge­mein­er Anspruch scheint mir das doch etwas prob­lema­tisch (wer sagt denn, dass es nicht vielle­icht irgend­je­man­den gibt, der sich durch die Beze­ich­nung “Studierende” nicht angesprochen/diskriminiert fühlt (warum auch immer)?).
    Müsste es da nicht noch zumin­d­est eine weit­ere Ein­schränkung geben, wie etwas sprach­wis­senschaftliche Plau­si­bil­ität, tat­säch­liche Diskri­m­inierung der betrof­fe­nen Gruppe, o.ä.? Oder ist dieser Anspruch “nur” als abstrak­tes Ziel gemeint, dem man zwar ver­suchen soll möglichst nahe zu kom­men, das man aber nicht tat­säch­lich erre­ichen kann?

  46. Elmar Diederichs

    @Anatol: Quellen der Referenz
    “Zunächst muss man eine Unter­schei­dung tre­f­fen, dann kann man diese Unter­schei­dung mit Bew­er­tun­gen und Kon­se­quen­zen aufladen.”
    Ja, das ist wohl der richtige Weg. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, woher die bew­er­tenden Aufladung kommt? Denn in
    (1) Blondi­nen sind dumm.
    referiert — das hast du ja selb­st her­aus­gear­beit­et — “Blon­dine” auf etwas andere als in
    (4) Frauen mit hellen Haaren sind dumm.
    “Frauen mit hellen Haaren”.
    Und dieser seman­tis­che Unter­schied in der Ref­erenz ist natür­lich nicht so mal eben zu bewerkstelligen.

  47. gnaddrig

    @ Rumo
    Zunächst ein­mal ergibt die Bestand­sauf­nahme, dass die deutsche Sprache diskri­m­iniert, und zwar unab­hängig von ein­er eventuellen Absicht der Sprech­er und von dem Bewusst­sein Betrof­fen­er, Gegen­stand diskri­m­inieren­den Sprachge­brauchs zu sein. Diese grund­sät­zliche Fest­stel­lung wird oft schon nicht akzep­tiert, weil ange­blich 1. viele Sprech­er das nicht mit (bös­er) Absicht machen und 2. viele Betrof­fene sich nicht dran stören.
    Zwar tre­f­fen die Sätze 1. und 2. wahrschein­lich weit­ge­hend zu. Das bedeutet aber nicht, dass deshalb keine Diskri­m­inierung vor­liegt. Darum bleibt zu klären, für wie schlimm man das hält und ob und inwieweit man diese Diskri­m­inierung etwa durch Änderung des Sprachge­brauchs ver­mei­den kön­nte oder sollte. Wie weit man dabei gehen will und was da im Einzel­nen prak­tik­a­bel ist, muss man her­aus­find­en. Da gibt es sich­er keine ein­fache und keine pauschale Lösung.

  48. anderer Daniel

    @gnaddrig
    Angenom­men, einen gewis­sen Sprachge­brauch benutzt 1) kein­er im belei­di­gen­den Sinne, und 2) kein­er stört sich daran. Das hal­ten Sie dann also immer noch für diskri­m­inierend? “Diskri­m­inierend”, also im Sinne von “unter­schei­dend” ist es ja wegen 1) nicht, und diskri­m­inierend im heuti­gen Sinn? Ist eine Belei­di­gung, die keinen belei­digt und nicht als Belei­di­gung gemeint ist eine Belei­di­gung? Macht ein fal­l­en­der Baum im Wald ein Geräusch, wenn ihn kein­er hört? Lohnt es sich, darüber zu disku­tieren, wie man diesen Krach verhindert?

  49. gnaddrig

    @ ander­er Daniel:
    Ja, das denke ich. Wenn ich jeman­dem auf den Fuß trete, ist das eine Ver­let­zung von dessen Intimdis­tanz, ganz egal, ob ich das mit Absicht mache und ob ihm das wehtut (vielle­icht hat er ja Stahlkap­pen in den Schuhen und merkt es gar nicht). Wenn ich zu schnell fahre, ist das ein Ver­stoß gegen die StVO, egal ob ich absichtlich zu schnell gefahren bin und egal ob jemand zu Schaden kam oder konkret gefährdet wurde. Ob das schlimm ist und welche Kon­se­quen­zen man daraus zieht oder ziehen sollte, hängt von den konkreten Umstän­den ab.
    Diskri­m­inierung ist eine grup­pen­spez­i­fis­che Benachteili­gung. Und das „Mit­ge­meint­sein“ bei einem Wort, das eine bes­timmte Gruppe aus gram­ma­tis­chen Grün­den nicht anspricht, wäre zunächst mal eine Benachteili­gung. Daraus fol­gt ja nicht automa­tisch, dass das in jedem Fall beson­ders schlimm ist und dass man deshalb durchgängig den Sprachge­brauch ändern sollte. Das kann man erst nach Bew­er­tung der Gesamt­si­t­u­a­tion entschei­den. Man kann nach Abwä­gung der Umstände auch zu dem Schluss kom­men, dass sich der Aufwand nicht lohnt.
    Aber gle­ich vorneweg abzus­tre­it­en, dass Sprache diskri­m­iniert, ist sach­lich falsch und oft unlauter (etwa wenn Män­ner das tun, weil sie ein­fach keine Lust haben, sich mit dem „Gejam­mere der betrof­fe­nen Zim­per­liesen“ auseinanderzusetzen).

  50. theface

    Sprache diskri­m­iniert. Dieser Aus­sage muss man Zus­tim­men, denn Sie stimmt immer. Sprache die über­haupt zwis­chen Objek­ten und Eigen­schaften unter­schei­det ist immer diskri­m­inierend. «A ist Blond» oder «A hat helle Haare» sind genau­so diskri­m­inierend, wie das gener­ische Mask­il­inum oder Fem­i­ninum. Im ersten Fall wer­den all diejeni­gen Per­so­n­en diskri­m­iniert, aussieht das Merk­mal nicht zu trifft. Im zweit­en Fall all diejeni­gen, deren Geschlecht nicht repräsen­tiert wird. Mann kann diese Diskri­m­inierung selb­stver­ständlich ver­suchen auf sprach­lich­er Ebene zu lösen: Im ersten Fall kann man «Blond» ver­suchen durch einen anderen Begriff zu erset­zen. Dann läuft man allerd­ings Gefahr, dass man entwed­er eine Sprach­liche Dif­feren­zierung (im Sinne ein­er sprach­lichen Genauigkeit) ver­liert, oder dass die neg­a­tiv­en «Bew­er­tun­gen» mit auf den neuen Begriff überge­hen. In bei­den Fällen wirkt die so verän­derte Sprache oft­mals gestellt und man hat den Ein­druck, dass Grade der kor­rek­te Sprech­er mehr Diskri­m­iniert als der Unkorrekte.
    Da ist man aber auch schon bei dem Zweit­en Ansatz : Die Diskri­m­inierung durch Ver­wen­dung von gener­ische masku­li­nen oder fem­i­ni­nen Wörtern. Dieses kann zumin­d­est bei einzel­nen Per­so­n­en noch durch die Ver­wen­dung von ein­er entsprechend weib­lichen oder männlichen Form umgan­gen wer­den, stellt jedoch spätestens bei nicht homo­ge­nen Grup­pen ein Prob­lem dar. Als Beispiel kann man die Studieren­den nehmen: Der Ter­mi­nus Stu­den­ten ist gerner­isch maskulin und umfasst damit sowohl Stu­den­ten, wie auch Stu­dentin­nen. Zumin­d­est für den Laien ist, wenn man «Studierende» und «Stu­den­ten» ver­gle­icht, ein­er der auf­fäl­lig­sten Unter­schiede der Anknüp­fungspunkt: Während «Stu­den­ten» an die Per­so­n­en anknüpft, knüpft «Studierende» an die Tätigkeit als solche an. Mag dieses bei Stu­den­ten und Studieren­den noch unprob­lema­tisch sein, so ist es gut Möglich, dass dieses ander­swo ein entschei­den­der Unter­schied ist. Dieses führt zu ein­er Ver­ar­mung der Sprache und damit zu man­gel­n­dem Ausdrucksvermögen.
    Weit­er gibt es das Prob­lem, dass man selb­st durch die «neu­trale» For­mulierung diskri­m­iniert oder diskri­m­inierend kann. Es soll Per­so­n­en geben, die sich von diesen Neu­tralen nicht repräsen­tiert werden.
    Dieses kann man selb­stver­ständlich durch Benutzung von alter­na­tiv­en Schreib­weisen, wie z.B.  «Stu­dentIn­nen», «Student*innen» oder dem Gen­derk­tistall umge­hen. Fraglich ist jedoch ob dadurch nicht wieder Diskri­m­iniert wird: in der Gesproch­enen Sprache wird dieses zu einem gener­ischen Fem­i­ninum, in der Schrift­sprache muss man eben­so auf die fem­i­ni­nen Adjek­tive, Pronomen, etc. zurück­greifen. Wobei man/frau schon wieder bei ein­er Diskri­m­inierung ist. Dieses Karus­sell lässt sich beliebig wei­t­er­drehen. Auch andere Vari­anten z.B. «neu­trale Sprache» diskri­m­inieren. (S.O.)
    Im übri­gen: Je neu­traler und weniger unter­schei­dend bzw. diskri­m­inierend eine Sprache ist, desto umständlich­er muss man for­mulieren um präzise Aus­sagen über Per­so­n­en zu tre­f­fen. Diskri­m­inierung im neg­a­tiv­en Sinn geht von Gedanken aus und wird in Sprache rein­in­ter­pretiert. Statt Sprache zwangsweise zu «ent­diskri­m­inieren» sollte man lieber die Ursachen der Diskri­m­inierung bekämpfen.

