Meine Suppe ess’ ich nicht unter anderem Namen!

Von Anatol Stefanowitsch

Ein kurz­er Nach­trag zur Sache mit dem Zige­uner­schnitzel: Wie der Tagesspiegel berichtet, fol­gen Teile der Han­nover­an­er Gas­tronomie dem Beispiel der Stadt, und stre­ichen dieses und ähn­liche Wörter (z.B. Zige­uner­sauce und -gulasch) von der Speisekarte. Die Gerichte nen­nen sie stattdessen Puzs­ta-Schnitzel oder Schnitzel Ungarisch­er Art, Pikante Sauce oder Papri­ka-Sauce und Paprik­ag­u­lasch.

Das ist vernün­ftig, unaufgeregt und tut nie­man­dem weh – die Gäste wer­den die gewün­scht­en Speisen auch so find­en und diejeni­gen Sin­ti und Roma, die sich durch das Wort Zige­uner her­abge­set­zt fühlen wer­den ernst genom­men, eben­so wie diejeni­gen, die zwar nichts gegen das Wort an sich, aber gegen seine exo­tisierende Ver­wen­dung in kuli­nar­ischen Zusam­men­hän­gen haben.

Nur der „Ver­band der Her­steller kuli­nar­isch­er Lebens­mit­tel“ will auf das Wort nicht verzicht­en – die Zige­uner­sauce habe näm­lich „als kuli­nar­ische Schöp­fung eine über 100 Jahre alte Tradition“.

Nun kann man sich über diese Aus­sage ohne­hin stre­it­en, denn das, was heute unter diesem Namen verkauft wird, hat mit den Rezepten, die sich aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhun­dert (meist unter der franzö­sis­chen Beze­ich­nung Sauce Zin­gara) find­en, nur einige der Zutat­en und kaum etwas von der Rezep­tur gemein­sam (siehe die Kom­mentare im oben ver­link­ten Beitrag).

Aber akzep­tieren wir die behauptete Tra­di­tion ein­mal: Will der „Ver­band der Her­steller kuli­nar­isch­er Lebens­mit­tel“ dann sagen, dass etwas mit langer Tra­di­tion nicht diskri­m­inierend sein kann? Oder, dass Diskri­m­inierung in Ord­nung geht, wenn sie schon sehr lange prak­tiziert wird? Oder, dass Tra­di­tion wichtiger ist als Diskriminierung?

Irgend­wie wirft keine der drei Aus­sagen ein gutes Licht auf den Vere­in, der sich­er nichts dage­gen hat, ab jet­zt als „Sup­penkasper­lethe­ater“ beze­ich­net zu wer­den – ein völ­lig neu­traler Begriff, der sich nur auf die Tat­sache bezieht, dass der Vere­in „aus der Ver­schmelzung der Ver­bände der Essig- und Senf‑, Feinkost- und Sup­penin­dus­trie“ ent­standen ist.

Nachtrag: Sinn und Unsinn der Debatte

Auch Spiegel Online greift das The­ma noch ein­mal auf und legt einen Schw­er­punkt auf die (man­gel­nde) Sinnhaftigkeit der Debat­te. Zwei Autoritäten wer­den dabei angeführt:

  1. Der Bun­desrat der Jenis­chen Deutsch­lands, der die Beschw­erde der Han­nover­an­er Sin­ti und Roma mit den Worten „Dass jemand allen Ern­stes eine solch hanebüch­ene Beschw­erde erhebt, war für uns bish­er nicht vorstell­bar“ kom­men­tiert haben soll; und
  2. Der Zen­tral­rat Deutsch­er Sin­ti und Roma der „erk­lärt [habe], eine Umbe­nen­nung sei unsin­nig“ und „ziehe die eigentlichen Anliegen der Roma und Sin­ti ins Lächerliche“.

Zu den Jenis­chen lässt sich sagen, dass die sich generell durch die Beze­ich­nung Zige­uner weniger diskri­m­iniert zu fühlen scheinen, und dass sie die Beze­ich­nung Sin­ti und Roma für sich ablehnen – aus dem offen­sichtlichen Grund, dass sie keine Sin­ti oder Roma sind. Wenn sie sich nicht diskri­m­iniert fühlen, ist das aber natür­lich kein Grund, den Sin­ti und Roma vorzuschreiben, dass die sich auch nicht diskri­m­iniert zu fühlen haben (und ver­mut­lich will der Bun­desrat der Jenis­chen das auch gar nicht).

