Rassismus „Rassismus“ nennen

Von Anatol Stefanowitsch

Nur ein paar Worte und ein Lek­türetipp zu einem The­ma, zu dem eigentlich alles gesagt ist, das aber offen­sichtlich sehr schw­er zu ver­ste­hen ist.

[Hin­weis: Der fol­gende Beitrag enthält Beispiele ras­sis­tis­ch­er und behin­derten­feindlich­er Sprache.]

Wenn vier weiße deutsche Mari­nesol­dat­en einen eben­falls deutschen Vorge­set­zten mit thailändis­chen Vor­fahren aus sein­er Koje zer­ren, ihn mit Kle­be­band und Span­ngurten an einem Tisch fes­tk­leben und ‑binden, und ihm die Worte „Hier wohnen die Mon­gos“ auf den Kör­p­er malen, dann ist das eine ras­sis­tis­che Tat. Und das Motiv für eine ras­sis­tis­che Tat ist selb­stver­ständlich Ras­sis­mus. Das sollte so selb­stver­ständlich sein, dass sich jede Speku­la­tion und jede Aus­flucht erübrigt. Stattdessen sollte unmit­tel­bar damit begonnen wer­den, über Maß­nah­men nachzu­denken, mit denen sich Ras­sis­mus inner­halb der Marine (und natür­lich auch ander­swo) bekämpfen lässt.

Aber in Deutsch­land wird das nicht nur hier, son­dern auch in allen anderen Fällen offen­sichtlich ras­sis­tis­ch­er Tat­en nicht so gese­hen. Stattdessen lassen sich immer min­destens eine der drei fol­gen­den Strate­gien beobachten:

  • es wird bestrit­ten, dass die Tat einen „aus­län­der­feindlichen“, „frem­den­feindlichen“ und/oder „recht­sex­trem­istis­chen“ Hin­ter­grund hat — als ob Ras­sis­mus mit Aus­län­der­feindlichkeit, Frem­den­feindlichkeit oder Recht­sex­trem­is­mus oder diese Dinge miteinan­der gle­ichzuset­zen seien;
  • es wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen Einzelfall han­delt, dass es also keines­falls struk­turelle Ursachen für die Tat gibt;
  • es wird eine alter­na­tives Motiv geliefert, egal, wie weit herge­holt es sein mag.

Im oben beschriebe­nen Fall, den die Süd­deutsche Zeitung gestern meldete, find­en sich alle drei Strate­gien, Die Marine ließ verlauten,

  • Alle Ermit­tlun­gen, die wir geführt haben, haben ergeben, dass der Vor­fall nichts mit einem aus­län­der­feindlichen Hin­ter­grund zu tun hat“ (Quelle);
  • man habe es mit einem „höchst bedauern­swerten Einzelfall“ zu tun (Quelle);
  • es könne sich gar nicht um Ras­sis­mus han­deln, denn das Wort Mon­go sei kein Schimpf­wort für Asi­at­en son­dern ein umgangssprach­lich­es Wort für „Idioten“. (Quelle).

(Die Presse übern­immt diese Aus­sagen weit­ge­hend unkom­men­tiert, und for­muliert besten­falls die Frage, ob es sich um einen „ras­sis­tis­chen Über­griff“ gehan­delt haben könnte.)

Es wird also alles getan, um das offen­sichtliche ras­sis­tis­che Motiv der Tat zu leug­nen. Dass die Tat keinen „aus­län­der­feindlichen“ Hin­ter­grund hat, mag ja stim­men — der Boots­mann war ja Deutsch­er, nur eben mit ein­er Haut­farbe, Haar­farbe und Gesicht­szü­gen, die ihn in den Augen sein­er weißen deutschen Untergebe­nen min­der­w­er­tig macht­en (ich nehme an, die vier weißen deutschen Sol­dat­en haben tat­säch­lich nichts gegen Aus­län­der, die ausse­hen, wie sie).