  51. Christoph Päper

    Kleine mor­phol­o­gis­che Betrachtung
    Ver­lassen wir mal das akademis­che Stan­dard­beispiel {stud}{ent|ierend}[SEXUS][GENUS][NUMERUS][KASUS] und wen­den uns einem nicht zu weit ent­fer­n­ten Beispiel zu: {lehr}{er}[SEXUS][GENUS][NUMERUS][KASUS].
    Es gibt in deutschen (Personal-)Substantiven sowohl das Mor­phem [SEXUS] als auch [GENUS], wobei ersteres lexikalisch (also seman­tisch inter­es­sant) und let­zteres gram­matikalisch (also syn­tak­tisch rel­e­vant) ist. Darum ist die Geschlechts­diskri­m­inierung syn­chro­nisch auch mor­pholin­guis­tisch inter­es­sant, während andere biol­o­gis­che (phäno­typ­is­che oder geno­typ­is­che) und sozi­ol­o­gis­che (habituelle oder funk­tionelle) Eigen­schaften nicht oder nur in Aus­nah­me­fällen abseits der Basislex­e­mebene sprach­lich real­isiert werden.
    [SEXUS] kann je nach Sprach­sys­tem ver­schiedene Aus­prä­gun­gen annehmen: am häu­fig­sten ‚männlich‘ und ‚weib­lich‘, aber auch ‚säch­lich‘ (unbes­timmt: wed­er männl. noch weibl.), ‚neu­tral‘ (unbekan­nt: männl. oder weibl. oder ggf. sächl., v.a. bei [NUMERUS=Singular]), ‚utral‘ (männl. und weibl., aber nicht sächl., v.a. bei [NUMERUS=Plural|Dual]), ‚kom­mu­nal‘ (männl. und weibl. und ggf. sächl.) und the­o­retisch noch mehr.†
    Falls [SEXUS=männl.|weibl.], dann und nur dann deter­miniert es [GENUS] im Deutschen, kann aber bspw. vom höher­w­er­ti­gen [DIMINUS = {chen|lein|li|…}] über­schrieben werden.
    Hier, bei {lehr}{er}, liegt [SEXUS] – wie häu­fig im Deutschen, aber längst nicht immer – lediglich mit den suf­figierten Mor­phen {in} und {Ø} vor, ersteres offen­bar für [SEXUS=weibl.][GENUS=femin.], zweit­eres mit [GENUS=maskul.] auf jeden Fall für [SEXUS=männl.], aber – und das wollen viele nicht ein­se­hen, weil es ihr Gerechtigkeit­sempfind­en stört – auch für [SEXUS=neutr.|utr.], während [SEXUS=sächl.] nur für das weniger pro­duk­tive und daher ein­gangs nicht erwäh­nte Suf­fix {schaft} existiert (und es wäre etwas weit herge­holt, {körp} als Infix für [SEXUS=komm.] zu postulieren).
    Das lexikalis­che Deriva­tion­s­mor­phem [AKTÖR] kommt oben mit den Mor­phen {ent} und {ier-end} für den Stamm {stud} sowie {er} für {lehr} vor (mit Funk­tions- oder Orthographem ‹Großschrei­bung›). Manch­mal wer­den diese naiver­weise für die (polit-sozi­ol­o­gis­che, nicht lin­guis­tis­che) Diskus­sion mit den Mor­phen von [SEXUS][GENUS] zusam­menge­fasst. Dass das Unsinn ist, sieht man schon an der Schrägstrich­schrei­bung, die eben „Lehrer/-in“ und nicht *„Lehrer/-erin“ lautet, da damit die Mor­phfolge {lehr-er‑Ø|lehr-er-in} und nicht *{lehr-er|lehr-erin} verkürzt geschrieben wer­den soll.
    Wenn man übri­gens {stud}{ierend}[SEXUS][GENUS][NUMERUS][KASUS] im Kon­text betra­chtet, näm­lich mit Linksat­trib­ut (vul­go Artikel, Pos­ses­sivpronomen, Adjek­tiv) [ATTR = [ART = {d|dies|jen|ein|jed|…}] | [POSS = {mein|dein|sein|ihr|unser|euer}|…] | [ADJ]]([GENUS][NUMERUS][KASUS] = {er|e|es|…}), wird man ganz schnell fest­stellen, dass das auch nicht der Weisheit let­zter Schluss ist, spätestens wenn man das erste Mal in ein­er Mail begrüßt wird mit „Liebe/r Studierende/r“ o.ä.
    Man sollte außer­dem auch mal die Seman­tik von Inge­nieursstu­den­ten und Lehramt­stu­den­ten ver­gle­ichen, statt nur die von Stu­den­ten mit Studierende und Stu­den­ten und Stu­dentin­nen.
    † In manchen Sprachen wird [SEXUS] auch gerne mit [ANIMUS] ver­mis­cht, also der Unter­schei­dung in belebt, ggf. beleb­bar und unbelebt.
    PS: Ein paar Begriffe sind idi­olek­tal, aber hof­fentlich intuitiv.
    PPS: Studier­er und Studiererin sind auch völ­lig regelkon­form gebildet.

  52. Christoph Päper

    Fehlerko­r­rek­tur
    ‚säch­lich‘ ist hier das­selbe wie ‚neu­tral‘ oder „ungeschlechtlich“ in Unter­schei­dung vom „geschlechtlichen“ ‚utral‘. Was ich fälschlich als ‚neu­tral‘ beze­ich­net habe, ist ‚egal‘.

  53. Studierendenfutter

    Und das „Mit­ge­meint­sein“ bei einem Wort, das eine bes­timmte Gruppe aus gram­ma­tis­chen Grün­den nicht anspricht, wäre zunächst mal eine Benachteili­gung. Daraus fol­gt ja nicht automa­tisch, dass das in jedem Fall beson­ders schlimm ist und dass man deshalb durchgängig den Sprachge­brauch ändern sollte. Das kann man erst nach Bew­er­tung der Gesamt­si­t­u­a­tion entscheiden.

    Let­ztlich hat jed­er Men­sch selb­st die freie Entschei­dung, sich gemeint zu fühlen.

    In den neuen Bun­deslän­dern funk­tion­iert das z.T. noch immer und ist somit der beste Gegen­be­weis gegen alle vorge­bracht­en Argu­mente für die Sex­u­al­isierung von Sprache.

  54. Kinch

    Schön und gut. Möglicher­weise ist „Stu­dent” diskri­m­inierend und möglicher­weise nicht.
    Aber was ist die Lösung? „Student/in” erachte ich nicht als Lösung. Ger­ade der­ar­tige Sprach­lö­sun­gen führen doch nur weit­er zu eine Dichotomie im Denken. Mir ist noch kein Fall bege­genet, wo das Geschlecht eines studieren­den Men­schen rel­e­vant wäre und daher stellt sich die Frage nach der Recht­fer­ti­gung ein­er solchen sprach­lichen Dis­rki­minierung. Durch die Exis­tenz ein­er der­ar­ti­gen sprach­lichen Unter­schei­dung, ist man aber gezwun­gen, sowohl in Geschlechtern zu denken, als auch in Geschlechtern zu sprechen; so ist es zum Beispiel nicht möglich über einen „Stu­den­ten” zu sprechen, ohne sein Geschlecht zum Gegen­stand des Sprechens zu machen.
    Die Lösung hat außer­dem das Prob­lem, dass sie Men­schen expliz­it exk­ludiert, die sich keinem Geschlecht zuord­nen kön­nen oder wollen.
    Mein­er Mei­n­ung nach ist „Student/in” ist damit eine eben­so schlechte Lösung, wie „Stu­dent”.
    Die einzige verün­ftige Lösung, wäre tat­säch­lich die Ein­führung geschlecht­sneu­traler Begriff. Bis dahin, erachte ich es als ein­er­lei ob man von „Stu­den­ten”, „Studieren­den”, „Student/innen”, „Student*innen” oder was auch immer spricht.

  55. Studierendenfutter

    Die einzige verün­ftige Lösung, wäre tat­säch­lich die Ein­führung geschlecht­sneu­traler Begriff.

    Studierende” ist aber auch nur im Plur­al neu­tral. Und das würde der Plur­al “Stu­den­ten” eben­so leis­ten. Es pricht ja über­haupt nichts dage­gen, im Sin­gu­lar “Stu­dentin” und “Stu­dent” zu ver­wen­den. Das muss man aber bei “Studieren­den” auch, und somit ist das kein Fortschritt in Sachen Neu­tral­ität, denn an “Stu­dentin” und “Stu­dent” ist ja gar nichts auszuset­zen. Die “Studierende” und der “Studierende” ist sog­ar ein Rückschritt, da zwei völ­lig taugliche und inhaltlich kor­rek­te Beze­ich­nun­gen durch eine unpräzise Hil­fkon­stuk­tion erset­zt wird.
    wie man es auch dreht und wen­det: Es gaht bei dieser Debat­te nicht um Sprache, son­dern um Ide­olo­gie. “Fem­i­nis­tis­che Lin­guis­tik” ist insofern keine Wis­senschaft, da sie nicht deskrip­tiv son­dern nor­ma­tiv ist.

