Archiv der Kategorie: Hinweise

Blogspektrogramm 20/2015

Von Kristin Kopf

Diese Woche geht es im Spek­tro­gramm recht monothe­ma­tisch, aber keineswegs lang­weilig, fast nur um Dialek­te und sprach­liche Vari­a­tion — und am Ende gibts noch einen tollen Audi­olink zu Namen. Viel Spaß!

  • Vor­let­zte Woche haben wir ja ein Inter­view zu deutschen Dialek­ten mit Ste­fan Elspaß ver­linkt — der SPIEGEL hat das The­ma kurzzeit­ig für sich ent­deckt und noch einen Artikel über das Image von Dialek­ten veröf­fentlicht: »Wie aus­tauschbar die Zuschrei­bun­gen von Dialekt und Hochsprache sind, zeigt ein Pro­jekt von Plew­nias Kol­le­gen an der Uni­ver­sität Mannheim. Sie spiel­ten Schülern in Tansa­nia ohne Deutschken­nt­nisse Sprach­proben von Plattdeutsch‑, Saar­ländisch- und Hochdeutschsprech­ern vor. Die Teil­nehmer der Unter­suchung bew­erteten die Hochdeutschsprech­er durch­weg als kom­pe­ten­ter — wenn der Dialekt als solch­er beze­ich­net wurde.«
  • Und aus der gle­ichen Quelle gibts auch einen Mit­mach­link: Das unter­halt­same Dialek­tquiz Grüezi, Moin, Servus! von SPIEGEL und TAGESANZEIGER ist Ihnen vielle­icht schon über den Weg gelaufen. Sie ver­rat­en, was Fußball­spie­len bei Ihnen heißt und wie man sagt, wenn man eine Klasse­nar­beit schreibt — das Quiz rät, wo Sie herkom­men. Und zwar gar nicht schlecht. Oder? (Es gibt übri­gens auch eine App, die noch zusät­zliche Fea­tures hat.)
  • Wenn wir schon bei Dialek­ten sind: Was macht der Gruß Moin eigentlich in der Schweiz? WORTGESCHICHTEN hat es sich ange­se­hen: »Let­zthin wurde die Redak­tion ange­fragt, warum man denn das «bern­deutsche» Gruss­wort moin im Idi­otikon nicht finde. Nun, da moin also defin­i­tiv in der Schweiz angekom­men ist, darf es auch eine unser­er Wort­geschicht­en beanspruchen!«
  • Wie kann vergön­nen zwei völ­lig gegen­sät­zliche Dinge beze­ich­nen? FRAGEN SIE DR. BOPP weiß die Antwort: »Ich ver­mute, dass der NZZ eine dialek­tale Bedeu­tung von vergön­nen in die Tas­tatur gerutscht ist. In eini­gen Dialek­ten bedeutet vergön­nen näm­lich nicht gön­nen, gewähren, son­dern im Gegen­teil nicht gön­nen, miss­gön­nen
  • ABC Aus­tralia hat eine sehr span­nende Serie zu Namen: Tiger Webb sieht sich inter­es­sante Aspek­te zu Ruf­na­men, Fam­i­li­en­na­men, selb­st­gewählten Namen und Ort­sna­men an und spricht auf  unter­halt­same Weise mit allen möglichen Men­schen darüber: »What do our names say about us? From expec­tant par­ents ago­nis­ing over what to call their chil­dren to econ­o­mists using sur­names as a mea­sure­ment of track­ing soci­etal inequal­i­ty, Giv­en Names reveals the hid­den sto­ries behind some­thing all of us have, yet rarely think twice about. Find out what would lead musi­cians and authors to dis­guise their real names, and check in with the sur­pris­ing his­to­ry of place names – where an unas­sum­ing Queens­land beach might have links to pro­to-sci­ence fic­tion nov­els, Nazi mys­ti­cism, and a pop­u­lar salty meat extract.«