Dass es sich um einen Einzelfall han­delt, lässt sich durch eine schnelle Google-Suche wider­legen, die jede Menge Fälle zutage fördert, bei denen Ange­hörige der deutschen Stre­itkräfte in ras­sis­tisch motivierte Vor­fälle ver­wick­elt waren. Und die ras­sis­tis­che Ein­stel­lung der Mari­nesol­dat­en war keines­falls ein Einzelfall — die regelmäßig durchge­führte Studie Grup­pen­be­zo­gene Men­schen­feindlichkeit in Deutsch­land der Uni­ver­sität Biele­feld ergibt, dass 11 Prozent der Deutschen der Mei­n­ung sind, „die Weißen [seien] zu Recht führend in der Welt“.

Dass das Wort Mon­go mit der Bedeu­tung „Idiot“ ver­wen­det wird, macht es nicht weniger ras­sis­tisch, denn es beruht ja auf der (ange­blichen) Ähn­lichkeit von Men­schen mit dem Down-Syn­drom und bes­timmten Pop­u­la­tio­nen in Asien. Und wenn dieses Wort dann wieder auf einen asi­atis­chstäm­mi­gen Men­schen — selb­stver­ständlich wegen seines Ausse­hens, weswe­gen denn son­st — angewen­det wird, ist es dop­pelt rassistisch.

Die hier beschriebe­nen Strate­gien sind wed­er neu, noch wäre ich der erste, der sie beschriebe. Noah Sow disku­tiert sie aus­führlich, sehr ver­ständlich und sehr ein­drucksvoll in ihrem exzel­len­ten Buch „Deutsch­land Schwarz Weiß.“ Und deshalb mein drin­gen­der Tipp an alle, die das Buch nicht ken­nen: kaufen Sie es sich schle­u­nigst und lesen Sie es sorgfältig. Lesen Sie auch die Web­seite zum Buch und Noah Sows Blog. Und ler­nen Sie, Ras­sis­mus Ras­sis­mus zu nennen.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

20 Gedanken zu „Rassismus „Rassismus“ nennen

  1. Jessi

    Ich habe heute mogen beim Nachricht­en­hören genau das Gegen­teil gedacht. Warum wird so in Kat­e­gorien gedacht, dass gle­ich ganz selb­stver­ständlich ein ras­sis­tis­ch­er Grund angenom­men wird? 

    Ich hat­te viele Jahre einen furcht­baren Chef. Ein Vol­lid­iot erster Güte. Ich mochte die Arbeit und die restlichen Kol­le­gen, also bin ich erst­mal geblieben, bis er es mir unmöglich gemacht hat. Wenn ich ihm jet­zt an meinem let­zten Tag eine gescheuert hätte und gerufen hätte: “Was bist du nur für ein Mon­go?” ( ok, das ist nicht mein Sprach­niveau, ich hätte vielle­icht gebrüllt, was für ein unqual­i­fiziert­er, men­schen­ver­ach­t­en­der, gefühlskalter Super­arsch er ist) — Wäre ich dann gle­ich ein Ras­sist? Sicher­lich nicht. Wenn ich jet­zt dazu sage, dass die Eltern meines Chefs aus Polen kom­men — bin ich dann ein Ras­sist? Sicher­lich nicht.

    Ohne weit­ere Infor­ma­tio­nen über die Gründe für den Zwis­chen­fall (auf einem BOOT wäe ich meinem Chef sicher­lich irgend­wann ins Gesicht gesprun­gen) steigern solche Ras­sis­mus-Vor­würfe doch nur das Kategoriendenken.

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  2. Dok

    Es bleibt die Frage, warum die Marineleitung zu solchen apolo­getis­chen Strate­gien greift:
    Han­delt sie aus (der wohl begrün­de­ten) Angst, dass solch­es Ver­hal­ten auf ihren Ruf abfärbt? Will sie die Kam­er­aden in Schutz nehmen? Oder sieht sie das Prob­lem tat­säch­lich nicht?
    Ich weiß nicht, welche Erk­lärung zu bevorzu­gen wäre.