  56. Peter

    Wer­tende / nichtwertendeUnterscheidung
    Zunächst ein­mal ergibt die Bestand­sauf­nahme, dass die deutsche Sprache diskri­m­iniert, und zwar unab­hängig von ein­er eventuellen Absicht der Sprech­er und von dem Bewusst­sein Betroffener …
    Wenn mit Diskri­m­inierung eine wertende/abwertende Unter­schei­dung gemeint ist, dann ist dies falsch.
    Wenn im Sender-Empfänger-Kom­mu­nika­tion­s­mod­ell wed­er der Sender noch der Empfänger eine Wer­tung vorn­immt, dann liegt keine Diskri­m­inierung vor, son­dern lediglich die sim­ple Fest­stel­lung ein­er Dif­ferenz, die eine Unter­schei­dung erlaubt, also die Diskri­m­inierung im ursprünglichen Wortsinn als nichtwer­tende Unterscheidung.
    Die Auf­fas­sung von Paul Wat­zlaw­ick, dass einzig und allein die Decodierung der Botschaft durch den Empfänger mass­gebend sei teile ich nicht. Sowohl der Sender wie auch der Empfänger tra­gen die Ver­ant­wor­tung für eine unmissver­ständliche Kommunikation.
    Der Sender, der das Wort “Neger” benutzt, obwohl er weiss, dass mit hoher Wahrschein­lichkeit der Empfänger den Sprachge­brauch als abw­er­tend decodiert, der muss sich den Vor­wurf gefall­en lassen, dass er die Abw­er­tung bewusst vornimmt.
    Der Empfänger, der weiss, dass der Sender nicht abw­erten will und ihm solch­es trotz­dem unter­stellt, muss sich den Vor­wurf gefall­en lassen, er wolle nicht ver­ste­hen, sabotiere die Kom­mu­nika­tion (aus welchen Grün­den auch immer) und unter­stelle in per­fider Weise dem Sender unlautere Absichten.

  57. tungl

    @ Studieren­den­fut­ter
    Wie ich schon mehrfach gesagt habe: Nein, es ist eben nicht die freie Entschei­dung eines jeden Men­schen sich gemeint zu fühlen! Bei der Ver­wen­dung gener­isch­er Maskuli­na wer­den Frauen nicht oder in zumin­d­est in gerin­gerem Maße mitgedacht. Das ist ein empirisch­er Fakt und wenn Sie das ständig ver­leug­nen bzw. ignori­eren, dann stellt sich schon die Frage, wer hier ide­ol­o­gisch motiviert ist.
    Diskri­m­inierung ist eben nicht nur die bewusste Ungle­ich­be­hand­lung von Men­schen auf­grund ihrer Grup­pen­zuge­hörigkeit; Diskri­m­inierung kann unbe­wusst, schw­er zu ent­deck­en, institutionell/strukturell angelegt sein. Nehmen wir noch mal das Beispiel von den Men­schen mit aus­ländisch klin­gen­den Namen, die bei gle­ich­er Qual­i­fika­tion schlechtere Jobchan­cen haben. Direkt gefragt würde wohl kaum ein Per­son­alchef sagen “Ja, ich will mit türkischen/türkischstämmigen Leuten nichts zu tun haben”. Die meis­ten gehen für sich davon aus, dass so etwas für sie selb­stver­ständlich keine Rolle spielt. Aber das heißt nicht, dass sie damit recht haben. Und das heißt vor allem nicht, dass hier keine Diskri­m­inierung vor­liegt und sich der seit zwei Jahren arbeit­slose Inge­nieur Öztürk mal nicht so anstellen soll.
    Dass die Umset­zung ein­er geschlecht­sneu­traleren Sprache schwierig ist (und das Prob­lem damit noch nicht gelöst wäre) ist denke ich jedem klar. Aber wenn es ein Wort wie Studierende gibt, das zumin­d­est im Plur­al inklu­siv ist, warum ist es dann so schw­er es zu verwenden?

  58. Kinch

    @Studierendenfutter
    (ich weiß nicht, wie man hier zitiert)
    „“Studierende” ist aber auch nur im Plur­al neu­tral. Und das würde der Plur­al “Stu­den­ten” eben­so leis­ten. Es pricht ja über­haupt nichts dage­gen, im Sin­gu­lar “Stu­dentin” und “Stu­dent” zu verwenden.”
    Ich will speziell zu dein­er Posi­tion keine Kon­tra-Posi­tion beziehen, weil ich deine Ein­stel­lung denke ich, sehr gut nachvol­lziehen kann.
    Mir per­sön­lich ist es völ­lig egal, ob man jet­zt gram­matikalisch männliche, weib­liche oder säch­liche Begriffe ver­wen­det, solange man sich darauf einigt, dass es eine geschlecht­sneu­trale Beze­ich­nung ist und sie auch so verwendet.
    @tungl
    „Bei der Ver­wen­dung gener­isch­er Maskuli­na wer­den Frauen nicht oder in zumin­d­est in gerin­gerem Maße mitgedacht. Das ist ein empirisch­er Fakt und wenn Sie das ständig ver­leug­nen bzw. ignori­eren, dann stellt sich schon die Frage, wer hier ide­ol­o­gisch motiviert ist.”
    Ja, das mag ein Fakt sein, aber daran stören mich per­sön­lich zwei Dinge:
    1. Dieser Fakt ist kein Naturge­setz son­dern höch­stens eine Bestand­sauf­nahme des gegen­wär­ti­gen Sta­tus. Wären Frauen in der Erleb­niswelt von Men­schen gle­ich­stark vertreten und würde man kon­se­quent ein gener­isches Maskulinum ver­wen­den, dann würde sich auch das Denken mein­er Mei­n­ung nach ändern.
    2. Ich denke, die Bedeu­tung dieses Fak­tes wird deut­lich über­be­w­ertet. Wenn du „Stu­dent” sagst, denkst du vielle­icht zuerst an einen männlichen Stun­den. Aber du denkst auch zuerst an einen weißen Stu­den­ten, an einen Deutschstäm­mi­gen, an einen Nicht-Behin­derten, an einen Het­ero­sex­uellen, an einen CIS (jemand dessen biol­o­gis­ches Geschlechts und Geschlecht­si­den­tität übere­in­stimmt), an jemand Junges.
    Ich kann nicht sagen, woran ich zuerst denke, wenn ich den Begriff höre. Aber die Stu­den­ten hier sind teil­weise afrikanis­ch­er, chi­ne­sis­ch­er und indis­ch­er Herkun­ft (kul­turell und phäno­typ­isch), es gibt Stu­den­ten hier, die über 60 sind, Behin­derte, ver­mut­lich (kann ich nicht beurteilen) auch Trans­gen­der, Homo­sex­uelle und und und. All diese Men­schen kön­nen genau­so für sich beanspruchen, dass der Begriff sie diskri­m­iniert, wenn er dazu geeignet ist — was er mein­er Mei­n­ung nach ist — sie asozi­ia­tiv auszuschließen.
    Das ist ein Prob­lem, der men­schlichen Kog­ni­ti­ion. Wir verbinden nun ein­mal Terme mit dem was wir als archtyp­isch für diesen Term anse­hen. Das wer­den wir durch eine Sprachän­derung kaum über­winden kön­nen, mein­er Mei­n­ung nach.
    „Nehmen wir noch mal das Beispiel von den Men­schen mit aus­ländisch klin­gen­den Namen, die bei gle­ich­er Qual­i­fika­tion schlechtere Jobchan­cen haben. Direkt gefragt würde wohl kaum ein Per­son­alchef sagen “Ja, ich will mit türkischen/türkischstämmigen Leuten nichts zu tun haben”. Die meis­ten gehen für sich davon aus, dass so etwas für sie selb­stver­ständlich keine Rolle spielt. Aber das heißt nicht, dass sie damit recht haben.”
    Aber ger­ade das ist etwas, was mein­er Mei­n­ung nach völ­lig los­gelöst von der Sprache ist.
    Ich erin­nere mich an eine Studie, nach der weiße Amerikan­er bei der Bew­er­tung von Charak­tereigen­schaften von Men­schen anhand ihres Ausse­hen, Schwarze und Weiße gle­ich bew­erten. Aber: Sie brauchen kürz­er um pos­i­tive Eigen­schaften mit Weißen und neg­a­tive Eigen­schaften mit Schwarzen zu verbinden. Das sind Prozesse die rein visuell ablaufen, unter­be­wusst sind und mein­er Mei­n­ung nach, wed­er durch Sprachregelun­gen noch durch „In sich gehen” wirk­lich behoben wer­den können.