Blogspektrogramm 19/2015

Von Susanne Flach

EIL +++ Heute zwei Beiträge im Sprachlog +++ EIL +++ Richtig was los dieses Woch­enende +++ EIL +++ Spek­tro­gramm deshalb am Nach­mit­tag +++ EIL +++ Trotz­dem voller Qual­ität­slinks +++ EIL +++ Heute u.a. mit Zahlen, Pla­giat­en, Ver­schlus­slaut­en und Lin­guis­tis­chen Prob­le­men bei der Benen­nung von Unruhen +++ EIL +++ Redak­tion wün­scht viel Spaß +++

  • Eins, zwei, drei, vier, … zehn — lang­weilig! Zahlsys­teme in den Sprachen der Welt kön­nen faszinierend unter­schiedlich sein, wie Ari­ka Okrent in MENTAL FLOSS zeigt.
  • Wenn Pla­giate „Abschreibkun­st“ sind: mit Pla­gia­ris­mus in der Sprachkri­tik hat sich Hei­di Reuschel von der Uni­ver­sität Bam­berg beschäftigt — rezen­siert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von Thomas Steinfeld.
  • Wegen der Ver­wen­dung des Glot­tisver­schlus­slauts, einem Phänomen, das im britis­chen Sprachraum mit der Arbeit­erk­lasse assozi­iert wird, haben sich viele Briten über den Chef der Labour­partei, Ed Miliband. lustig gemacht. Warum das am Kern eines faszinieren­den Aspek­ts des Sprach­wan­dels vor­bei geht, erk­lärt David Shari­at­madari im GUARDIAN.
  • Auf­s­tand, Unruhe oder Krawalle? Wie nen­nt man das, was ger­ade in Bal­ti­more passiert? Kommt drauf an, wer’s kom­men­tiert, sagt Karen G. Bates bei NPR.

Blogspektrogramm 18/2015

Von Kristin Kopf

So, heute kom­men die Links der Woche etwas später als üblich. (Grund: Ein­fach keine Lust gehabt.) Nun kann aber, wer Mon­tag­mor­gen nicht direkt in die Woche starten will, das noch ein wenig mit dem Spek­tro­gramm hinauszögern …

  • Bee­in­flusst der Nor­den den Süden? Warum sprachen früher mehr Leute Dialekt als heute? Beim SPIEGEL find­et sich ein inter­es­santes Inter­view mit Ste­fan Elspaß (aka »ein Sprach­forsch­er«) zu deutschen Dialek­ten und ihrer Verän­derung: »Erstens bemerken wir, dass poli­tis­che Gren­zen immer stärk­er sprachtren­nend wirken. Ein Beispiel dafür: Früher war die Beze­ich­nung Erdapfel (Herdöpfel) außer in der Schweiz und in Öster­re­ich auch in vie­len Gebi­eten Süd­deutsch­lands in der All­t­agssprache sehr üblich. Inzwis­chen zeigt sich, dass der Begriff immer mehr an die Rän­der des deutschen Staats­ge­bi­ets gedrängt wird.«
  • Ana­tol hat mit dem DRADIO gewohnt poiniert über »Hate Speech« gesprochen: »Es find­et so eine Nor­mal­isierung von Men­schen­hass statt, ein­fach durch die Exis­tenz solch­er Aus­sagen in der Öffentlichkeit. […] Voraus­set­zung für Hate Speech ist qua­si jede Art von sprach­lichem Muster, das […] diese Men­schen­gruppe häu­fig erst fik­tion­al kon­stru­iert und dann mit her­ab­würdi­gen­den Eigen­schaften versieht.«
  • Die YALE NEWS bericht­en über ein Forschung­spro­jekt zu gesproch­en­er Syn­tax im US-Englis­chen — und da gibt es span­nende Unter­schiede und Kon­struk­tio­nen: »One of the most inter­est­ing dis­cov­er­ies that the group has encoun­tered are pre­sen­ta­tive sen­tences like “Here’s you a water bot­tle.” “That sen­tence just floored me,” says Wood. “It seemed very alien and dif­fer­ent to me. The over­all pat­tern was very clear: In the South peo­ple found that sen­tence to be com­plete­ly nor­mal, while in the North, no one thought it was normal.«
  • Die WASHINGTON POST (Englisch) hat sieben Info­grafiken zu Sprachen erstellt — vieles weiß man sich­er schon, aber vielle­icht find­et der eine oder die andere auch was Neues dabei: Auf welchem Kon­ti­nent wer­den die meis­ten ver­schiede­nen Sprachen gesprochen? In welchen Regio­nen ballt sich sprach­liche Diver­sität? Welche Sprachen wer­den in vie­len Län­dern gesprochen?
  • READER’S DIGEST (Englisch) hat eine Samm­lung vik­to­ri­an­is­ch­er Slang­wörter aus­ge­graben und illus­tri­ert. Sehr lobenswert: Die Quelle ist am Ende verlinkt.

