Flüchtlinge und Geflüchtete

Von Anatol Stefanowitsch

Vorschläge für sen­si­ble Sprachregelun­gen tre­f­fen sel­ten auf Gegen­liebe. Im Gegen­teil: Sie ziehen Vor­würfe von „Zen­sur“, „Denkver­boten“ und natür­lich „poli­tis­ch­er Kor­rek­theit“ an, wie das Licht die Mot­ten. ((Mit „poli­tis­ch­er Kor­rek­theit“ meinen diejeni­gen, die sie anderen vor­w­er­fen, natür­lich nichts Gutes und die Meta­pher vom Licht (der Ver­nun­ft) und den Mot­ten (aus der ~kiste der Geschichte) gefällt mir immer bess­er, je öfter ich sie lese.))

So auch bei dem Vorschlag, Flüchtlinge lieber als Geflüchtete zu beze­ich­nen. Dieser Vorschlag ist nicht völ­lig neu, aber er erre­icht immer wieder mal eine bre­it­ere Öffentlichkeit, z.B. während des No-Bor­der-Camps in Köln im Juni oder während der aktuellen als Refugee Camp beze­ich­neten Demon­stra­tio­nen.

Warum diese (oder irgen­deine andere) Sprachregelung sin­nvoll sein kön­nte, fra­gen die Geg­n­er poli­tis­ch­er Kor­rek­theit nie: für sie ist klar, dass jede Sprachregelung erstens über­flüs­sig und zweit­ens ein schw­er­er Fall von Sprachver­hun­zung ist. Über­flüs­sig, weil das Wort, um das es jew­eils geht, doch völ­lig unprob­lema­tisch sei, und Sprachver­hun­zung, weil für sie jede unge­wohnte For­mulierung eine ästhetis­che Gefahr darstellt. Sehen wir uns deshalb diese zwei Aspek­te anhand des Begriff­s­paars Flüchtlinge/Geflüchtete näher an, denn es lassen sich daran die Über­legun­gen verdeut­lichen, die bei Vorschlä­gen für Sprachregelun­gen immer eine Rolle spie­len. [Hin­weis: Der fol­gende Text enthält Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache].

Die Verwendung von Flüchtling

Zunächst zur Frage, ob das Wort Flüchtling prob­lema­tisch ist. Diese Frage lässt sich auf zwei Arten beant­worten: Erstens kön­nten wir fra­gen, ob die Betrof­fe­nen selb­st das Wort prob­lema­tisch find­en. Da „die Betrof­fe­nen“ keine homo­gene Gruppe darstellen, hil­ft das aber nicht sehr viel weit­er. Ich selb­st habe es nie als prob­lema­tisch emp­fun­den, dass meine Groß­mut­ter als Kriegs­flüchtling nach Deutsch­land gekom­men ist und auch als solch­er beze­ich­net wurde. Aber da ich nicht weiß, ob ich repräsen­ta­tiv bin, besagt das nichts. Zweit­ens kön­nten wir nach objek­tiv­en Kri­te­rien fra­gen, und die lassen sich auf zwei Ebe­nen find­en: a) das Wort kön­nte über­wiegend in neg­a­tiv­en Zusam­men­hän­gen ver­wen­det wer­den; b) die Struk­tur des Wortes selb­st kön­nte prob­lema­tisch sein.

Das Wort Flüchtling ist all­ge­mein gebräuch­lich, und find­et sich sowohl in neg­a­tiv­en als auch in pos­i­tiv­en Zusam­men­hän­gen. Es wird völ­lig neu­tral ver­wen­det, etwa in den Namen des Bun­de­samts für Migra­tion und Flüchtlinge, der bun­desweit­en Flüchtlingsräte oder des Weltflüchtlingstages. Die Ver­wen­dungszusam­men­hänge an sich sind also nicht grund­sät­zlich problematisch.

Bei der Struk­tur des Wortes selb­st ist das anders, sehen wir sie uns also genauer an.