Zum Zen­tral­rat lässt sich sagen, dass Spiegel Online dessen Mei­n­ung schlicht falsch darstellt. Im Artikel wird als Beleg für die Aus­sage auf ein Inter­view mit dem Vize-Vor­sitzen­den des Zen­tral­rats, Sil­vio Per­i­tore, ver­linkt, das SpOn vor eini­gen Monat­en führte. In diesem Inter­view sagt Per­i­tore aber keineswegs, dass die Umbe­nen­nung „unsin­nig“ sei – im Gegen­teil, er spricht zwar davon, dass er das The­ma „gelassen“ sehe, aber er fordert expliz­it eine Diskus­sion darüber, warum sich viele Men­schen schw­er damit zu tun scheinen, das diskri­m­inierende Poten­tial des Wortes zu erken­nen (die Sternchen habe ich einge­fügt, da ja klar ist, um welch­es Wort es geht):

Per­i­tore: Fra­gen wir doch mal ander­sherum. Warum haben die Lebens­mit­tel­her­steller vor Jahren das Wort “N****kuss” abgeschafft? Warum macht man da einen Unterschied?

SPIEGEL ONLINE: Was denken Sie?

Per­i­tore: Das müsste man diese Leute fra­gen. Warum hat­te man den Respekt gegenüber jenen, die als N**** stig­ma­tisiert wur­den — und bringt den gle­ichen Respekt nicht auf für jene, die als Zige­uner beze­ich­net werden?

Er weist auch aus­drück­lich darauf hin, dass der Begriff von den Betrof­fe­nen wei­thin als diskri­m­inierend wahrgenom­men wird:

SPIEGEL ONLINE: Selb­st bei jenen, die mit dem Begriff gemeint sind, gibt es aber ver­schiedene Ansicht­en über das Wort “Zige­uner”. Nehmen ihn denn über­haupt sämtliche Sin­ti und Roma als diskri­m­inierend wahr?

Per­i­tore: Die aller­meis­ten tun das.

Er erk­lärt dann auch, warum und geht auf den his­torischen Kon­text ein (lesen Sie das Inter­view selb­st, es ist sehr inter­es­sant). Er sagt dann lediglich, dass es „wider­sin­ning“ wäre, ein „Ver­bot der Beze­ich­nung ‚Zige­uner‘ zu fordern, weil ihm ein reflek­tiert­er Umgang mit Sprache lieber wäre als Verbote.

Und nir­gends im Inter­view spricht er davon, dass die Forderung nach ein­er Umbe­nen­nung die „eigentlichen Anliegen“ ins „Lächer­liche“ ziehe. Er sagt lediglich, dass er sich „wün­sche …, dass man sich um Drin­gen­deres küm­mert als um diese Frage. Solche Neben­schau­plätze brin­gen nie­man­dem etwas.“ Aber das ist eben nur ein Wun­sch, ver­bun­den mit der Sorge, die Debat­te um die Umbe­nen­nung kön­nte von drin­gen­deren The­men ablenken. Dieser Wun­sch und diese Sorge ste­hen ihm natür­lich zu.

Inter­es­sant ist aber, wie der Beitrag auf Spiegel Online hier ver­sucht, die Diskus­sion an sich zu dele­git­imieren, indem schein­bar Betrof­fene zu Wort kom­men. Wozu das gut sein soll, erschließt sich mir nicht: Die Diskus­sion existiert, und das auch nicht erst seit dem aktuellen Fall, und sie wird nicht dadurch ver­schwinden, dass man sie für „unsin­nig“ erk­lären lässt. Alles, was damit erre­icht wird, ist, dass der Wun­sch ein­er gesellschaftlichen Gruppe nach weniger Diskri­m­inierung als unwichtig dargestellt und die betr­e­f­fende Gruppe damit an den Rand der Gesellschaft ver­drängt wird.

Und dabei wäre die Lösung so ein­fach: Benen­nt diese völ­lig irrel­e­van­ten Saucen und Schnitzel ein­fach um, und alle haben mehr Zeit, sich um die wirk­lich wichti­gen Prob­leme dieser Welt zu kümmern.

24 Gedanken zu „Meine Suppe ess’ ich nicht unter anderem Namen!

  1. Muriel

    Der Supreme Court ist doch auch der Auf­fas­sung, dass Ver­fas­sungsver­stöße irgend­wann okay wer­den, wenn sie nur lange genug beste­hen, und unsere Recht­sprechung hat mit dem Konzept ein­er Recht­fer­ti­gung durch Tra­di­tion auch keine Schwierigkeiten.
    Wer wäre man denn als Ver­bandssprech­er, eine solche Präze­denz zu ignorieren.