Blogspektrogramm 17/2015

Von Susanne Flach

Also das war eine ruhige Woche — keine Links in die Warteliste gespe­ichert, keine WG-Bewohner­in, die Links auf die Tafel in der Küche gekritzelt hätte und stun­den­langes erfol­glos­es Durch­forsten der Net­zwelt. Machen wir das doch jet­zt mal so: Sie kön­nen uns aktuelle Artikel in die Kom­mentare posten und wenn sie unseren knall­harten Spek­tro­grammkri­te­rien genü­gen, füge ich sie noch hinzu. Bis dahin viel Vergnü­gen mit Grimm & ein paar anderen:

  • Das Grimm­sche Wörter­buch ein Pla­giat?
  • Im Englis­chen gibt (gab) es die Endun­gen -ess, -ette, und -trix, um weib­liche Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen zu kreieren. Anne Curzan von der Uni­ver­si­ty of Michi­gan im Gespräch mit LEXICON VALLEY darüber, warum das heute ungewöhn­lich und diskri­m­inierend ist.

Und dann auf Zuruf:

Blogspektrogramm 16/2014

Von Susanne Flach

Heute ver­meldet die Zen­trale des besten Blogspek­tro­gramms der WeltTM die Ver­linkung von viel Reflex­ion­sstoff bei gerechter und weniger gerechter Sprache, Farb­palet­ten bei Emo­jis und Emoti­cons, ver­balen Kom­posi­ta und dem ersten Wet­tbe­werb­s­beitrag in schweiz­erdeutsch­er Sprache (kann Spuren von Hund enthal­ten!). Auf geht’s:

  • Dass Reflex­ion über gerechte Sprache und den eige­nen Sprachge­brauch kein „Luxu­s­prob­lem“ von Sprachwissenschaftler/innen ist, zeigt der Physik­er Mar­tin Bäk­er, der auf seinem Wis­senschafts­blog HIER WOHNEN DRACHEN Prob­leme, aber auch Ziele sehr aus­führlich reflek­tiert, und mit den Worten begin­nt: „Es ist schon faszinierend: Ich kann Artikel schreiben, die sich mit den Kom­p­lika­tio­nen der Raumzeitkrüm­mung oder mit dem Ursprung der Blütenpflanzen befassen – aber wenn ich darin generell weib­liche For­men benutze (…), dann gibt es jede Menge Kom­mentare dazu, mit so schö­nen Worten wie “Scheiß­gen­dern”, “Erziehung durch Sprache “1984″, oder so unglaublich tollen Wort­spie­len wie “Raumzeitin” (slow clap).“ (Derzeit so unge­fähr 270 Kommentare).
  • Sprache kann nicht nur auf der Ebene des Ras­sis­mus oder des Sex­is­mus prob­lema­tisch und diskri­m­inierend sein, son­dern auch mit Aus­drück­en wie Spasti oder behin­dert. Dazu befragt die AKTION MENSCH die Lin­guistin Nora Sties.
  • Dass Emoti­cons und Emo­jis die Sprache nicht bedro­hen, son­dern zusät­zliche Kom­mu­nika­tion­saspek­te bedi­enen (hier eine aktuelle Über­sicht mit vie­len Links; Englisch), ist für Sprachlogleser/innen nichts neues. Ana­tol war gestern dazu auch bei RADIO FRITZ zu hören —zu Emo­jis und Emoti­cons, dies­mal aber mit nicht weniger inter­es­san­ten Beobach­tun­gen und Kom­mentaren zu deren Farbspektrum.
  • Wie wer­den heute Hunde genan­nt? Has­so und Wal­di heißen heute eher Luna und Ben. Damaris Nübling von der Uni Mainz dazu und was das auch über ihre Besitzer/innen und unsere Gesellschaft aus­sagt im SRF1-Inter­view (Deutsch/Schwyzerdütsch).
  • Unter­richtet im Som­merse­mes­ter wer Mor­pholo­gie und braucht noch ein The­ma für eine span­nende Gruppe von Neol­o­gis­men? Kom­posi­ta wie to rage quit, to stress cook oder to hum­ble brag wollen doch bes­timmt mal kor­puslin­guis­tisch unter­sucht wer­den. Lesen Sie dazu zunächst den Beitrag von Chi Luu im Blog von JSTOR (Englisch).