Die Struktur von Flüchtling

Das Suf­fix -ling war ursprünglich eine Verkleinerungs­form (ein soge­nan­nter Diminu­tiv) ohne neg­a­tive Nebenbe­deu­tung, wie sie heute noch bei bes­timmten Tier- und Pflanzen­beze­ich­nun­gen zu find­en ist (Enger­ling, Sper­ling, Frischling, Nestling, Set­zling). ((Die Diskus­sion der Wörter auf -ling stützt sich auf Baeskow, Heike (2002) Abgeleit­ete Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen im Deutschen und Englis­chen: Kon­trastive Wort­bil­dungs­analy­sen im Rah­men des Min­i­mal­is­tis­chen Pro­gramms und unter Berück­sich­ti­gung sprach­his­torisch­er Aspek­te. Berlin: Wal­ter de Gruyter [Google Books Voran­sicht].))

Bei Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen entwick­elte es jedoch schnell eine abw­er­tende Bedeu­tung. Hier müssen zunächst drei Fälle unter­schieden wer­den: Das Suf­fix -ling kann an Ver­ben (auch sub­stan­tivierte Ver­ben) oder an Adjek­tive ange­hängt wer­den, und bei Ver­ben kann das so entste­hende Wort eine aktivis­che Bedeu­tung („Per­son, die etwas tut“) oder eine pas­sivis­che Bedeu­tung („Per­son, mit der etwas getan wird“) haben.

Mit -ling aus Adjek­tiv­en gebildete Wörter hat­ten im Prinzip von Anfang an einen neg­a­tiv­en Beik­lang (eine sog. neg­a­tive Kon­no­ta­tion). Die aus mit­tel­hochdeutsch­er Zeit stam­menden Wörter Fremdling und Neul­ing waren anfangs manch­mal noch neu­tral (bei Luther find­et sich Fremdling noch in der Bedeu­tung „Gast“), aber schon viele der frühen Bil­dun­gen sind klar neg­a­tiv, z.B. Zärtling („schwäch­lich­er Men­sch“) oder Dümm­ling. Auch die Bil­dun­gen in den Jahrhun­derten danach sind durchgängig neg­a­tiv: Rohling, Son­der­ling, Wüstling, Schwäch­ling, Küm­mer­ling, Prim­i­tivling, Naivling, Jüngling, Weich­ling, Win­zling und Fei­gling. Und das sind nur die Wörter, die heute noch im Gebrauch sind. Nehmen wir die hinzu, wie sich nicht hal­ten kon­nten, wird die neg­a­tive Kon­no­ta­tion noch deut­lich­er: Blasiertling, Kor­ruptling, Stu­pid­ling, Süßling, Weib­ling, Kin­dling, Blässling, Ble­ich­ling, Dick­ling, Feistling, Schmächtling. Küm­mer­ling, Frührei­fling, Gräm­ling, Strengling, Heit­er­ling, Gescheitling, Vornehm­ling, Arm­ling („armer Men­sch“), Weis­ling, Bequem­ling, Müssling („Müs­sig­gänger“).

Beson­ders inter­es­sant sind die Wörter Süßling und Schön­ling, da sie zeigen, dass das Suf­fix -ling auch aus eigentlich pos­i­tiv kon­notierten Adjek­tiv­en neg­a­tiv kon­notierte Sub­stan­tive macht (Süßling hies ursprünglich „Leck­er­maul“, ab dem 18 Jh. dann aber „fad­er, süßlich tuen­der Men­sch“, und Schön­ling war schon zu sein­er Entste­hung im 18. Jh. neg­a­tiv). Wir sehen also, bei Adjek­tiv­en ergibt das Suf­fix ‑ling spätestens seit dem 18. Jahrhun­dert neg­a­tiv kon­notierte Wörter.