  59. tungl

    @kinch
    Ich stimme Ihnen dur­chaus zu, dass man das Prob­lem nicht auf Sprache reduzieren kann. Aber “völ­lig los­gelöst” ist es auch nicht: Sprache kann Vorurteile per­pe­tu­ieren und — wie AS in seinem Artikel verdeut­licht — struk­turell ver­ankern. Das heißt aber gle­ichzeit­ig, dass man durch eine über­legte Ver­wen­dung von Sprache solche Vorurteile bewusst machen kann. Und ich finde, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, sollte man das tun.
    Dass man sich unter “Stu­dent” nicht nur einen männlichen, son­dern auch einen weißen, het­ero­sex­uellen, cis­gen­der etc. Men­schen vorstellt, stimmt ver­mut­lich. Diese Vorstel­lun­gen wer­den durch das Wort selb­st aber nicht kodiert (im Gegen­satz eben zum Geschlecht), deswe­gen kann man durch eine sprach­liche Änderung da wenig erreichen.
    Lassen Sie uns aber Sprache als Zeichen­sys­tem weit­er fassen und z.B Bilder mit in die Diskus­sion nehmen. Auf Bildern kann man z.B. Haut­farbe und in gewis­sem Maße Behin­derung sehen. Also soll­ten Unis darauf acht­en, dass ihre Selb­st­darstel­lung diese Diver­sität spiegelt. Man sollte die Prob­leme tat­säch­lich an allen Fron­ten ange­hen (je nach­dem, wie es ger­ade passt) — und Sprache ist eben eine davon.

  60. LMK

    @kinch
    “Wären Frauen in der Erleb­niswelt von Men­schen gle­ich­stark vertreten und würde man kon­se­quent ein gener­isches Maskulinum verwenden,… ”
    Sind sie aber nicht, und tut man nicht. Das ist doch genau der Punkt, um den es geht.

  61. Christoph Päper

    Lin­guis­tik vs. Soziologie
    Dass Men­schen abhängig vom Geschlecht (und diversen anderen Eigen­schaften) unter­schiedlich behan­delt wer­den, ist der Sprach­wis­senschaft erst­mal ziem­lich egal, das ist The­ma der Sozi­olo­gie. Erst wenn es darum geht, ob diese Ungle­ich­be­hand­lung sich in der Sprache zeigt oder von ihr gefördert bzw. gar verur­sacht wird, kom­men (Sozio-)Linguisten ins Spiel.
    Tat­säch­lich kann die deutsche Sprache zu einem gewis­sen Grad nach Geschlecht diskri­m­inieren – i.S.v. unter­schei­den, denn abw­erten tut das Sprach­sys­tem nicht, höch­stens der Sprachge­brauch (außer man meint, dass die Exis­tenz von nur ein­er sexus-markierten Form, näm­lich der weib­lichen, bere­its mit ein­er (neg­a­tiv­en) Wer­tung behaftet ist).
    Dass ein sprach­lich­es Gener­ikum (v.a. gener­isches Maskulinum) nicht unbe­lastet von sub­jek­tiv­en sozialen Vorstel­lun­gen, die von objek­tiv­en Real­itäten beliebig abwe­ichen kön­nen, wahrgenom­men wird, halte ich für ein Symp­tom, nicht für eine Ursache. Wahrschein­lich behebt sich das nachge­lagert zum gesellschaftlichen Wan­del von selb­st, aber die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, dass bewusste sprach­pflegerische Ein­grif­fver­suche, diesen Wan­del unter­stützen könnten.
    Die Beto­nung der Geschlech­ter­di­chotomie durch Dop­pel­nen­nung („Stu­den­ten und Stu­dentin­nen“ bzw. „Stu­dent oder Stu­dentin“) kann jeden­falls keine Gen­er­al- und Dauer­lö­sung sein, denn sie ruft dem Rezip­i­en­ten zwar ins Bewusst­sein, dass die Ref­erenz gemis­cht­geschlechtlich ist, aber sie hebt eben auch her­vor, dass das rel­e­vant sei. (Außer­dem ist sie in all ihren Aus­prä­gun­gen stilis­tisch unelegant.)
    (Je nach Kasus und Numerus) weniger stark genus-markierte Syn­onyme („Studierende“) oder Umfor­mulierun­gen egal­isieren hinge­gen die Bedeu­tung der Unter­schei­dung. Die (gewün­schte) Aware­ness kann aber lediglich erre­icht wer­den, wenn der Alter­na­tivbe­griff für die Sprachge­mein­schaft unge­wohnt (aber sys­tem­a­tisch gewöhn­lich) ist. Über kurz oder lang wird diese Eigen­schaft ver­schwinden und die seman­tis­che Spi­rale dreht sich weiter.
    Man kann da (und nur da), wo es notwendig ist, unter­stützend sprach­lich auf zu behebende Unter­schiede hin­weisen, aber je infla­tionär­er man das tut, desto stärk­er ver­pufft der Effekt. Wo es nicht wichtig ist, reichen egal­itäre For­mulierun­gen und dazu gehört auch und ger­ade das gener­ische Maskulinum, d.h. die Ver­mei­dung der markierten weib­lichen Form.

  62. Phaeake

    @Feathers Mc Graw: Studierendenkrawalle
    Sie schreiben: “Das mit den Studieren­denkrawallen finde ich aber schon inter­es­sant. Das Wort “Studierende” wird meines Eracht­ens größ­ten­teils in der Ansprache an diesel­bi­gen ver­wen­det. Studieren­denkrawalle wären zwar richtiger­weise als solche zu beze­ich­nen, aber klingt eben auch weniger schmissig.”
    Da gebe ich Ihnen Recht. Wie alle diese Wörter. Und die aller­meis­ten Men­schen wer­den bei der Back­endenin­nung, der Rich­t­en­de­nakademie, dem Steuerzahlen­den­bund und der Drück­endenkolonne auch Ver­ständ­niss­chwierigkeit­en haben.
    Sie schreiben weit­er: “Es wird sich auch kaum jemand darüber bekla­gen, da (sc. bei den Stu­den­tenkrawallen) ver­bal aus­geschlossen zu werden.”
    Ich finde hier denken Sie nicht weit genug. *Wenn* ein Men­sch von Studieren­den und Studieren­den­vertre­tung spricht, aber dann von Stu­den­tenkrawallen, ‑besäufnis­sen und ‑ulken, (obwohl an diesen auch weib­liche Studierende teil­nehmen), füh­le ich mich als Mann ern­sthaft diskri­m­iniert, weil der Men­sch den Ein­druck ver­mit­telt, dass beim Blödsinn immer nur die Män­ner mit­machen. Mich würde wirk­lich inter­essieren, ob die Ver­fech­t­en­den des Wortes “Studierende” dieses Wort auch in neg­a­tiv aufge­ladene Kom­posi­ta ein­bauen. Google lässt auf das Gegen­teil schließen.

  63. Feathers McGraw

    @Phaeake
    Da muss ich mich lei­der dann logisch schon wieder von Ihnen ver­ab­schieden. Diese Män­nerdiskri­m­inierung und nun tat­säch­lich nur einge­bildet. Da kön­nte man natür­lich auch länger drüber schreiben (und das soll ja auch gar nicht The­ma dieses Beitrags sein) aber die Diskri­m­inierung von Frauen und die Ungle­ich­be­hand­lung bei Wort­wahl usw. drückt sich ja in ganz mess­bar­er Benachteili­gung für Frauen in den entsprechen­den Gebi­eten aus. Das jet­zt aber weil das gener­ische Maskulinum auch nun eben­so gener­isch in neg­a­tiv­en Aus­drück­en auf­taucht bedeutet jet­zt beim besten Willen nicht dass da irgend­wie eine Net­to­be­nachteili­gung von Män­nern bei rauskommt.
    Wie ich bere­its weit­er oben erwäh­nt habe ist diese ver­bale Gle­ich­be­hand­lung in unter­schiedlichen Kon­tex­ten auch unter­schiedlich wichtig. Kein Men­sch ist zum Beispiel für die Umbe­nen­nung von Stu­den­ten­fut­ter in Studieren­den­fut­ter — da spielt es ein­fach keine Rolle. Bei Stu­den­ten­ver­bän­den hinge­gen ist es schon wichtiger — da ist teil­weise die Mehrzahl der Studieren­den weib­lich, sie wer­den aber trotz­dem mit dem Plur­al des Wortes für männliche Stu­den­ten bezeichnet.
    Also kurz gesagt: Was für konkrete Benachteili­gun­gen für Män­ner aus der ver­bre­it­eten Nutzung des Wortes “Stu­den­tenkrawalle” nun her­vorge­gan­gen sind müsste man mir nochmal genau erklären.