Blogspektrogramm 15/2015

Von Kristin Kopf

Einen hof­fentlich son­ni­gen Oster­son­ntag aller­seits! Wir haben das Suchen für Sie über­nom­men und jede Menge Links gesam­melt — ein paar mit Feiertags­bezug und ein paar mehr über Block­buch­staben im Inter­net, ein englis­ches Wort, das eine gewisse Unselb­ständigkeit zeigt, foren­sis­che Lin­guis­tik und englis­chen Wortschatz.

  • Alle Jahre wieder empfehlen wir einen Blick ins SPRACHLOG-Archiv, wenn es Sie inter­essiert, woher die Wörter Grün­don­ner­stag, Kar­fre­itag und Ostern stam­men und wie die entsprechen­den Tage in anderen Sprachen heißen.
  • In Block­buch­staben schre­it man — und was noch? Katy Wald­man über­legt auf LEXICON VALLEY, welche Wirkung sie haben und was passiert, wenn man sie verse­hentlich benutzt: »That upper­case let­ters almost always traipse along under a large ethe­re­al plus sign is what makes them dan­ger­ous. They are like a big, exu­ber­ant gold­en retriev­er, liable to escape and slob­ber all over some­body if the leash slips from your hand. «
  • Wie spricht man das -man in police­man aus? Und andere “Män­ner”? Ben Yago­da macht sich im CHE Gedanken über Vari­a­tion und ihre Ursachen: »The strik­ing thing isn’t the region­al vari­a­tion, which (in this small sam­ple) is neg­li­gi­ble, but rather the break­down of the words into two fair­ly dis­tinct cat­e­gories. Robust dis­agree­ment breaks out only about post­man«
  • Diane Rehm spricht in ihrer Radiosendung mit Exper­tIn­nen über foren­sis­che Lin­guis­tik: »In the field known as “foren­sic lin­guis­tics,” things like word choice, spelling and punc­tu­a­tion can all serve as vir­tu­al fin­ger­prints. And today emails, tweets, and texts give lin­guists a trove of lex­i­cal data to exam­ine in crim­i­nal cas­es. But many experts remain skep­ti­cal that this kind of work has the sci­en­tif­ic basis nec­es­sary for use in high-stakes cases.« 
  • Manche der Karten und Dia­gramme, die VOX (Englisch) zusam­mengestellt hat, gabs schon in früheren Spek­tro­gram­men — aber (für mich) neu und ganz inter­es­sant waren Nr. 15 und 16 zu englis­chem Wortschatz und Nr. 17 zu Wortschatz von Rap­perIn­nen: »Design­er Matt Daniels looked at the first 35,000 words of artists’ rap lyrics — and the first 35,000 words of Moby-Dick, along with 35,000 words from Shakespeare’s plays — to com­pare the size of their vocab­u­lar­ies. He found that some have big­ger vocab­u­lar­ies than Shake­speare or Melville.«

Blogspektrogramm 14/2015

Von Kristin Kopf

Im heutige Spek­tro­gramm gehts um Deutsch als Fremd- und Zweit­sprache, das Wort anstelle, noch ein­mal um den Unter­schied zwis­chen expats und immi­grants, darum, ob fließende Sprach­be­herrschung möglich ist und darum, was can’t even so im Englis­chen macht.