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  3. Sascha

    Ich ver­mute ehrlich gesagt, dass bei der Marineleitung das gängige Denken vorherrscht: “Ich definiere mich selb­st nicht als Ras­sist. Also kann auch nie­mand Ras­sist sein, der mit mir zu tun hat.” Ob eine Google­suche allerd­ings unbe­d­ingt empirisch genügt, um nachzuweisen, dass Ras­sis­mus in den Stre­itkräften der BRD kein Einzelfall ist, sei mal dahingestellt. Ins­ge­samt ver­mute ich, dass es dort tat­säch­lich mas­siv am Prob­lem­be­wusst­sein mangelt.

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  4. klappnase

    …ich nehme an, die vier weißen deutschen Sol­dat­en haben tat­säch­lich nichts gegen Aus­län­der, die ausse­hen, wie sie…”

    Na ich weiss nicht…
    Über diese vier Her­ren kann man natür­lich nur spekulieren, aber ziem­lich oft kann man beobacht­en, dass dies nur zutrifft, wenn die “gle­ich ausse­hen­den” Aus­län­der in der “richti­gen” Sprache kom­mu­nizieren. Es kann dann leicht sein, dass Schwe­den oder Fran­zosen in den Augen der Leute die “ja gar nichts gegen Aus­län­der haben” noch so durchge­hen, aber sobald die Sprache des Gegenübers einen osteu­ropäis­chen Hin­ter­grund ver­rät, kann er oder sie so “deutsch” ausse­hen wie er/sie will…
    Aber natür­lich ist es keine Aus­län­der­feindlichkeit die dann zum Vorschein kommt, son­dern man hat ja nur etwas gegen “Sozial­be­trüger”, “Diebe” etc.

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  5. Erbloggtes

    Was mich am meis­ten daran aufregt, ste­ht hier in Klammern:

    (Die Presse übern­immt diese Aus­sagen weit­ge­hend unkom­men­tiert, und for­muliert besten­falls die Frage, ob es sich um einen „ras­sis­tis­chen Über­griff“ gehan­delt haben könnte.)”

    Die Jour­nal­is­ten haben offen­sichtlich die richtige Intu­ition: ‘Wenn sie ihn mis­shan­deln und auf­grund sein­er Herkun­ft beschimpfen, ist das doch irgend­wie ras­sis­tisch, oder?’ Aus irgendwelchen Grün­den funk­tion­iert Jour­nal­is­mus in Deutsch­land aber nicht so. Denn selb­st denken dür­fen die aller­meis­ten Jour­nal­is­ten nicht. (Man gewin­nt den Ein­druck, dass sie es auch wed­er wollen noch kön­nen.) Stattdessen fra­gen sie jeman­den mit Deu­tung­shoheit. Und wer ist das in ihrer Welt­sicht? Na klar, die mit den Hoheit­sze­ichen. Und dann ist der Arbeit­stag eigentlich auch schon vor­bei. In den näch­sten Wochen kann man dann bericht­en, dass ein wüten­der Inter­net-Mob gegen die deutsche Flotte het­zt und ihr “Ras­sis­mus” vorwirft.

    Und da sind wir dann auch schon bei der Kri­tik an diesem Artikel — genauer: an der Über­schrift. Bit­tebitte, liebe Men­schen, nen­nt Ras­sis­mus niemals “Ras­sis­mus”, wenn auch nur der Hauch ein­er Chance beste­ht, dass jemand die Anführungsze­ichen als Dis­tanzierung, Infragestel­lung oder Iro­nisierung ver­ste­hen kön­nte! Ras­sis­mus muss man Ras­sis­mus nen­nen. (Im let­zten Satz ist es richtig gelöst.) Mein Beispiel am Ende des vorigen Absatzes soll nur illus­tri­eren, wie die medi­ale Ras­sis­musleug­nung funktioniert:
    Jemand sagt (Zitat) “Ras­sis­mus”, aber der Admi­ral bestre­it­et Ras­sis­mus. Also schreiben Medi­en von “Ras­sis­mus” (also soge­nan­ntem Ras­sis­mus, der eigentlich aber pure Men­schen­liebe, nicht frem­den­feindlich, ein Einzelfall und anders erk­lär­bar sei). Und schon iss­er weg, näm­lich sprach­lich unsicht­bar gemacht, obwohl das Wort noch da ist.