  64. DT

    Ich kom­men­tiere hier zum ersten Mal und weiß wie Kinch nicht, wie man Zitate ken­ntlich macht oder Links kor­rekt ein­fügt. Ich kon­nte auch auf die Schnelle keine Anleitung find­en. Daher bitte ich, das etwas unbe­holfene Lay­out dieses Beitrags zu entschuldigen.
    @A.S.
    »Die Behaup­tung, Stu­den­ten könne die Bedeu­tung „Studierende aller Geschlechter“ haben, wird nicht wahrer, indem man sie ständig wiederholt.«
    Natür­lich kann es diese Bedeu­tung haben. Es ist sog­ar die Hauptbe­deu­tung, zumin­d­est im Plur­al, je nach Zusam­men­hang eventuell auch im Sin­gu­lar. Wenn es nur um Män­ner gehen soll, müßte das aus­drück­lich erwäh­nt wer­den, und weil es keine männlich markierte Form gibt, geht das nur z. B. durch das Attrib­ut „männlich“. Ich bin kein Sprach­wis­senschaftler und kann hier keine genaue Begrün­dung liefern. Andere sind da qual­i­fiziert­er, und diese Frage wurde ja in mehreren Kom­mentaren bere­its ange­sprochen (z. B. von Christoph Päper).
    Ich kann aber sagen, daß die masku­line Form solch­er Grup­pen­beze­ich­nun­gen für mich klar geschlecht­sun­ab­hängig ist, und zwar ganz automa­tisch, ohne daß ich darüber nach­denken müßte. Es ist also offen­bar in meinem Sprachzen­trum so ver­ankert. Wer in einem fem­i­nis­tis­chen Umfeld aufgewach­sen ist, in dem Geschlechterun­ter­schiede ständig zum The­ma gemacht wer­den, ist da vielle­icht anders pro­gram­miert. In dem Bere­ich, in dem ich (als Mann) viele Jahre gear­beit­et habe, waren Frauen in der Mehrheit, und die meis­ten hat­ten niemals ein Prob­lem mit den masku­li­nen Grup­pen­beze­ich­nun­gen. Keine hätte sich dadurch aus­geschlossen gefühlt.
    In diesem Zusam­men­hang ist vielle­icht ein Ver­gle­ich mit anderen Sprachen inter­es­sant. Im Dänis­chen gibt es bei Berufs­beze­ich­nun­gen neben der unmarkierten Form auch eine weib­lich markierte, z. B. „lær­er“ (Lehrer) und „lærerinde“ (Lehrerin). Die weib­liche Form ist aber eher unüblich gewor­den, weil die Frauen gle­ich­berechtigt genan­nt und nicht von den Män­nern abge­gren­zt wer­den wollen. Man sagt ein­fach: „Hun er lær­er“ (Sie ist Lehrer). Es ist also ganz anders als im Deutschen, wo mit zunehmender Gle­ich­berech­ti­gung ger­ade das Gegen­teil einge­treten ist und die weib­lichen For­men zunehmen — und damit die Unter­schiede her­vorge­hoben und betont wer­den, die man doch eigentlich loswer­den will. Mir erscheint der dänis­che Weg da doch erhe­blich logis­ch­er, und viel ein­fach­er ist er ohnehin.
    @Schleuderkurs
    (»Ich habe keine Ahnung, was genau im Kopf der Leute, die find­en, dass mit „Stu­den­ten“ auch Frauen gemeint sind vorge­ht, aber es würde mich schon inter­essieren, ob sie bei einem Satz über „Stu­den­ten“ tat­säch­lich eine gemis­cht-geschlechtliche Gruppe assoziieren.«
    Ja, ich denke bei „Stu­den­ten“ an eine gemis­cht­geschlechtliche Gruppe. Genauer gesagt denke ich eigentlich gar nicht an ein Geschlecht, wenn ich „Stu­den­ten“ höre. Ich habe umgekehrt keine Ahnung, was im Kopf der­jeni­gen vorge­ht, die dabei nur an Män­ner denken. Mein Sprachzen­trum jeden­falls ist wie oben erwäh­nt auf die geschlechterüber­greifende oder bess­er geschlecht­sun­ab­hängige Bedeu­tung der unmarkierten Form „Stu­den­ten“ pro­gram­miert. Das bedeutet auch, daß „Stu­dentin­nen“ für mich eine Teil­menge von „Stu­den­ten“ ist.
    Illus­tri­eren kann ich das an einem Beispiel, auf das ich zufäl­lig gestoßen bin:
    »Sie bat 32 Studierende, sich in kurz­er Zeit Witze für vorgegebene Car­toons auszu­denken. […] Andere Studierende soll­ten anschließend die Witzigkeit bew­erten, ohne das Geschlecht der jew­eili­gen Autor_innen zu ken­nen. Die Autoren schnit­ten dabei tat­säch­lich etwas bess­er ab als die Autorin­nen. Allerd­ings nur 0,11 Punk­te auf ein­er Skala von 1 bis 5. Und: Män­ner fan­den Autoren lustiger als dies Frauen tat­en.« (http://maedchenmannschaft.net/…he-mit-dem-humor/)
    Ich habe beim Lesen der Kom­mentare nicht den Ein­druck gewon­nen, daß hier jemand solche Kon­struk­tio­nen wie „Autor_innen“ fordert und möchte darauf auch nicht weit­er einge­hen. Auch daß „Autor“ in diesem Zusam­men­hang nicht unbe­d­ingt das passende Wort ist (im Orig­i­nalar­tikel ste­ht „writer“), tut hier nichts zur Sache.
    Mir geht es um den Satz „Die Autoren schnit­ten dabei tat­säch­lich etwas bess­er ab als die Autorin­nen.“ Wie bei den „Stu­den­ten“ ver­ste­he ich die masku­line Beze­ich­nung „Autoren“ geschlechterüber­greifend. Deshalb wider­spricht der zitierte Satz meinem Sprachge­fühl, sobald ich das let­zte Wort „Autorin­nen“ gele­sen habe. Der Satz wäre für mein Ver­ständ­nis völ­lig in Ord­nung, wenn dort nicht „Autorin­nen”, son­dern z. B. „Jour­nal­is­ten“ stünde, man also eine Gruppe von Per­so­n­en mit ein­er anderen ver­gle­icht, ohne daß das Geschlecht dabei eine Rolle spielt. Hier wird aber ein Ver­gle­ich zwis­chen ein­er Teil­menge und der Gesamt­menge kon­stru­iert, was logisch zumin­d­est in dieser Form unmöglich ist. Das Wort „Autoren“ erhält für mich erst nach dem Auf­tauchen des Wortes „Autorin­nen“, also erst am Ende des gesamten Satzes, nachträglich die Bedeu­tung „männliche Autoren“. Und das auch nur, weil ich dann erkenne, daß es sich hier um fem­i­nis­tis­che Sprache und damit das kün­stliche Aufladen von „Autoren“ mit ein­er geschlechtlichen Bedeu­tung han­delt, die das Wort eigentlich über­haupt nicht hat. Obwohl ich also nach dem Lesen des gesamten Satzes im Rück­blick seine Bedeu­tung ver­ste­he, wird er auf mich immer unnatür­lich wirken, weil er meinem Sprachge­fühl wider­spricht. Für mich müßte der Satz laut­en: Die männlichen Autoren schnit­ten dabei tat­säch­lich etwas bess­er ab als die weib­lichen. Nur so wird von Beginn an klar, daß es hier aus­drück­lich um einen Geschlechter­ver­gle­ich gehen soll.
    Mich würde nun inter­essieren, was diejeni­gen, die die masku­line Form immer als männlich betra­cht­en, denken, wenn sie diesen Satz lesen. Hat für sie das Wort „Autoren“ tat­säch­lich eine so starke geschlechtliche Bedeu­tung, daß sie bere­its am Beginn des Satzes nur an Män­ner denken?

  65. Phaeake

    @ Feath­ers McGraw
    Sie schreiben “Das jet­zt aber weil das gener­ische Maskulinum auch nun *eben­so gener­isch* in neg­a­tiv­en Aus­drück­en auf­taucht bedeutet jet­zt beim besten Willen nicht dass da irgend­wie eine Net­to­be­nachteili­gung von Män­nern bei rauskommt.” (Her­vorhe­bung von mir)
    Ich meinte expliz­it NICHT den Fall, dass gener­ische Maskuli­na “eben­so gener­isch” neg­a­tiv ver­wen­det wer­den, son­dern die Schieflage, dass bei pos­i­tiv beset­zen Begrif­f­en “durchge­gen­dert” wird bei neg­a­tiv­en aber nicht. Das ist ein schon oft beschriebenes Phänomen. Eine konkrete Gruppe Bankrauben­der bei­der­lei Geschlechts (!) wird selb­st von der taz als “Bankräu­ber” bezeichnet.
    Sie schreiben“Also kurz gesagt: Was für konkrete Benachteili­gun­gen für Män­ner aus der ver­bre­it­eten Nutzung des Wortes “Stu­den­tenkrawalle” nun her­vorge­gan­gen sind müsste man mir nochmal genau erklären.”
    Ich will Sie nicht in Haf­tung für Ihre Vorred­ner nehmen, aber von diesen wurde sehr oft behauptet, es reiche völ­lig aus, dass sich Stu­dentin­nen durch die Ver­wen­dung “Stu­den­ten” aus­geschlossen *fühlen*.
    Männliche Men­schen sind fak­tisch in vie­len Bere­ichen gegenüber weib­lichen im Hin­tertr­e­f­fen. Es gibt zum Beispiel deut­lich mehr Gym­nasi­astin­nen als Gym­ni­asi­as­ten (http://www.bmfsfj.de/…62,render=renderPrint.html). Dass dies auch mit ein­er Vorstel­lung bei den Lehren­den zusam­men­hängt, dass die weib­lichen Studieren­den sich sog­ar in der Studieren­den­vertre­tung engagieren, während die männlichen Stu­den­ten ihr Studi­um vornehm­lich als Vor­wand fürs Saufen und Ran­dalieren nutzen, ist sich­er eine sehr schlecht beweis­bare Behaup­tung. Ich hielte diesen Zusam­men­hang aber für nicht unwahrschein­lich­er als einen Zusam­men­hang zwis­chen der Ver­wen­dung des Wortes “Stu­den­ten­par­la­ment” und konkreten Benachteili­gun­gen für Studentinnen.