  • Für PROGESS hat Vanes­sa Gaigg ein Inter­view mit İnci Dirim, Pro­fes­sorin für Deutsch als Zweit- und Fremd­sprache, geführt, die sich zum Beispiel zum Ver­bot ander­er Sprachen als Deutsch im Schu­lun­ter­richt oder auf dem Pausen­hof äußert: »Ich denke generell, dass die Pause für Erhol­ung und Gespräche zur Ver­fü­gung ste­ht. Dafür dass alle alle pri­vat­en Gespräche ver­ste­hen, beste­ht keine Notwendigkeit. […] Auch Lehrkräfte im Unter­richt müssen nicht alles ver­ste­hen kön­nen, das wäre ohne­hin auch mit dem alleini­gen Gebrauch des Deutschen nicht möglich – man schreibt sich z.B. Zettel und flüstert sich zu. Zudem gibt es viele gute Möglichkeit­en, die Mehrsprachigkeit für die Bil­dung von Schü­lerin­nen und Schülern einzuset­zen. […] Ein Ver­bot ist keine päd­a­gogis­che Maß­nahme.« (via @JollySea)
  • Mit stiefmüt­ter­lich behan­del­ten Wor­tarten befasst sich Michael Mann im LEXIKOGRAPHIEBLOG: Warum hält der Duden anstelle für eine Prä­po­si­tion und für ein Adverb gle­ichzeit­ig? Und wie logisch ist das?
  • Kür­zlich haben wir hier im Spek­tro­gramm einen kurzen Text zu expats und immi­grants emp­fohlen — Nic Sub­tire­lu hat sich das Ganze auf LINGUISTIC PULSE ein­mal kor­puslin­guis­tisch angeschaut: »If it is accept­able for those we label expats to main­tain their dif­fer­ence from their host coun­tries, then it seems hyp­o­crit­i­cal to sug­gest that those we label immi­grants should cast off their lan­guages, cul­tures, and con­nec­tions to their coun­tries of ori­gin.« (via @replicatedtypo)
  • Fließend Englisch oder Deutsch sprechen — für Mut­ter­sprach­lerIn­nen doch kein Prob­lem? Wohl, find­et Noah Harley auf BABBEL, und mehr noch, das ganze Konzept ist daneben: »No one will ever be com­plete­ly flu­ent in a lan­guage like Eng­lish, which is spo­ken in so many dif­fer­ent ways by so many dif­fer­ent peo­ple, and is used to describe so many dif­fer­ent spheres of activ­i­ty. You may be a native Eng­lish speak­er, but that does not mean you will under­stand an 80-year old bus dri­ver from Scot­land describ­ing the ter­ri­ble weath­er they had 50 sum­mers ago, or a pro­fes­sor in alge­bra­ic topology.«
  • Wie kommt es, dass die umgangssprach­liche englis­che Äußerung I can’t even kein par­al­le­les I can even hat? Gretchen McCul­loch beleuchtet das auf MENTAL FLOSS: »What’s up with these sen­tences? Even, and its friends ever and any, are a type of word known as a Neg­a­tive Polar­i­ty Item (NPI). They work with a sen­tence that’s already got a neg­a­tive in it and make it even more neg­a­tive, but they just don’t sound right in the pos­i­tive ones. You can think of them like the glass-half-emp­ties of grammar.«

Blogspektrogramm 12/2015

Von Kristin Kopf

Haben Sie eine knappe Stunde Zeit? Dann kochen Sie sich mal einen Tee und hören Sie sich einen Kiezdeutschvor­trag an! Der endet mit der Betra­ch­tung von Ras­sis­mus, und damit geht’s dann auch gle­ich im näch­sten Text aus dem Guardian weit­er. Wer lieber mehr hören will, kann sich Wörter für Zahlen in ver­schiede­nen Sprachen erk­lären lassen, oder gle­ich die kom­plette Geschichte des Englis­chen — und zwis­chen­drin ver­steckt sich noch ein Leselink zum deutschen Satzbau. Einen schö­nen Son­ntag allerseits!