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  6. Martin

    Man muss ver­ste­hen wie es beim Mil­itär grup­pen­dy­namisch abge­ht und seine zivilen Maßstäbe gefäl­ligst über Bord wer­fen. Sol­dat­sein ist kein “Job”. Darum ist auch jedem Mari­nesol­dat­en klar dass hier nicht die Mannschaft ver­fol­gt, son­dern allen­falls der Vorge­set­zte ein Prob­lem darstellt, weil er nicht das Ver­trauen der Mannschaft geniesst und seine Autorität unter­graben ist. Ausser­dem gehört es sich nicht für einen Vorge­set­zten das zu melden, weil er sich damit in der Flotte demon­tiert. Die deutsche Marine fühlt sich tra­di­tionell sehr asi­atisch. Mon­gos. Schlick­tau. Aufwis­chen heißt “Feudeln”. Es inter­essiert sich kein­er für deine “Rasse” beim Mil­itär, weil man rein funk­tion­al nach Dien­st­grad agiert. Beim Mil­itär inter­essierst du nicht als Per­son mit roten Haaren oder asi­atis­chen Vor­fahren, son­dern nur im Rah­men dein­er Funktion/Auftrag und deinem Dienstgrad. 

    Noch etwas, Herr Kaleu. Auf der Fahrt hier­her wurde ich von Teilen der Mannschaft belästigt. Man, man hat mich. Ein unge­heuer­er Vor­gang. Man hat mich, man hat mich…”

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  7. V

    @jessi: Dein Szenario wurde oben in ein­er Nebenbe­merkung behan­delt: “(ich nehme an, die vier weißen deutschen Sol­dat­en haben tat­säch­lich nichts gegen Aus­län­der, die ausse­hen, wie sie)”.

    Bei Men­schen osteu­ropäis­ch­er Abstam­mung sind die äußeren Unter­schiede zu Men­schen mit­teleu­ropäis­ch­er Abstam­mung lang nicht so aus­geprägt wie bei Men­schen ander­er Abstam­mungen. Wenn Du Deinen Chef trotz seines Arschlochtums auf seine Herkun­ft oder Nation­al­ität reduzierst, äußerst Du dich nationalistisch.

    Außer­dem bist Du ja nicht gle­ich ein Ras­sist, wenn Du Dich ras­sis­tisch äußerst, dazu gehört schon eine gewisse Methodik, ein Glaube an diese “The­o­rien” und ein Vor­satz. Das Prob­lem ist ja nicht, dass 11% unser­er Mit­bürg­er Ras­sis­ten sind, son­dern dass entsprechende Ressen­ti­ments in der Gesellschaft Fuß gefasst haben, ohne dass die Trag­weite und zugrun­deliegen­den Fehlannah­men reflek­tiert werden.

    Das Prob­lem in der öffentlichen Wahrnehmung ist eben die unre­flek­tierte Assozi­a­tion von Ras­sis­mus, Aus­län­der­feindlichkeit, Anti­semitismus und Faschis­mus, so dass es aussieht, als würde jedem, der sich ras­sis­tisch äußert und dessen Äußerun­gen the­ma­tisiert wer­den, automa­tisch ein schwarz­er Schnauzbart angek­lebt. Genau daraus resul­tiert sowohl der Ablehnungsre­flex bei den Betrof­fe­nen und deren Organ­i­sa­tion als auch der Presse. Und Deiner.

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  8. Bernie

    Man kann sich gut vorstellen, wie die interne Ermit­tlung von­stat­ten geht: “Jungs, ihr seid doch keine Ras­sis­ten, oder?” — “Nee, Herr Kale­un!” — “Na dann ist ja gut, Männer!”