Aber Flüchtling ist natür­lich nicht von einem Adjek­tiv, son­dern vom Verb flücht­en abgeleit­et. Wie sieht es also bei Wörtern aus, die aus Ver­ben abgeleit­et sind? Hier müssen wir, wie gesagt, zwis­chen denen unter­schei­den, die eine pas­sivis­che Bedeu­tung haben (wie Prüfling, „Per­son, die geprüft wird“) und denen, die eine aktivis­che Bedeu­tung haben (wie Ein­drin­gling, „Per­son, die irgend­wo eindringt“).

Die mit pas­sivis­ch­er Bedeu­tung sind grund­sät­zlich nicht im engeren Sinne neg­a­tiv kon­notiert, sie implizieren aber alle ein mehr oder weniger starkes Abhängigkeitsver­hält­nis, was vielle­icht in der Natur der pas­sivis­chen Bedeu­tung liegt: Prüfling, Impfling, Lehrling, Liebling, Säugling, Fin­d­ling, Täu­fling, Sträfling, Zögling, Häftling, Schüt­zling, Pflegling.

Mit aktivis­ch­er Bedeu­tung gibt es nur sehr wenige gebräuch­liche Wörter, näm­lich Flüchtling, Ein­drin­gling, Emporkömm­ling und Schreiber­ling (let­zteres aus einem Sub­stan­tiv, das sein­er­seits mit aktivis­ch­er Bedeu­tung aus einem Verb abgeleit­et ist. Zumin­d­est Ein­drin­gling, Emporkömm­ling und Schreiber­ling sind hier klar neg­a­tiv kon­notiert, und dieses Bild bestätigt sich, wenn wir Wörter mit hinzunehmen, die sich im Gegen­warts­deutschen nicht gehal­ten haben: Beichtling, Kriech­ling, Reim­ling/Dichter­ling („schlechter Dichter“), Schwin­dling („Lügn­er, Phan­tast“), Fressling, Säu­fling, Rühm­ling („Prahler“), Nasen­rümpfling („Besser­wiss­er“), Roman­ling („schlechter Schrift­steller“) und Dichter­ling.

Es lässt sich also fest­stellen: Wer Flüchtling als neg­a­tiv kon­notiert empfind­et, hat min­destens zwei Argu­mente, die diese Empfind­ung stützen. Erstens: Die Mehrzahl der nach dem gle­ichen Muster gebilde­ten Wörter ist neg­a­tiv kon­notiert. Zweit­ens: Das Muster ist sehr sel­ten, die dom­i­nan­ten Muster sind die aus adjek­tiv­en abgeleit­eten Wörter (die durchgängig neg­a­tiv kon­notiert sind), und die pas­sivis­chen Wörter (die durchgängig Abhängigkeitsver­hält­nisse sug­gerieren). Diese Muster sind zwar nicht direkt auf Flüchtling zu beziehen, aber da sie so dom­i­nant sind, ist es nicht unwarhschein­lich, dass ihre Bedeu­tung auch auf Wörter des Musters Flüchtling abfärbt.

Wer Flüchtling nicht als neg­a­tiv kon­notiert empfind­et, muss sich für seine Empfind­ung aus mein­er Sicht nicht in dem Maße recht­fer­ti­gen, wie es bei klar diskri­m­inieren­den Wörtern wie N****, Kanacke o.ä. der Fall wäre. Allerd­ings ändern das per­sön­liche Empfind­en und die Tat­sache, dass Flüchtling im all­ge­meinen Sprachge­brauch sowohl in pos­i­tiv­en als auch in neg­a­tiv­en Zusam­men­hän­gen ver­wen­det wer­den, nichts an der all­ge­mein neg­a­tiv­en Kon­no­ta­tion des Wortbildungsmusters.

Die Alternative Geflüchtete

Die neu­trale Alter­na­tive Geflüchtete/r bietet sich aber auch dann an, wenn keine Einigkeit bezüglich der Kon­no­ta­tion des Wortes Flüchtling beste­ht, denn schaden würde eine neu­trale Alter­na­tive ja auf keinen Fall. Das einzige Argu­ment, was gegen sie vorge­bracht wer­den kön­nte, und das gegen sprach­sen­si­ble Vorschläge mit schön­er Regelmäßigkeit vorge­bracht wird, wäre eben, dass es sich um „Sprachver­hun­zung“ handele.