  • Im DRa­dio Wis­sen gib(t)s einen lan­gen und schö­nen Vor­trag von Heike Wiese zu Kiezdeutsch — über sprach­liche Beson­der­heit­en und ihre soziale Bew­er­tung. Beson­ders span­nend wird’s in der zweit­en Hälfte: »Wir sprechen von Deutschtürken, Deutschtürkin­nen und nich von Turkdeutschen. Wir sprechen aber von Rus­s­land­deutschen. Wir sprechen von Deutschamerikan­ern, das sind die, die aus­ge­wan­dert sind, nach Ameri­ka, das sind dann Amerikan­er, ne? Wenn Ihre Großel­tern aus der Türkei gekom­men sind, Eltern und Sie selb­st hier geborn und aufgewach­sen, sind Sie nach dieser Ter­mi­nolo­gie immer noch Türken. Das bleiben Sie anscheinend fünf Gen­er­a­tio­nen lang. Sie wer­den nicht deutsch! […] Wenn Sie auch nur Türkisch ver­stehn, sind Sie schon kein Berlin­er mehr …« (Ab Minute 36 geht es um die Reak­tio­nen aus der Öffentlichkeit — Zuschriften, Leser­briefe und Onlinekom­mentare — und ihre Analyse.)
  • Was sind Men­schen, die in ein anderes Land ziehen, um dort zu arbeit­en? Kommt ganz drauf an … Im GUARDIAN sieht sich Mawu­na Remar­que Kou­tonin die Begriffe expat und migrant an: »In the lex­i­con of human migra­tion there are still hier­ar­chi­cal words, cre­at­ed with the pur­pose of putting white peo­ple above every­one else. One of those rem­nants is the word “expat”.« (via @kuebra)
  • Wie sortieren wir eigentlich Satzglieder? Auf FRAGEN SIE DR. BOPP hat sich Stephan Bopp die Wort­stel­lung im soge­nan­nten »Mit­telfeld« ange­se­hen (grob gesagt das, was nach dem Verb kommt): »die Regeln der deutschen Wort­stel­lung sind bis auf wenige Aus­nah­men keine fes­ten Regeln, son­dern mehr oder weniger starke Ten­den­zen. Kom­plizierend kommt hinzu, dass diese Ten­den­zen zum Teil wider­sprüch­lich sind.«
  • Sind Zahlen uni­versell? Tom Scott spricht auf NUMBERPHILE (Englisch) darüber, wie ver­schiedene Sprachen ver­schiedene Zahlen beze­ich­nen und nach welch­er Logik. Achtung: Er steigt in medias res ein, wer noch nie davon gehört hat, was ein Viges­i­mal­sys­tem ist, wird vielle­icht etwas über­fall­en, aber spätestens ab Minute 2 gibts sehr schöne Beispiele, zum Beispiel otteoghalvtreds ‘acht und halb­drei’ — das dänis­che Wort für … 58. (via @inkbotkowalski)
  • Eine Hörempfehlung zur Geschichte des Englis­chen gibt Lau­ren Gawne auf SUPERLINGUO: »I’m only about four episodes into the (cur­rent­ly) 56 episodes avail­able, but already it’s prov­ing to be wide rang­ing and well craft­ed. […] The pod­cast also intro­duces you to big ideas and con­cepts about lan­guage with almost no resort to tech­ni­cal lan­guage beyond what is need­ed. You can lis­ten with no for­mal lin­guis­tics training; […]«

Blogspektrogramm 11/2015

Von Susanne Flach

Pünk­tlich zum tem­per­aturge­fühlten Früh­lingsan­fang ist heute das bunte Aller­lei mal wieder ganz beson­ders bunt. Mit dabei: Namen­forschung, gerechte Sprache, Gebär­den­sprache, Inter­net­sprache, Wörter­büch­er, Spock & Kevin Spacey.