    Die Argu­men­ta­tion dieses Beitrags greift den­noch meines Eracht­ens zu kurz. Nicht jed­er Angriff eines Men­schen auf einen anders ausse­hen­den Men­schen ist ras­sis­tisch motiviert. Ich finde, man sollte sich — wir sind doch Wis­senschaftler! — die Mühe machen, den Einzelfall zu betra­cht­en. SPON berichtet heute, der mis­shan­delte Vorge­set­zte habe seine Untergebe­nen immer “Mon­gos” genan­nt. War das dann also eine ras­sis­tis­che Tat, die mit ein­er anderen ras­sis­tis­chen Tat gesüh­nt wurde? Oder vielle­icht war der Über­griff doch “nur” ein Racheakt nach einem geheimnisvollen, mir nicht ver­ständlichen mil­itärischen Ehrenkodex? Man sollte sich fra­gen: Wäre dieser Vor­fall genau­so geschehen, wenn alle Beteiligten die gle­iche Eth­nie gehabt hät­ten? Und geste­hen, dass man diese Frage anhand der veröf­fentlicht­en Fak­ten­lage nicht beant­worten kann. Und dann sollte auch bei Ras­sis­mus die Unschuldsver­mu­tung gelten.

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  9. Andreas

    Mit der Vehe­menz, mit der ohne Ken­nt­nis der tat­säch­lichen Motive kein ras­sis­tis­ch­er Hin­ter­grund behauptet wird, kann man eine im Zweifels­fall ras­sis­tisch anmu­tende Tat auch mal als solche behan­deln. Damit mussten die Täter rechnen.

    Und von Glück reden, dass es auf dem Schiff und nicht gegenüber ein­er zivilen Bevölkerung passiert ist, denn genau diese Ent­men­schlichung im Ver­hal­ten (Stich­wort Schädel in Afghanistan) ist das Ende der Glaub­würdigkeit west­lich­er Inter­ven­tion jed­er Art.

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  10. Jessi

    @V: Wenn ich son­st von meinem schreck­lichen Chef erzäh­le, ist mir sein Nach­name vol­lkom­men egal — hier im Kom­men­tar soll es ja nur etwas verdeut­lichen- , und ich bin mir ziem­lich sich­er, dass mir auch seine Haut­farbe egal wäre. Er ist ein schlechter Vorge­set­zter mit einem schlecht­en Charak­ter — und dass muss man sagen dür­fen. Wenn ich sage: “Der alte Türke, hab ich sofort gewusst, dass der ein Arsch ist, als ich seinen Namen gele­sen habe!” — das wäre dann eine Aus­sage, die einen Grun­dras­sis­mus zutage fördert, der beden­klich und sicher­lich in der deutschen Gesellschaft weit ver­bre­it­et ist.

    Aber wenn ich die Arbeitsweise und Kom­pe­tenz meines Chefs nicht kri­tisieren kann, ohne dass mir eine latent ras­sis­tis­che Hal­tung vorge­wor­fen wird — dann schränkt das unsere Kri­tik­möglichkeit­en so ein, wie ich es nicht will. Das gle­iche gilt für die Presse. Wenn Ras­sis­mus vor­liegt sollen Jour­nal­is­ten natür­lich unbe­d­ingt das Ganze richtig benen­nen. Solange man gar nicht weiß, was da passiert ist muss man vor­sichtig sein.

    Ich möchte Men­schen bescheuert find­en kön­nen — egal, welche Haut­farbe sie haben. Ich möchte Ihnen schlechte Arbeit vor­w­er­fen dür­fen, ihnen Inkom­pe­tenz bescheini­gen, ihre Unfre­undlichkeit bemän­geln dür­fen und so weit­er. Und dabei muss es egal sein, ob der­jenige dunkel­häutig ist, eine Sehbe­hin­derung hat oder schon über 60 ist.

    Momen­tan gibt es in Deutsch­land eine extreme Ten­denz, Kri­tik, Über­griffe oder ein­fache Aus­sagen an Eck­punk­ten wie Haut­farbe, Alter, Geschlecht aufzuhän­gen auch wenn sie in gar keinem direk­ten Zusam­men­hang ste­hen. Echter Ras­sis­mus geht in der übereifrigen Verurteilungssuppe ein­fach unter. 

    Ist für mich als mit­te­lalte, weiße Frau mit deutschen Wurzeln natür­lich leicht zu sagen — aber wenn mir was nicht passt kann ich ja schnell ein Auf­schrei-Hash­tag set­zen. Glück gehabt.