  66. Studierendenfutter

    Wie ich schon mehrfach gesagt habe: Nein, es ist eben nicht die freie Entschei­dung eines jeden Men­schen sich gemeint zu fühlen! Bei der Ver­wen­dung gener­isch­er Maskuli­na wer­den Frauen nicht oder in zumin­d­est in gerin­gerem Maße mitgedacht. 

    @tungl
    Das hängt doch allein vom Erfahrung­shor­i­zont ab: Auch bei der neu­tralen For­mulierung “Bergleute” / “Feuer­wehrleute” denke ich an Män­ner, weil Bergleute der Erfahrung nach Män­ner sind. Beim neu­tralen Begriff “Erziehungsper­son­al” denke ich an Frauen, weil in diesem Bere­ich mehrheitlich Frauen zu find­en sind.

    Aber wenn es ein Wort wie Studierende gibt, das zumin­d­est im Plur­al inklu­siv ist, warum ist es dann so schw­er es zu verwenden?

    Ich ver­wende es nicht, weil die Bedeu­tung von “Studieren­den” nicht die gle­iche ist wie von “Stu­den­ten”. Außer­dem bin ich der Überzeu­gung, dass man die Real­ität ändern muss, nicht aber deren Abbild in der Sprache.
    @Kinch

    Wenn du „Stu­dent” sagst, denkst du vielle­icht zuerst an einen männlichen Stunden.

    Wenn du “Studieren­der” sagst, denkt man auch einen männlichen Studenten!
    @LMK

    Wären Frauen in der Erleb­niswelt von Men­schen gle­ich­stark vertreten und würde man kon­se­quent ein gener­isches Maskulinum verwenden,… ”
    Sind sie aber nicht, und tut man nicht. Das ist doch genau der Punkt, um den es geht.

    Es geht also darum, Frauen mit­tels Her­beis­prechen in die Erleb­niswelt zu bugsieren? Das ist Voodoo.
    @tungl

    Dass man sich unter “Stu­dent” nicht nur einen männlichen, son­dern auch einen weißen, het­ero­sex­uellen, cis­gen­der etc. Men­schen vorstellt, stimmt vermutlich.

    Der eine spezielle Stu­dent ist ja auch ein Mann, son­st wäre es eine Stu­dentin. Der einzelne Studierende ist auch keine Frau. Dass man sich in Europa einen eher Europäer vorstellt, in ein­er Gesellschaft, die mehrheitlich het­er­so­sex­uell ist, einen Het­ero­sex­uellen usw. ist nicht ver­wun­der­lich. In Chi­na wird man sich Chi­ne­sen vorstellen, in Afri­ka Afrikan­er. Assozi­a­tio­nen gener­ieren wir aus Erfahrungen.

  67. Klausi

    Die wahren Unterdrückten
    Lehrer — Lehrerin, Stu­dent — Stu­dentin gibt es immer­hin, und dann kann eine Unter­schei­dung nach Geschlecht Sinn haben. Mit dem Ober­be­griff Stu­dent kam man solange aus, wie es noch so gut wie keine Stu­dentin­nen gab. Da es jet­zt mehr Frauen als Män­ner (oder gle­ich viel) gibt, die studieren, kön­nte man in der Tat nach einem geschlecht­sneu­tralen Wort wie Studierende suchen, um den Ver­hält­nis­sen gerecht(er) zu wer­den. Darüber hin­aus ist es zeitraubend und unge­mein nervig jedes Mal von Stu­den­ten und Stu­dentin­nen oder Genossen und Genossin­nen oder gar von Parteifre­undin­nen und Parteifre­unde sprechen zu müssen (Das allein wäre schon Grund genug, nicht in eine Partei einzutreten).
    Bei anderen Berufen oder Tit­ulierun­gen ist die Sache allerd­ings kom­pliziert­er, etwa bei Kindergärt­ner­in. Denn wer hätte je ein männlich­es Exem­plar, also einen Kindergärt­ner, zu Gesicht bekom­men, ich genau ein Mal in meinem ganzen Leben. Auch die rel­a­tiv neue Beze­ich­nung Erzieherin für die gute alte Kindergärt­ner­in ist nur auf den ersten Blick nicht mehr als ein sprach­lich­er Miss­griff (an dem die Sprecherge­mein­schaft übri­gens nicht beteiligt war), auf den zweit­en hil­ft sie uns noch nicht ein­mal weit­er. Natür­lich gibt es den Erzieher, aber eben nicht im Kinder­garten! Daran hat sich und wird sich ver­mut­lich auch nichts ändern (Jeden­falls solange nicht, wie A.S. sich nicht der Sache annimmt).
    Bei Grund­schullehrer tre­f­fen wir auf eine ver­gle­ich­bare Prob­lematik, die gibt es näm­lich auch nicht, höch­stens als Einzelex­em­plare und ver­mut­lich nur der Quote wegen. Bei Kranken­schwest­er wären wir völ­lig am Ende mit der Weisheit, denn Kranken­brud­er möchte noch nicht ein­mal ein­er wer­den, wenn es den Krankenpfleger nicht gäbe! Nach der Schwest­er und dem Pfleger kann man rufen, aber nicht nach dem Brud­er!
    All das ist aber meine ger­ing­ste Sorge. Viel mehr beschäftigt mich der Umstand, dass mein Sohn, bzw. Knaben im all­ge­meinen, vom Kinder­garten an, über die Grund­schule und dann auf der weit­er­führen­den Schule, die vielle­icht wichtig­ste, weil unge­mein prä­gende Zeit seines Lebens allein­ge­lassen unter Frauen ver­bracht hat. Kein Mann weit und bre­it, mit dem er mal an einem Baum, in ein Uri­nal (gibt es im Kinder­garten nicht) oder heim­lich in’s Toi­let­ten­beck­en (im Ste­hen) hätte pinkeln kön­nen. Noch nicht ein­mal Fußball­spie­len war mit den Gärt­ner­in­nen, und Meis­terin­nen im Daneben­treten, möglich. Dafür aber jede Menge Basteln und Malen. Und Zuhause herrschte Mama (Let­zteres stimmt bei mir nicht, aber ich bin so eine Aus­nahme wie der eben genan­nte Kindergärt­ner auch).
    Was will ich damit sagen? Es gibt Mäd­chen­t­age, es gibt Förder­pro­gramme und Quoten für Mäd­chen und Frauen als wären sie Behin­derte, aber für Jungs gibt es nichts, aber auch gar nichts. Dabei hät­ten sie es drin­gend nötig. Mäd­chen sind in einem bes­timmtem Alter den Jugen haushoch über­legen, vor allem in der Pubertät(Es gibt Frauen, die behaupten, das ändere sich nie). Den Buben ist in dieser Zeit kaum ein Lächeln abzugewin­nen und wer­den bei jed­er Gele­gen­heit pampig, die Mädels jedoch geben sich artig und haben das berech­nende Lächeln schon von Geburt an drauf.
    Die wahren Benachteiligten sind dem­nach nicht immer die, die in aller Munde sind, und die sich selb­st wehren kön­nen. Die Unter­drück­ung von Wehrlosen find­et woan­ders statt, näm­lich in unseren Kindergärten und Schulen.

  68. Feathers McGraw

    Män­ner­be­nachteili­gung?
    Sind wir jet­zt schon soweit? Diese Diskus­sion dür­fen hier gerne andere führen oder nicht führen, aber das Ungle­ichgewicht in der Erziehung beste­ht seit bes­timmt 30 Jahren so oder so ähn­lich, und trotz der frap­pieren­den gefühlten Benachteili­gung von Män­nern und Jungs in der Welt der Erziehung hat sich das in der Arbeitswelt noch prak­tisch gar nicht durchgeschla­gen. Obwohl die Jungs schlechtere Noten haben kriegen sie hin­ter­her die bess­er bezahlten Jobs. Dann kanns ja mit der Benachteili­gung nicht so weit her sein.
    Und nur noch mal was generelles: Ich hab über­haupt keine Lust hier was die generelle Benachteili­gung von Frauen im Arbeit­sleben ange­ht irgendwelche weit­er­führen­den Nach­weise vorzule­gen. Da schwingt so ein grundle­gen­des “jet­zt reichts aber auch lange­sam mit dem ganzen Emanzi­pa­tion­s­gedöns” drin mit dass ich höchst unan­genehm finde.
    Wer der Mei­n­ung ist dass Frauen gar nicht mehr benachteiligt sind, der wird auch glauben dass gerechtere Sprache nicht nötig ist. Wer selb­st allerd­ings nicht teil ein­er Min­der­heit ist, dem möchte ich doch mal nahele­gen darüber nachzu­denken, was Ihn jet­zt beson­ders befähigt die Sit­u­a­tion von Frauen bess­er ein­schätzen zu kön­nen als Frauen selb­st. (Statt Frauen kann man übri­gens auch nach belieben Schwule, Aus­län­der usw. ein­set­zen, bei den meis­ten anderen Fällen haben die Prob­leme weniger struk­turell lin­guis­tis­che Prob­leme und sind deswe­gen hier eher uninteressant)