Aber ist das so? Ich wüsste nicht, warum, denn das Wort fol­gt einem völ­lig nor­malen Wort­bil­dungsmuster des Deutschen: Der Ableitung von Sub­stan­tiv­en aus Par­tizip­i­en, in diesem Fall aus dem Par­tizip Per­fekt. Es gibt jede Menge solch­er Wörter (ich nenne sie hier in der Plu­ral­form): Gelandete, Ges­tran­dete, Gene­sene, Gefal­l­ene, Geschworene, Geheilte, Gesuchte, Gefan­gene, Gejagte, Geächtete, Gekreuzigte, Geliebte, Gelehrte — um nur eine Auswahl zu nennen.

Diese Wörter sind nicht nur völ­lig nor­mal, was den Vor­wurf der Sprachver­hun­zung entkräfte. Sie zeigen auch, dass das Wort­bil­dungsmuster im Gegen­satz zu dem mit -ling, völ­lig neu­tral ist, also sowohl pos­i­tiv als auch neg­a­tiv belegte Wörter bilden kann.

Das Wort Geflüchtete ist auch nicht neu, es war schon im 19. Jahrhun­dert  mit genau dieser Bedeu­tung gebräuch­lich, wie die fol­gen­den aus­gewählten Beispiele zeigen:

  1. In Folge der Aufnähme viel­er Geflüchteten aus Natolien, Skio, Jpsara und andern Orten ist die Zahl ihrer griech. Bewohn­er auf 32.000 gestiegen… [1836]
  2. Die weltliche Gewalt darf nicht ver­hin­dern, daß man dem Geflüchteten Klei­der und Lebens­mit­tel bringe. [1840]
  3. Die Wirkung der Freistätte ist, daß der dahin Geflüchtete durch den weltlichen Richter nicht gewalt­sam wegge­führt wer­den kann… [1856]

Die Alternative Refugee

Neben dem Wort Geflüchtete lässt sich manch­mal auch die Ver­wen­dung des englis­chen Lehworts Refugee(s) beobacht­en. Diese dürfte auf noch weniger Gegen­liebe stoßen als Geflüchtete, da hier zur ver­meintlichen Sprachver­hun­zung durch poli­tis­che Kor­rek­theit auch noch die durch Auf­nahme von Lehngut hinzukommt. Es wäre aber vor­eilig, das Wort Refugees deshalb ohne weit­ere Diskus­sion abzulehnen, denn es hat für mich einen Vorteil gegenüber Geflüchtete. Sowohl Flüchtlinge als auch Geflüchtete stellt die Flucht selb­st in den Vorder­grund, während das englis­che Wort den SICHEREN ORT in den Vorder­grund stellt, den die so Beze­ich­neten suchen (engl. refuge bedeutet „Zuflucht(sort)“, „Schut­zort“, „Freis­tatt“, „Schutzge­bi­et“).

Es kön­nte schließlich nicht schaden, wenn die Beze­ich­nung von Men­schen, die auf der Suche nach einem sicheren Ort zu uns kom­men, uns an diese Suche erin­nern würde. Das würde der Gesellschaft vielle­icht dabei helfen, mehr darüber nachzu­denken, wie sie diesen Men­schen einen solchen sicheren Ort schaf­fen kann, und weniger darüber, wie sie sie schnell­st­möglich wieder los wird. Es wäre deshalb lohnenswert, über Wörter wie Schutz­suchende oder Zuflucht­suchende nachzudenken.