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  2. Iwa

    Bei Ede­ka stand auf Tomat­en, die ich son­st als Roma-Tomat­en kan­nte, “Topf-Tomat­en”. Ob sie jet­zt das Wort Roma ganz mei­den wollen?

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  3. Eule

    Möglicher­weise will der Ver­band darauf hin­aus, dass Tra­di­tion ein Wert an sich ist, der zwar nicht automa­tisch wichtiger ist, aber min­destens in der Diskus­sion berück­sichtigt wer­den muss.

    Fände ich per­sön­lich jeden­falls sehr überzeugend.

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      In wiefern ist es überzeu­gend, „Tra­di­tion“ in ein­er Diskus­sion um Diskri­m­inierung berück­sichti­gen zu wollen? Es gäbe nur eine überzeu­gende Argu­men­ta­tion­slin­ie für die Her­steller der Sauce: Sie müssten zeigen, dass das Wort und seine Ver­wen­dung in diesem Zusam­men­hang nicht diskri­m­inierend sind. Ich bin skep­tisch, dass das gelin­gen würde, aber inter­es­san­ter­weise ver­suchen sie es ja nicht einmal.

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      1. Muriel

        @Eule: Ich hätte es gerne noch mal expliz­it, damit ich dich (Sie?) nicht missver­ste­he: “Wir haben das schon immer so gemacht!“ ist in deinen (Ihren?) Augen ein überzeu­gen­des Argument?

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  4. Jess

    @Iwa: Inter­es­sant — denn heißt nicht die Roma-Tomate nach der Stadt Rom? Man kor­rigiere mich, wenn ich flasch liege!

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  5. Susanne

    Das finde ich tat­säch­lich auch inter­es­sant, dass eine Gege­nar­gu­men­ta­tion gar nicht ver­sucht wird. Das legt den Ver­dacht nahe, dass es nicht um “Tra­di­tion”, son­dern ums Prinzip geht. Und das ist beim The­ma Diskri­m­inierung sich­er kein guter Ratgeber…

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  6. Klaas

    Laut Spiegel Online sagt der Sup­penkasper­lver­band, der Begriff ‘Zige­uner­soße’ werde “durch­weg pos­i­tiv aufgenommen”.
    Also durch­weg pos­i­tiv von allen Men­schen, die sich nicht daran stören. Mein­er Mei­n­ung nach wurde hier allerd­ings die all­ge­meine Zunei­gung für das Beze­ich­nete, also die Paprikatunke, mit ein­er Zus­tim­mung zur Namensge­bung ver­wech­selt. Den meis­ten Men­schen dürfte es ziem­lich egal sein, wie diese Soße nun heißt. In unser­er Men­sa laufen entsprechende Gerichte seit Jahren unter dem Label “Pusz­ta-…”, ohne dass sie den Leuten deswe­gen weniger schmeck­en würden.

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  7. Eule

    @Muriel: Nein. Der Ver­weis auf Tra­di­tion ist an sich kein überzeu­gen­des Argu­ment. Aber Tra­di­tion ist eines von mehreren Argu­menten, die aus mein­er Sicht berück­sichtigt und gegeneinan­der abge­wogen wer­den müssen.

    Tra­di­tion ist mit Iden­tität ver­bun­den. Wer eine Tra­di­tion abrupt been­den möchte, entreißt Men­schen einen Teil ihres ver­traut­en Leben­sum­feldes, ihrer Kind­heit­serin­nerun­gen usw. — das kann dur­chaus berechtigt sein, weil andere Argu­mente eben über­wiegen, sollte meines Eracht­ens aber expliz­it ange­sprochen wer­den, auch wenn die besagte Tra­di­tion eher triv­ial ist wie in diesem Fall hier. Weil: Wenn man das nicht tut, fühlen Men­schen sich per­sön­lich ange­grif­f­en und mauern, wodurch man sich dann selb­st unnötig ein Bein gestellt hat.

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  8. Pompeius

    Warum punk­test du N. aus, Z. aber nicht? 

    Warum tut man das über­haupt in einem Zitat? Hab mal gel­ernt, man soll so zitieren, wie es da stand.