  69. phaeake

    @Feathers McGraw Faktencheck
    “aber das Ungle­ichgewicht in der Erziehung beste­ht seit bes­timmt 30 Jahren so oder so ähn­lich, und trotz der frap­pieren­den gefühlten Benachteili­gung von Män­nern und Jungs in der Welt der Erziehung hat sich das in der Arbeitswelt noch prak­tisch gar nicht durchgeschlagen. ”
    1980 waren in der Bun­desre­pub­lik 48 Prozent der Frauen erwerb­stätig und 82 Prozent der Män­ner. 2010 waren 65 Prozent der Frauen erwerb­stätig und 75 der Män­ner. (http://www.bpb.de/files/O4NQPA.pdf) Ich räume ein, dass dieser Fortschritt zu einem Teil auf die Wiedervere­ini­gung zurück­zuführen ist, aber auch wenn man die raus­rech­net, dürfte diese Entwick­lung mit “prak­tisch gar nicht” falsch beschrieben sein.
    Ja, Sie kön­nen natür­lich sagen, dass alleiniges Kri­teri­um für die Frage, ob Gle­ich­berech­ti­gung herrscht, die des Gehalts ist. Aber Sie soll­ten sich bewusst sein, dass sich die Vertre­tenden der These, dass Män­ner diskri­m­iniert seien, mit der Lebenser­wartung auch ein solch­es Kri­teri­um her­aus­greifen KÖNNTEN. Ich mache das aus­drück­lich nicht.
    Ich halte es für nur bed­ingt erfol­gver­sprechend, mit ein­er gerechteren Sprache die Welt gerechter machen zu wollen. Ein sprach­lich­es Sys­tem erfordert ein gewiss­es Maß an Kohärenz — sich­er eine gerin­geres als ein math­e­ma­tis­ches Sys­tem. Wer — so wie Sie es mir zu tun erscheinen — jede einge­forderte sprach­liche Kohärenz (“dann müsste es auch Studieren­denkrawalle heißen”) mit dem Argu­ment ver­weigert, dass insoweit keine soziale Ungerechtigkeit zu beheben sei, beg­ibt sich auf die Ebene der Ideologie.

  70. Studierendenfutter

    Wer der Mei­n­ung ist dass Frauen gar nicht mehr benachteiligt sind, der wird auch glauben dass gerechtere Sprache nicht nötig ist.

    Ich glaube, dass eine gerechtere Welt nötig ist. Die ist nicht mit­tels “gerechter­er Sprache” her­stell­bar. Diese Sprach­gym­nas­tik wird nun seit den 70er betrieben und nach­haltig hat sich nichts geän­dert. Im Gegen­teil: Es gibt einen mas­siv­en Back­lash zu beklagen.
    Wenn aber Frauen de fac­to nicht benachteiligt wären, wären sprach­liche Bemühun­gen eben­so überflüssig.

  71. Peter

    Gerechte Sprache
    Wed­er sind Män­ner pauschal benachteiligt, noch sind es die Frauen. Wed­er Frauen noch Män­ner sind eine homo­gene Gruppe. Deshalb wäre es für alle, die so grossen Wert auf eine gerechte Sprache leg­en angezeigt, Benachteiligte schlicht und ein­fach als “Benachteiligte” zu bezeichnen.
    Wed­er “Män­ner” noch “Frauen” beze­ich­net eine soziale Klasse. Es sind genau diese auf­grund der Het­ero­gen­ität der benan­nten Grup­pen sach­lich nicht zu recht­fer­ti­gen­den Pauschal­isierun­gen, die diskri­m­inieren (oder privilegieren).

  72. Feathers McGraw

    Zweier­lei
    Zum einen: Erwerb­stätig ja, aber in welch­er Art von Berufen?
    Aber viel schön­er ist doch der zweite Ansatz: Sie sagen, dass es mit Änderun­gen in der Sprache nicht funk­tion­ieren wird, die Gerechtigkeit in der Welt auch wirk­lich herzustellen. Ich sage, *ohne* Änderun­gen in der Sprache ist Gerechtigkeit auch nicht herzustellen. Kein­er will gerechtere Sprache als einziges Mit­tel ver­wen­den, aber es ist ein wichtiger Anfang um Gerechtigkeit auch im Bewusst­sein zu verankern.

  73. Peer

    Nichts geän­dert?
    @ Studierendenfutter:
    Das sich “nichts geän­dert” hat stimmt schlicht nicht — ger­ade im Bere­ich ausländerfeindlichen/rassischter Ter­mi­nolo­gie und auch was Men­schen mit Behin­derun­gen bet­rifft, hat sich sowohl die Sprache auch als das Men­schen­bild gewandelt.

  74. Studierendenfutter

    Das sich “nichts geän­dert” hat stimmt schlicht nicht — ger­ade im Bere­ich ausländerfeindlichen/rassischter Ter­mi­nolo­gie und auch was Men­schen mit Behin­derun­gen bet­rifft, hat sich sowohl die Sprache auch als das Men­schen­bild gewandelt.

    Angesichts der jüng­sten recht­sex­tremen Gewaltver­brechen ist das reines Wun­schdenken. Inzwis­chen sagt man nicht mehr Krüp­pel, son­dern Behin­di und “Deutsch­land schafft sich ab” stieß auf bre­ite Zus­tim­mung. Das haben sich zwar Worte geän­dert aber nicht das Menschenbild.

  75. Schwimmer

    Die Unterchei­dung von Mann und Frau
    Sie sagen, dass man in den meis­ten Fällen die Tren­nung der Geschlechter übr­rhaupt nicht braucht. Völ­lig richtig — ist es aber richtig, dass die Sprache sie weit­er­hin vol­lzieht? Nehmen wir Ihr beliebtes Beispiel, die Stu­den­ten. Früher gab es nur Stu­den­ten, so dass es wed­er mit Sin­gu­lar nur mit Plur­al Prob­leme gab. Heute gibt es Stu­dentin­nen und Stu­den­ten. Es wäre umständlich und schw­er­fäl­lig, immer bei­de For­men For­men im Plur­al zu nen­nen. Die Lösung der Sprache ist: Sie nimmt die männliche Form, meint aber Frauen und Män­ner. Es ist also sprach­lich ein­fach nicht so, dass wir alles nach Frauen und Män­nern tren­nen. Also: Wir sagen Stu­den­ten und meinen dabei Stu­dentin­nen und Stu­den­ten. Das Strafge­set­zbuch, zum Beispiel, ist sog­ar noch radikaler und nimmt die männliche Sin­gu­lar­form, aus dem Sinnzusam­men­hang ergibt sich aber, dass Frauen mit­ge­meint sind: “Mörder, ist, wer.…”, weil jedem klar ist, das auch Frauen Men­schen umbrin­gen, wenn auch weniger als Männer.
    Für Sie ist es evi­dent, dass diese schlichte Lösung, die in der Prax­is doch eigentlich die Regel ist, einen chau­vin­is­tis­chen oder diskri­m­inieren­den Beigeschmack hat. Ich halte dies nicht für evi­dent, das müssten Sie beweisen!
    Sprach­liche For­men bedeuten ja nicht das, was sie wörtlich aus­sagen son­dern sind Etiket­ten, verblasste Bilder mit ein­er lan­gen Geschichte.
    Sie müssen unter­schei­den zwis­chen der Geschichte ein­er sprach­lichen Form und der gegen­wär­ti­gen Ver­wen­dung. Wenn Sie die Sprache allen Punk­ten so scharf betra­cht­en wür­den wie in diesem einen, wür­den Sie merken, dass wir pausen­los völ­li­gen Unsinn reden: “Die Sonne geht auf. Der Mor­gen erwacht im Stadtvier­tel…” Die Sonne geht nicht auf, kann der Mor­gen schlafen?- Ein Stadt“viertel” gibt es nir­gend­wo auf der Welt. Hät­ten Natur­wis­senschaftler, nach­dem sich die Ein­sicht durchge­set­zt hat, dass die Erde sich um die Sonne dreht, sich sagen sollen: “Die For­mulierung “Die Sonne geht auf/unter” stammt aus ein­er fin­steren, unaufgek­lärten Zeit. Höch­ste Zeit, den immer noch vorhan­de­nen Aber­glauben im Volk zu heilen und einen neue For­mulierung zu finden!”?
    Im übri­gen schützt die Ver­wen­dung geschlecht­sneu­traler oder poli­tisch kor­rek­ter Dop­pel­beze­ich­nung Mann/Frau vor Chau­vin­is­mus kein biss­chen: Addolf Hitler begann seine Reden mit den Worten “Deutsche Volksgenossin­nen und Volksgenossen…”

  76. theo

    Ähn­liche Diskussion
    Eine ähn­liche Diskus­sion hat vor einiger Zeit auch bei den Sci­ence­Blogs stattge­fun­den. Mit ähn­lich ‘heißen’ Kom­mentaren, Die Texte habe ich unter dem Titel Die Sci­ence­Blogs und die Macht der Sprache gesam­melt (für wen es inter­es­sant ist):
    http://www.fiktionen.net/…die-macht-der-sprache/
    sion
    Dass es so viel Nach­holbe­dar­f/Nicht-Wis­sen in Sachen Sprache/Kommunikation gibt, ger­ade bei Men­schen die auch beru­flich ‘sprechen’ (z.b. Journalist_innen), wun­dert mich. Siehe zb Wikipedia, Lin­guis­tis­che Wende:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Linguistische_Wende

  77. Thankmar

    Auch zur Fussnote
    Ich habe die Kom­mentare nicht gele­sen, und mir ist auch bewusst, dass der Post alt ist.
    Nichts­destotrotz als Tipp: Warum es so unendlich schw­er ist, auch in bester Absicht Äußer­lichkeit­en nicht als rel­e­vantes Unter­schei­dungsmerk­mal über­haupt wahrzunehmen lässt sich her­vor­ra­gend ableit­en aus Irv­ing Goff­mans Stig­math­e­o­rie (das Buch heisst ein­fach Stig­ma). Goff­man argu­men­tiert, wie Susen Arndt mit der Selb­st­de­f­i­n­i­tion von Mehrheit­en, bei ihm ist das das Nor­male, alles abwe­ichende davon ist stigmatisierend.
    Meine Ref­erenz, wenn ich zwis­chen bemühter Nicht­diskri­m­inierung und Post-Irgend­was-Diskri­m­inierung steckenbleibe.