ZUSAMMENFASSUNG

Ins­ge­samt kön­nen wir also fes­thal­ten: Das Wort Flüchtling ist vielle­icht nicht hoch prob­lema­tisch, aber doch poten­ziell beden­klich. Es kann Sit­u­a­tio­nen oder Men­schen geben, in denen oder denen gegenüber das Wort abw­er­tend emp­fun­den wird, und diese Empfind­ung wird durch die Struk­tur des Wortes gestützt. Das Wort Geflüchtete/r ist dage­gen in sein­er Bedeu­tung völ­lig neu­tral und kann in jed­er Sit­u­a­tion ver­wen­det wer­den, also sowohl dort, wo das Wort Flüchtling prob­lema­tisch sein kön­nte, als auch dort, wo es das nicht ist. Noch bess­er wäre ein Wort wie Zufluchtsuchende/r, das in sein­er Bedeu­tung nicht nur neu­tral ist, son­dern uns daran erin­nert, warum die so Beze­ich­neten bei uns sind.

[Nach­trag: Beacht­en Sie auch die Fort­set­zung zu diesem Beitrag.]

84 Gedanken zu „Flüchtlinge und Geflüchtete

  1. Jhermes

    Tre­f­fende Analyse. Darüber hin­aus inter­pretiere ich Wörter, die auf das Suf­fix ‑ling enden, per default auss­chließlich maskulin (auch die von dir erwäh­n­ten Erläuterun­gen — Dichter, Prahler — sind durchge­hend maskulin). In der All­t­agssprache begeg­net einer/m wahrschein­lich deshalb auch öfter mal die Bil­dung mit ‑line, wie “Prüfline” oder “Impfline”.

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  2. ke

    Jüngling” ist neg­a­tiv? Empfinde ich nicht so — ich kenne das Wort glaubich haupt­säch­lich aus Grimms Märchen, wo es ganz neu­tral ver­wen­det zu wer­den scheint bzw .die vork­om­menden Jünglinge auch noch eine Nei­gung dazu haben, Sym­pa­thi­eträger zu sein.

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  3. Antje Schrupp

    Was mir am Wort “Flüchtling” eigentlich ganz gut gefällt ist dass es eine Lin­ie zieht von den deutschen Flüchtlin­gen nach WK2 zu den heuti­gen Flüchtlin­gen. Auf diese Weise rel­a­tiviert es die Gren­ze zwis­chen “Wir” und “die anderen” im Asyld­iskurs. Natür­lich nur solange wie Deutsche noch gewohnt sind/waren, das Wort “Flüchtling” auf sich selb­st zu beziehen. In mein­er Fam­i­lie war das so, aber sich­er nicht in allen. Und vielle­icht ist diese Bedeu­tung inzwis­chen auch schon ganz irrel­e­vant geworden.

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  4. grmph

    Einen Ein­wand habe ich gegen die Argu­men­ta­tion. Ich halte die Tren­nung von pas­siv- und aktivver­wen­dung der Worte für kün­stlich. Eben­so kön­nte man z.B. for­mulieren: Ein Prüfling ist jemand, der sich ein­er Prü­fung unterzieht. Dann ist es ein aktiv-Wort, oder nicht? Das funk­tion­iert so auch bei eini­gen der anderen Beispiele.
    Damit wird auch die Neg­a­tivkon­no­ta­tion der “-ling ‑Endung” relativiert.

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  5. cloudette

    Ich stimme A. Schrupp zu und möchte ergänzen: Hierzu­lande wurde gerne zwis­chen Flüchtlin­gen (pos­i­tiv) und Asy­lanten (extrem neg­a­tiv kon­notierte Wortschöp­fung) bzw. Asyl­be­wer­ber (unab­hängig vom tat­säch­lichen Aufen­thaltssta­tus) unterschieden.

    Flüchtlinge waren dabei: Deutsche während/nach 2. WK, Leute aus DDR- und Ost­block und Per­so­n­en, die auf der Flucht waren, aber NICHT die dt. Gren­ze über­schrit­ten haben, son­dern irgend­wo weit weg blieben (Flüchtlingslager).