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Ist immer eine schwierige Entschei­dung, die ich im Einzelfall tre­ffe und mit der ich nie richtig zufrieden bin. In diesem Fall ist es so, dass keine der beteiligten Organ­i­sa­tio­nen der Sin­ti und Roma oder der Jenis­chen das Wort in ihren Tex­ten aus­punk­tet (es gibt allerd­ings auch Aktivist/innen, die es tun), und dass es inner­halb dieser Grup­pen dur­chaus eine kon­tro­verse Diskus­sion darum gibt, ob und wie weitre­ichend das Wort ver­mieden wer­den muss/soll. Ich habe das Wort deshalb vor­erst für mich als eins eingestuft, dass nicht unbe­d­ingt aus­gepunk­tet wer­den muss. Bei N**** ist das etwas anders, da gibt es unter den Betrof­fe­nen und Aktivist/innen eine sehr viel klarere Posi­tion zum Aus­punk­ten, und das Wort an sich ist ohne Frage zutief­st ras­sis­tisch. Ich punk­te es auch nicht in allen Beiträ­gen im Sprachlog aus, vor allem dann nicht, wenn ich konkret darüber schreibe. Allerd­ings ver­suche ich dann, es erst nach ein­er Inhaltswar­nung in aus­geschrieben­er Form zu ver­wen­den, in Über­schriften ist es hier jet­zt grund­sät­zlich aus­gepunk­tet (in den Vorgängerblogs, auf die ich keinen Zugriff mehr habe, lei­der nicht). Mit den Zitat­en – das halte ich für irrel­e­vant. Solange ich deut­lich mache, dass die Sternchen von mir stam­men, ist das nichts anderes als ein […], das ja in Zitat­en auch zuläs­sig ist, um aus­ge­lassene Satzteile zu kennzeichnen.

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  9. dingdong

    Eine ganz nette Kor­re­la­tion die in manchen Foren (hier nicht) zu find­en ist:

    Per­so­n­en, die Beze­ich­nun­gen wie “Zige­uner-xyz” oder “Neger-xyz” mit “Tra­di­tion” vertei­di­gen, sind meist die sel­ben, die (berechtigter­weise!) gegen “Tra­di­tio­nen” wie Sharia oder Bur­ka schreiben.

    Um mich nicht falsch zu ver­ste­hen: Als Demokrat und Ver­fas­sungspa­tri­ot bin ich gegen jede Form von “tra­di­tionellem” Zwang oder gegen jedliche Art von “tra­di­tioneller” Diskri­m­inierung, ich bin nur der Mei­n­ung, wer (völ­lig zurecht) Diskri­m­inierung in anderen Kul­turen anprangert, sollte auch vor der eige­nen (Kultur-)haustüre kehrern. Und ja: die Beze­ich­nung Zige­uner-Sauce ist unnötig.

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  10. Jun

    Was mich an der ganzen Debat­te am meis­ten wun­dert: der örtliche Z‑Wort Kul­turvere­in preist seine Ver­anstal­tung mit an. 

    Der einzige Betrof­fene, den ich dazu gehört habe, zieht Zige­uner auch Roma und Sin­ti vor, obwohl er selb­st Roma ist.

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  11. Muriel

    @Eule: Da kann ich dir sog­ar so halb zus­tim­men. So halb in dem Sinne, dass ich Tra­di­tion natür­lich berück­sichti­gen sollte, in der Wahl meines Umgangs mit einem The­ma gegenüber anderen Men­schen, dass ich es aber (wie anscheinend du auch?) nicht für ein Argu­ment halte, wenn es direkt um die Frage geht, ob eine bes­timmte Ver­hal­tensweise richtig oder falsch ist.
    @dingdong:

    Als Demokrat und Ver­fas­sungspa­tri­ot bin ich gegen jede Form von “tra­di­tionellem” Zwang oder gegen jedliche Art von “tra­di­tioneller” Diskriminierung

    Fürs Pro­tokoll: Als Anti­demokrat und Ver­fas­sungs­geg­n­er bin ich das auch und würde sog­ar behaupten, dass das bess­er zusam­men­passt als deine Kom­bi­na­tion, wenn ich nicht wüsste, dass diese Diskus­sion uns kom­plett off top­ic führen würde.

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  14. E. Gulk

    Wenn man das Prob­lem bis zum Ende dek­lin­iert, dürften Auf­führun­gen des “Zige­uner­barons” nicht mehr auf staatlich geförderten Büh­nen stat­tfind­en. Brahms “Zige­uner­lieder” wären umzube­nen­nen. Bietet nicht auch Ama­zon Ras­sis­ten eine Plat­tform, wenn es den her­aus­ra­gen­den Film “Das Zige­uner­lager zieht in den Him­mel” und die nicht ganz so her­aus­ra­gende Fernsehserie “Arpad, der Zige­uner” anbi­etet? Dass sub­ven­tion­ierte Betrof­fe­nenor­gan­i­sa­tio­nen sich mit solchen The­men posi­tion­ieren, ist ver­ständlich. Aber: Kirche und Dorf, Kanonen und Spatzen.