  78. Stefanie Huber

    Kor­rek­tur! Vagina!
    Bitte das weib­liche Gen­i­tal kor­rekt als Vul­va zu bezeichnen!
    Danke!

  79. Phil

    Haut­farbe
    Mein­er Mei­n­ung nach stellt schon die optis­che Unter­schei­dung einen Grund dar ein sprach­lich­es Label wie z.B. “dunkel­häutiger Men­sch” zu find­en. In vie­len Kon­tex­ten mögen sie recht haben das eine Unter­schei­dung nicht nötig wäre, aber der Men­sch ver­ar­beit­et Infor­ma­tion nun mal durch Kat­e­gorisierung, man nehme Per­so­n­enbeschrei­bun­gen. Würde man die Haut­farbe bei der Beschrei­bung ein­er Per­son weglassen würde eines der wesentlich­sten optis­chen Unter­schei­dungsmerk­male weg­fall­en, die Farbe. Um Kat­e­gorisierun­gen mitzuteilen braucht man dann aber einen Begriff dafür. Bringt man den Begriff dann mit einem unnöti­gen Kon­text in Verbindung entste­ht natür­lich sprach­liche Diskri­m­inierung, aber ich denke das es nicht per se unnatür­lich ist Objek­te nach Farbe zu unter­schei­den und dann ein Wort dafür zu finden.

  80. Seidenraupe

    Anekdote/Erfahrungsbericht
    (keine wis­senschaftliche Diskus­sion, vielmehr Input zur Sprachentwicklung)
    Mein Sohn (5 Jahre) war zu Besuch bei mir in der Schule. Wir gehen ins Lehrerzimmer.
    Er: Warum heißt das ‘Lehrerz­im­mer’?
    Ich: Weil das hier der Raum für alle Lehrer von der Schule ist.
    Er: Aber du bist doch auch hier. Warum heißt das nicht Lehrer- und Lehrerinnenzimmer?
    Anmerkung: Bei uns gibt es keine bewusst gegen­derte Sprache oder Diskus­sio­nen über sprach­lich nicht-diskri­m­inierende Beze­ich­nun­gen zu Hause. Auch ist mir dieser von ihm aufgezeigte ‘Miss­stand’ zuvor nie aufge­fall­en. Eventuell ist sein Bewusst­sein geprägt durch die durchge­hend weib­lichen Erzieherin­nen in der Kita.

  81. Christoph Päper

    Frau | Mann
    Einige Monate später bin ich ger­ade nochmal über den Artikel gestolpert.
    A.S. erwäh­nt im Artikel ja, dass das Diskri­m­inieren die Haupt­funk­tion von Sprache bzw. (lexikalis­chen) Wörtern ist und dass dabei jew­eils eine Tren­nung in X und Nicht‑X vorgenom­men wird. Man darf dabei aber nicht dem Trugschluss auf­sitzen, dass es regelmäßig ein Y gibt, für das gilt Y = Nicht‑X und Nicht‑Y = X. Beispiel­sweise entspricht „Frau“ nur in bes­timmten Fällen Nicht-„Mann“ (und umgekehrt). Das erken­nt man schon daran, dass es zu den männlichen Begrif­f­en (bzw. Stämme) Mann, Herr eine größere Anzahl weib­liche Gegen­stücke gibt: Män­nin, Her­rin, Frau, Dame, Weib.

  82. Jens

    Einen Dank an den Autor und beson­ders an die Kom­men­ta­toren. Ich habe jeden einzel­nen Kom­men­tar sehr genossen.

  83. Gorres

    Ander­s­sein
    Es ist völ­lig natür­lich, dass der Men­sch, der anders aussieht als die andern, auf­fällt. Man sollte sich hier keinen Ras­sis­mus einre­den lassen, weil das Gehirn seine Auf­gabe erfüllt, Abwe­ichun­gen vom Nor­malen zu reg­istri­eren und zu beobacht­en. Ein schwarz­er Men­sch unter lauter Weißen löst genau so einen Alarm­re­flex aus wie ein plöt­zlich­es Weck­erklin­geln in der Stille.
    Wer sich deswe­gen des laten­ten Ras­sis­mus bezichti­gen lässt und sich damit quält, ein schlechter Men­sch zu sein, der sollte ein­mal eine Reise nach Afri­ka oder Asien machen oder sich dor­thin begeben, wo sich “ander­sar­tige” Men­schen ver­sam­meln. Zur Not hil­ft auch, zwei oder drei Filme hin­tere­inan­der zu sehen, in denen die Per­so­n­en auss­chließlich schwarz, asi­atisch, oder indisch sind. Das Resul­tat ist verblüf­fend: Schon nach kurz­er Zeit erscheint der Weiße als frem­dar­tig, blasse Haut, lange Nase, helle Haare. Zwei Wochen in einem schwarzafrikanis­chen Land, und bei der Rück­kehr nach Deutsch­land fühlt man sich unter frem­dar­ti­gen Men­schen. Wir sind so gestrickt. Man wird das Gefühl, jemand sei frem­dar­tig, am besten in ein­er Gesellschaft los, in der alle Haut­far­ben und Herkün­fte gemis­cht sind, also z.B. in manchen Gegen­den der USA oder in Welt­städten wie Lon­don. Dann wer­den die unter­schiedlichen Haut­far­ben bald so nor­mal wie die unter­schiedlichen Haar­far­ben, und man achtet nicht mehr darauf.

  84. hmm

    wie auch immer…
    …es mutet ein­fach selt­sam an, wenn sich ein Mann, zumin­d­est ein biol­o­gis­ch­er, für die armen Frauen in der deutschen Sprache einsetzt,
    Ein Frauen­ver­ste­her, wie rührend-
    Und der Artikel über das Gener­ische Maskulinum, das natür­lich gar­nicht existiert.
    Und die gen­derg­erechte Sprache, die ja gar­nicht ver­ständ­nis­er­schw­erend ist.…der stüm­per­hafteste Artikel den ich je gele­sen habe.
    Ein Satz wie dieser erschw­ert also nicht das Verständis:
    “Wenn ein/eine Dienstnehmer/Dienstnehemrin mit einem/einer Arbeitgeber/Arbeitgeberin ein Dien­stver­hält­nis einge­ht, dann enste­hen dem/der Dienstgeber/Dienstgeberin Pflcht­en gebenüber dem/der Dienstnehmer/Dienstnehmerin.…etc”
    Diese Stu­di­en vergessen alle­samt auf eines, den HAUSVERSTAND.
    Und Gen­der­sprache ist ein­fach bescheuert, auch wenn sie vielle­icht eine teils als solche betra­chtete Gerechtigkeit bringt.
    Apro­pos: ein alter­na­tives Mäd­chen sagte mir unlängst, sie sei von Beruf Student.…:
    Sachen gibts, die gibts gar­nicht, dabei musste sie sich nicht ein­mal MIT­Meinen, und hat trotz­dem die gener­ische Form verwerwendet.
    Wie man es dreht und wen­det: Gen­der­sprache ist schwachsinnig !
    Eine gener­ische Form ist notwenig, wir kön­nten ja die weib­liche Form abschaf­fen, dann hat sich das Prob­lem gelöst — im Englis­chen existiert sie auch nicht.
    Ich warte nur noch auf For­mulierun­gen wie Bürg­erIn­nen­meis­terIn oder
    Bürger_innenmeister_in.
    Wo wir ja schon beim Näch­sten sind, der Gendergap…ganz heikel, Binnen_I ist ja von gestern, was ist den mit denen die wed­er Mann noch Frau sind oder sein wollen.…:
    Was sich die Gendergapler_*+#innen nur nicht über­legt haben, welchen Artikel das Mit­telgeschlecht bekommt.
    “wenn ein_ Mitarbeiter_ kündigt, dann kann _ nach­hause gehen”
    Coole Sache !
    Ich empfehle allen Gen­der­in­fizierten, ein­fach mal eine Zeit lock­er durch die Hose zu atmen…dann wird das schon wieder.

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