    Sobald ein Flüchtling über die dt. Gren­ze kam, war er meist kein­er mehr, son­dern eben Asy­lant, Asyl­be­wer­ber — und je dun­kler die Haut­farbe, desto schneller die Zuord­nung, deshalb auch ein­deutig rassistisch. 

    In der poli­tis­chen Arbeit zum The­ma Flucht/Asyl war es daher jahre­lang (kann ich aus den 90ern sagen: Asyld­iskus­sion) ein Ziel, den damals ein­deutig pos­i­tiv­en Begriff Flüchtling zu etablieren. 

    Vielle­icht hat sich die damals pos­i­tive Kon­no­ta­tion aber ger­ade darüber tat­säch­lich ins Neg­a­tive verschoben.

    Auch deshalb kön­nte eine Verän­derung zu Geflohene/Geflüchtete sin­nvoll sein.

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  6. CIS

    Ich glaube, das Prob­lem “sen­si­bler Sprachregelun­gen” liegt auf ein­er anderen Ebene.

    Wenn ich Texte lese, die sich durch irgen­deinen Sprachge­brauch von der Umgangssprache oder zumin­d­est den Sprach­codes, die ich so kenne und ver­wende, abheben, beschle­icht mich zuweilen ein mul­miges Gefühl. Mal mehr, mal weniger. Ich kann die ver­wen­dete Aus­druck­sweise als roh oder prim­i­tiv, als aufge­blasen und pseudoin­tellek­tuell — oder als anmaßend und arro­gant empfinden.

    Let­zteres ist bei den “poli­tisch Kor­rek­ten” manch­mal der Fall. Form ist Inhalt, wie man so schön sagt. Das Medi­um ist die Botschaft und da gehört Sprache dazu. Ich habe manch­mal den Ein­druck, solche Texte wollen mir unter­schwellig sagen: “Wir sind reflek­tiert, sen­si­bel, avant­gardis­tisch, prob­le­mori­en­tiert und aufgek­lärt. Und du, wenn du nicht auch so schreib­st wie wir, bist hin­ter­wäld­lerisch, ras­sis­tisch, chau­vin­is­tisch, dumm und brutal.”

    Ich will das nicht über­be­w­erten, ich weiß auch, dass es so nicht gemeint ist, aber manch­mal ist das eben der Effekt.

    Und der ist sehr kontraproduktiv.

    Statt Ver­ständ­nis für Diskri­m­inierung, Prob­leme und Spal­tun­gen der Gesellschaft zu erlan­gen, erre­icht man so das Gegen­teil: Gräben wer­den tiefer.

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  7. Thomas

    Ich mag das Wort “Geflüchtete” auch noch aus einem anderen Grund. Es erin­nert mich an das Wort “Gegan­gen”. Es zeigt, dass nicht alle Men­schen, die fliehen, dies auch frei­willig tun. Ich wage mal die Behaup­tung, kaum jemand, der flieht, tut dies frei­willig. Bei “Flüchtling” wird dies, mein­er beschei­de­nen Mei­n­ung nach, nicht deutlich.

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  8. DrNI

    Eine kleine Frage zur “Ver­wen­dung”: Wenn nun ein Wort so ver­wen­det wird, dass man seine Ver­wen­dung als diskri­m­inierend empfind­et, beste­ht dann nicht auch die Gefahr, dass ein Ersatz­wort dann wieder genau so ver­wen­det wird? Sprache ist eben kein Gesetz, die Leute kön­nen (auch zum Glück) mit den Worten machen, was sie wollen.

    Lei­der treibt diese gewollte Sprachverän­derung manch­mal auch selt­same Stil­blüten. Ich frage mich zum Beispiel seit langer Zeit, warum der “Men­sch mit Behin­derung” extra “Men­sch” genan­nt wer­den muss.

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  9. Thomas Kutzer

    Ob sich Ana­tol Ste­fanow­itsch hier nicht sel­ber als Sprach­pfleger betätigt? 🙂

    Wenn ich das Wort “Flüch­linge” höre, stelle ich mir verzweifelte Men­schen, oft Frauen und Kinder, vor, die ihre weni­gen Hab­seligkeit­en auf einen Hand­kar­ren, gepackt über schlechte Wege durch Nebel Schnee und Kälte ziehen. 