Blogspektrogramm 10/2015

Von Kristin Kopf

Son­ntag, Spek­tro­gramm­tag! Wir haben heute Links zu Manspread­ing, zu einem ganz exzel­len­ten Buch, Kriegsmeta­phern, Kor­puslin­guis­tik für Nachrich­t­en­di­en­ste, zu vie­len Spie­len und ein­er ungewöhn­lichen Öster­re­ichkarte — und los geht’s:

  • Manslam­ming, Mansplain­ing, Manspread­ing — Auf LAUT & LUISE wid­met sich Luise Pusch amerikanis­chen Neu­bil­dun­gen, die ein bes­timmtes Ver­hal­ten von Män­nern (gegenüber Frauen) the­ma­tisieren: »Das Eigen­willige und Regel­widrige bei diesen Neol­o­gis­men ist, dass — anders als etwa bei dem bekan­nten manslaugh­ter „Totschlag“- „man“ hier jew­eils Sub­jekt- und nicht Objek­t­funk­tion hat und überdies “Mann” und nicht “Men­sch” bedeuten soll.« 
  • Flo­ri­an Freis­tet­ter hat Das kleine Ety­mo­log­icum gele­sen und auf ASTRODICTICUM SIMPLEX mit eini­gen Beispie­len, die einen schö­nen Ein­blick geben, rezen­siert: »An so ein­er Episode – und von denen gibt es im Buch viele! – erken­nt man nicht nur, wie enorm vari­abel eine Sprache ist, son­dern auch, dass es eine unverän­der­liche Sprache gar nicht gibt. Und es wenig Sinn macht, eine Sprache “schützen” zu wollen. Denn in welchen Zus­tand sollte sie denn geschützt wer­den? Das “reine” Deutsch, dass manche heute vor dem bösen Ein­fluss der englis­chen Sprache bewahren wollen, ist ja nur deswe­gen “rein”, weil wir daran gewöh­nt sind.« (2. Buch im Blogpost)
  • Die Dig­i­tal­isierung und der totale Krieg? Alexan­der Lasch hat sich im SPRACHPUNKT Meta­phern des Deutschen Lehrerver­ban­des ange­se­hen: »Kraus nutzt entsprechende Begriffs­bil­dun­gen zur Stig­ma­tisierung bemerkenswert gern und häu­fig; man kön­nte sagen, er hat sich darauf eingeschossen«
  • Auf SURVEILLANCE AND SECURITY wird am Beispiel der »Linken Szene« dargestellt, wie Nachrich­t­en­di­en­ste Inter­net­por­tale  mit­tels soge­nan­nter »Top­ic Mod­els« auswerten (kön­nen): »Top­ic Mod­els sind ein ele­gan­ter Weg, um sich mit rel­a­tiv ein­fachen Mit­teln einen Überblick über die inhaltlichen Prä­gun­gen von Kor­po­ra zu ver­schaf­fen. Maß­nah­men gegen Top­ic Mod­els laufen ins Leere, außer man ist bere­it, auf inhaltlich kohärente Diskus­sio­nen zu verzicht­en.«
  • Sprache und Spiele? An der Uni Sin­ga­pur hat das Labor für Brain, Lan­guage and Inter­sen­so­ry Pro­cess­ing sich kleine Online­spiele aus­gedacht, deren Ergeb­nisse zu Forschungszweck­en genutzt wer­den: »Think you know a lot about lan­guages? How many lan­guages can you rec­og­nize from their writ­ten let­ters? Do you think you can you guess let­ter-sounds even if you don’t know the lan­guage? You can help lan­guage sci­en­tists fig­ure out the way the mind links sound to sight.« (Via Super­lin­guo)
  • Und zum Schluss noch was zu guck­en: DER STANDARD hat visu­al­isiert, was die meist­ge­sproch­ene nicht-deutsche Umgangssprache von Schü­lerin­nen und Schülern in Öster­re­ich ist. (Via @Vilinthril)