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  11. Statistiker

    Solche Vor­fälle sind bei der Bun­deswehr (BW) kein Einzelfall, son­dern Rou­tine und wer­den von der Führung immer gedeckt.

    ich war selb­st sechs Jahre bei der BW und habe diese vorzeit­ig ver­lassen (End­di­en­st­grad Leut­nant). Grund war nicht zulet­zt die Aus­sage eines Batal­lion­skom­man­deurs (Besol­dungs­gruppe A 14, also höher­er Dienst), “die Grü­nen müsse man alle erschießen”. Auch wenn ich per­sön­lich nicht mit den Grü­nen sym­pa­thisiere, zeigt eine solche Äußerung eine men­schen­feindlichen, ras­sis­tis­che, ekel­hafte und faschis­tis­che Gesinnung.

    Diese ekel­haften Gesin­nun­gen hal­ten sich sich bis heute in der BW und ver­stärken sich durch die Angriff­skriege, die seit 20 Jahren geführt wer­den und den grundgedanken des Grundge­set­zes (Ver­bot eines Angriff­skrieges) ad absur­dum führen.

    Insofern sind solche Über­griffe nur natür­lich und imma­nen­ter Bestandteil des ras­sis­tis­chen Sys­tems inner­halb der BW.

    Ich habe übri­gens jeglichen Kon­takt zu ehe­ma­li­gen Kam­er­aden abge­brochen, die Beruf­s­sol­dat gewor­den sind. Weil sie alle diesem Faschis­mus und Ras­sis­mus anhän­gen und abso­lut begriff­sstutzig und real­itätsver­leug­nend sind.

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  12. Erbloggtes

    @Statistiker: Men­schen­feindlichkeit beim Mil­itär scheint irgend­wie unver­mei­dlich zu sein. Da müsste man mal inter­na­tion­al schauen, ob es da Unter­schiede gibt. Die Bun­deswehr gibt sich ja (oder gab sich mal) so ziv­il und demokratisch (“Staats­bürg­er in Uni­form”). Aber vielle­icht ist das ander­swo besser.
    Immanuel Kant meinte jeden­falls 1795 in “Zum ewigen Frieden”, dass ste­hende Heere (d.h. Beruf­sarmeen) aufgelöst wer­den müssen, weil sie die dort täti­gen Men­schen zwangsläu­fig zu schlecht­en Men­schen machen, ver­ro­hen usw. Nicht ganz von der Hand zu weisen.

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  13. Irene

    11 Prozent der Deutschen der Mei­n­ung sind, „die Weißen [seien] zu Recht führend in der Welt“

    Wird in der Studie tat­säch­lich nach Nation­al­itäten unter­schieden? Ich hat­te es so ver­standen, dass die Bevölkerung Deutsch­lands befragt wird. Aber ich kenne die Details nicht.

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  14. stan

    @Bernie Es kann aber auch sein, dass Sol­dat­en aus­flip­pen, wenn ein asi­atisch ausse­hen­der Vorge­set­zter in einem Ton­fall zu ihnen spricht, den sie bei einem deutsch ausse­hen­den Vorge­set­zten wider­spruch­s­los hin­nehmen würden.

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  16. Statistiker

    @ Erblog­gtes: Gutes Thema.

    Ich kann da nur auf per­sön­liche Erleb­nisse zurück­greifen, nicht auf wis­senschaftliche Untersuchungen.

    In mein­er aktiv­en Zeit hat­te ich viel mit Nieder­län­dern zu tun. Und ich muss feststellen: 

    a) Bei den Nieder­län­dern war es viel ruhiger, viel peaciger. Wohl auch vor dem Hin­ter­grund, dass man nie alleine, son­dern nur im NATO-Ver­bund irgend­wie tätig wer­den kön­nte. Zumin­d­est hab ich erlebt, dass Schwarze bei der nieder­ländis­chen Armee abso­lut gle­ich­w­er­tig behan­delt wurden.

    b) Es auch in der BW sehr auf die Vorge­set­zten ankommt. Ich hat­te auch mal als Grun­daus­bil­dungszugführer einen KDV-ler dabei und allen expliz­it ver­boten, ihn deshalb zu diskri­m­inieren. Hat saugut geklappt und war vie­len Leuten eine Lehre.…..

    Ich bin den­noch froh, früh aus dem Laden aus­geschieden zu sein.….

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