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  15. E. Gulk

    @Muriel Jed­er Blog­ger ist ein Stur­mgeschütz der Demokratie. Social Media verbessern die Welt. Oder so.
    Worauf ich hin­auswill: Ehren­hafte Absicht­en verkehren sich oft ins Gegen­teil, weil sie ihrer­seits ins Extrem abzu­driften dro­hen. Max und Moni­ka Muster­mann sind dann eher gen­ervt, weil sie keinen Schlüs­sel für den Elfen­bein­turm des Diskurs­es haben, aber soeben in der City aggres­siv ange­bet­telt wor­den sind von Men­schen, bei denen unklar ist, ob es nun Sin­ti, Roma, Jenis­che sind. Mich ner­ven Radikalis­men. Der Ter­ror der Tugend ist ein Merk­mal des Totalitären.

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  16. Muriel

    @E. Gulk: Echt jet­zt? Ein Blo­gein­trag, der mit der Auf­forderung endet:

    Benen­nt diese völ­lig irrel­e­van­ten Saucen und Schnitzel ein­fach um, und alle haben mehr Zeit, sich um die wirk­lich wichti­gen Prob­leme dieser Welt zu kümmern.

    ist für Sie radikal-total­itär­er extrem­istis­ch­er Tugendterror?
    Und das schreiben Sie auch noch direkt?
    Haben Sie nicht über die Gefahr nachgedacht, dass Ihre zweifel­sohne ehren­hafte Absicht sich ins Gegen­teil verkehrt und Ana­tol Muster­mann wom­öglich gen­ervt reagiert, weil er keinen Schlüs­sel hat für … wo immer Ihr Diskurs ange­siedelt ist?

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  17. E. Gulk

    Warum scheinen in Sprach­foren viele so bier­ernst und geneigt, jed­erzeit belei­digt zu sein? Ich finde das Blog hier inter­es­sant, weil ich mich für Sprache inter­essiere — und dafür, was sie bewirken kann. Sollte der Haush­err gen­ervt sein, kann er mich in Abhängigkeit vom Grad des Gen­ervt­seins gern vor die Tür set­zen, da iss­es auch schön. Er scheint ein biss­chen Krawall aber zu goutieren, wie eine Über­schrift namens “Lustig ist das Ras­sis­ten­leben, faria faria ho” andeutet. Wenn jemand weit­er “Zige­uner­sauce” sagt, ist er dem­nach offen­bar Ras­sist — egal, wie lange er bei Amnesty Inter­na­tion­al schon die Wale ret­ten mag. Aus ein­er Facette ein­er Mei­n­ung wird ein Etikett gle­ich für die Per­sön­lichkeit. Jeden­falls dann wenn es zur eige­nen Mei­n­ung passt.
    Am per­sön­lichen Beispiel: Ich bin schwer­be­hin­dert. Einige meinen, man dürfe nicht von Behin­derten sprechen, son­dern allen­falls von “behin­derten Men­schen”, weil die Behin­derung ja nur einen Teil der Per­sön­lichkeit aus­mache usw. u.s. wohlmeinend. Und bes­timmt find­en sich in Foren genü­gend Disku­tan­ten, die das aggres­siv vertreten — und sicher­lich kommt dann spätestens in Kom­men­tar 13 das Nazi-Argu­ment. Aber hat das für mich Auswirkun­gen? Nein, mir iss­es wumpe. Es kommt auf die Leute an, die das Wort ver­wen­den. Wenn mein Fre­und sagt: “Hej, du bist doch behin­dert, da wird dich dieser Artikel inter­essieren” ist das keine Her­ab­set­zung, egal was der Behin­derten­ver­band vorher ver­fügt hat. Oder wer son­st behauptet, in meinem Namen zu sprechen.

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  18. Pingback: einmal schnitzel diskriminierungsfrei, bitte – linkliste mit senf | No Average Robot

  19. Kalef

    Merk­würdig, dass das Wort “Zige­uner” in Musikzusam­men­hän­gen beina­he gar nicht umstrit­ten ist.
    Man kön­nte dort auch die Rel­e­vanz der Ver­wen­dung des Begriffs tre­f­flich anzweifeln.

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