    Der “Zonen­flüchtling” war ein Men­sch, der Gän­gelung und Bevor­mundung nicht ertra­gen wollte und deshalb die Gefahr auf sich nahm, eine scharf bewachte Gren­ze zu über­winden. Natür­lich war das Wort “Flüchtling” in der Nachkriegszeit auch Schimpf­wort: Schließlich kamen da Leute, denen Nahrung und Wohn­raum abgegeben wer­den musste. Denen begeg­nete man nicht immer in rein­er Sympathie.

    Den­noch – das Wort “Flüchtling” hat doch mit­tler­weile genau die Bedeu­tun­gen aufge­so­gen, auf die es ankommt: Men­schen, die fliehen mussten, Schutz suchen und denen Unter­stützung zuste­ht. Ich denke, dass dies die möglicher­weise neg­a­tiv­en Aspek­te des Suf­fix­es “ling” klar überstrahlt.

    Bei “Geflüchtete” assozi­iere ich besten­falls Leute, die “irgend­wie abge­hauen sind”. Es schmeckt mir wie Ersatz-Kaffee.

    Zuflucht­suchende” fände ich an sich am Besten – doch die Sprachökonomie wird lei­der nicht zulassen, dass dieses Wort das kürzere “Flüchtling” ersetzt.

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  10. jochen

    Mir scheint die Gegenüber­stel­lung von “Flüchtling” und “Geflüchteter” nicht ganz zu passen. Ein “Flüchtling” ist doch jemand, der noch auf der Flucht ist — also jemand, dessen Flucht noch nicht abgeschlossen ist. Ein “Geflüchteter”, wie auch bei den “Gelande­ten”, beschreibt jemand, der auf der Flucht war und es nun nicht mehr ist. Auf mich wirkt dies so, als wäre die entsprechende Per­son nicht mehr in ein­er akuten Notlage.

    Von meinem Sprachge­fühl her, würde ich daher eher das Verb direkt sub­stan­tivieren und ein­fach von “Flüch­t­en­den” sprechen.

    Alter­na­tiv finde ich die Beze­ich­nung “Ver­triebene” viel geeigneter, da sie unter­stre­icht, dass die flüch­t­en­den Men­schen nicht die Alter­na­tive des “zu Hause bleibens” haben.

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  11. smal grameere

    Zwei Über­legun­gen: wie weit muss eine Form der Wort­bil­dung sprachgeschichtlich zurück­liegen, dass sie nicht mehr für ihre inhaltliche Ten­denz ver­ant­wortlich gemacht wer­den kann? Die im Post aufge­führte sprachgeschichtliche Analyse scheint mir eher nahezule­gen, dass es eine Zeit lang schick war, neg­a­tiv kon­notierte Begriffe mit dem Suf­fix ‑ling noch weit­er neg­a­tiv zu beset­zen, dass diese Form der Sprachverän­derung aber aus der Mode gekom­men ist. Liebling, Fies­ling — ich weiß nicht, ob die Mehrheit der Sprach­be­nutzerin­nen heutzu­tage etwas Neg­a­tives mit ‑ling verbindet. 

    Und weit­er: Tut sich die Sprach­wis­senschaft einen Gefall­en, wenn sie lediglich “poten­ziell beden­klichen” Wörtern hin­ter­hers­pi­oniert, in ein­er Art Raster­fah­n­dung? Ich würde mich mehr darüber freuen, wenn die sprachverbessernde Energie sich auf würdi­ge Ziele richtete, beispiel­sweise das gener­ische Maskulinum, und die Gerechtigkeits-Energie dafür auf eine men­schen­würdi­ge Behand­lung von Frauen, Män­nern und ins­beson­dere Kindern, die ihre Heimat aus welchen Grün­den aus immer und mit welch­er Wort­bil­dung auch immer ver­lassen haben. 

