Jetzt zu haben: Das kleine Etymologicum

Von Kristin Kopf

Das Wichtig­ste zuerst: Ich habe ein Buch geschrieben. Das heute erscheint. Man kann es natür­lich gerne unbe­se­hen kaufen, aber man kann sich auch erst ein­mal von mir erzählen lassen, worum es eigentlich geht:

Wenn man Sprach­wis­senschaft betreibt, wird man ja von Fre­un­deskreis und Ver­wandten oft zur Gram­matikauskun­ftsstelle erk­lärt. Wenn man his­torische Sprach­wis­senschaft betreibt, darf man außer­dem immer wieder erläutern, woher einzelne Wörter kom­men und was sie früher bedeuteten. Viele mein­er Kol­legin­nen haben daher ein etwas ges­paltenes Ver­hält­nis zu diesen Etymologien.

Ich nicht.

Ich hoffe, Sie kriegen keinen allzu nerdi­gen Ein­druck von uns, wenn ich erzäh­le, dass ich zu Stu­dien­zeit­en eigentlich kaum eine Geburt­stagspar­ty in meinem Lin­guis­tik­fre­un­deskreis mit­gemacht habe, bei der nicht irgend­wann irgendw­er das ety­mol­o­gis­che Wörter­buch aus dem Regal geholt hat und plöt­zlich die Hälfte der Gäste ganz drin­gend irgendwelche Ein­träge vorge­le­sen haben wollte. Und dass damit der lustigere Teil der Nacht begann.

Ich finde Ety­molo­gien großar­tig — und zwar beson­ders dann, wenn sie keine isolierten Wort­geschicht­en bleiben, son­dern in ihnen plöt­zlich größere Zusam­men­hänge auf­scheinen: Die Fahrt ist mit fer­tig ver­wandt und das Land mit dem Elend? Warum klin­gen sie dann heute so unter­schiedlich? Das Wap­pen und die Waffe waren ein­mal das­selbe Wort? Wodurch wur­den sie auseinan­derg­eris­sen? Wie kann es sein, dass Wörter für ‘Zaun’ gle­ich in mehreren Sprachen zu Wörtern für ‘Stadt’ oder ‘Burg’ wur­den? Kurz: Welche kog­ni­tiv­en Mech­a­nis­men, welche gesellschaftlichen Verän­derun­gen, welche Laut­wan­del und welche gram­ma­tis­chen Beson­der­heit­en steck­en in der Biografie von Wörtern und wie kann man sie nach und nach freilegen?

Als die Idee aufkam, dass ich ein Sach­buch über Ety­molo­gien schreiben kön­nte, war mir schnell klar, dass ich nur ein solch­es Buch schreiben wollte: Keine Para­phrase ety­mol­o­gis­ch­er Wörter­büch­er — so unter­halt­sam so etwas auch sein kann –, son­dern, ganz heim­lich, ein Buch über Sprach­wan­del. Ein Buch, in dem sich die Wörter, die so viele inter­essieren, mit den Inhal­ten meines Fach­es verbinden, die der bre­it­en Öffentlichkeit kaum ver­traut sind.

Jet­zt ist es fer­tig (also zur Fahrt in die Welt bere­it), und ich hoffe sehr, dass es Ihnen min­destens so viel Spaß macht, wie ich beim Schreiben hatte!

16 Gedanken zu „Jetzt zu haben: Das kleine Etymologicum

  1. Henriette

    Kommt auf die Sel­ber-wün­sch-und-zu-Wei­h­nacht­en-ver­schenk-Liste! Bei uns ste­ht das ety­mol­o­gis­che Wörter­buch in der Küche (neben dem Lexikon), weil beim Essen doch die meis­ten wirk­lich wichti­gen Fra­gen aufkommen.

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  2. Kristin Kopf Beitragsautor

    @Suz: Seit gestern scheint es kauf­bar zu sein. Davor war es zwar gelis­tet, aber man kon­nte es noch nicht in den Einkauf­swa­gen tun. 

    Hat es zufäl­lig jemand und kann mir sagen, ob der skur­rile Grafik­fehler von Seite 151 auch in der E‑Version steckt? *neugi­er*

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  3. Chris

    Auf Seite 90 ste­ht über die asi­atis­chen Prob­leme, die Liq­uide r und l zu unter­schei­den “die Witze darüber sind Region.” Was bedeutet denn dieser Satz?

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  4. Vilinthril

    Witze erk­lären ist langweilig. 😉

    (Hint: Es ist ein Meta-Witz. Ein ziem­lich clev­er­er. Froi mich jet­zt noch mehr aufs Buch. ^^)

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  5. Chris

    Hab jet­zt mal ein biss­chen gegoogelt und bin über eine Reden­sart gestolpert, auf die sich der Satz wohl bezieht. Ich muss aber sagen, dass ich diese Reden­sart noch nie gehört habe. (Dass es eine Anspielung auf “Region/Legion” ist, hab ich auch geschnallt, aber mit der Syn­tax und der zweit­en (nicht-mil­itärischen) Bedeu­tung von Legion bin ich nicht klargekommen).

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  6. Hasso

    Danke für das tolle Werk! Lauter Aah’s und Aha’s und zudem wun­der­bar unter­halt­sam. Kann man doch eigentlich in den Schul­stoff einbinden.
    Grüße aus Schaafheim

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