    Dem Wort “Flüchtling” wäre, wie jher­mes schon schrieb, allerd­ings vorzuw­er­fen, dass es ein gener­isch masku­lines Wort ist. 

    Ach ja, wie schaut den die kor­puslin­guis­tis­che Analyse von “Flüchtling” aus? Ist das heutzu­tage wirk­lich neg­a­tiv konnotiert? 

    So, das waren jet­zt mehr als zwei Gedanken. Da hätte ich mich bess­er nicht gle­ich festgelegt. 😉

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  12. Kristin Kopf

    Hm, ich finde Jochens Ein­wand bedenkenswert.
    Selb­st wäre ich außer­dem nie auf die Idee gekom­men, dass Flüchtling neg­a­tiv kon­notiert sein kön­nte, aber es befind­et sich zugegeben­er­maßen wort­bil­dungsmäßig in schlechter Gesellschaft.

    An dieser Stelle auch noch ein Hin­weis auf einen Artikel aus dem Archiv: In Ein Rohling muss kein Wüstling sein habe ich mich auch mal ein bißchen mit -ling beschäftigt.

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  13. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

    Jher­mes, dass Flüchtling ein gener­isches Maskulinum ist, würde ich nicht sagen, aber dass es, wie alle Wörter auf -ling bevorzugt männlich inter­pretiert wird, dürfte stim­men. Inter­es­sant auch, dass einige der Ling-Wörter auss­chließlich auf Män­ner bezo­gen wer­den (Schön­ling, Jüngling)

    SP, Lars Fis­ch­er und Thoma, zu flüchten/fliehen muss ich einen geson­derten Beitrag schreiben, das sprengt den Rah­men eines Kom­men­tars. Kommt aber!

    ke, bei den Grimms mag Jüngling noch neu­tral gewe­sen sein, heute ist es das nicht mehr (die neg­a­tive Kon­no­ta­tion hat sich ja während des 19. Jahrhun­derts gefes­tigt, das würde also passen).

    Antje Schrupp und cloudette, für mich per­sön­lich stimmt das auch so, aber all­ge­mein habe ich nicht den Ein­druck, dass uns Deutschen unsere eigene Ver­gan­gen­heit als Flüchtlinge noch beson­ders präsent ist. Nicht ohne Grund nen­nen die „Ver­triebe­nen“ sich eben nicht Flüchtlinge. Inter­ssant in diesem Zusam­men­hang auch die Exis­tenz viel­er neg­a­tiv belegter Kom­posi­ta mit Flüchtling, z.B. Steuer­flüchtling, Wirtschafts­flüchtling.

    grmph, es geht nicht darum, wie wir das Wort umfor­mulieren, son­dern, wie es gebildet ist. Prüfling ist aus dem Verb prüfen abgeleit­et und beze­ich­net die Per­son, die geprüft wird, nicht die, die prüft. Ihre Umfor­mulierung ändert ohne­hin nichts an der pas­sivis­chen Bedeu­tung: „sich etwas unterziehen“ bedeutet ja eben, sich jeman­dem gegenüber in eine pas­sive Rolle zu begeben.

    CIS, wie ich sage: Jede unge­wohnte For­mulierung wird als ästhetis­ches Prob­lem dargestellt, statt nach den Grün­den der For­mulierung zu fra­gen. Das lässt sich lei­der nicht lösen, in dem wir nur noch gewohnte For­mulierun­gen ver­wen­den, denn dann kön­nten wir nichts Neues mehr denken.

    DrNi, Wörter eignen sich unter­schiedlich gut dazu, neg­a­tive Kon­no­ta­tio­nen anzunehmen. Aber Flüchtling wird ja eben auch gar nicht über­wiegend in neg­a­tiv­en Zusam­men­hän­gen verwendet.

    jochen, wenn das Wort Flüchtling nahelegt, dass der so Beze­ich­nete aktuell noch auf der Flucht ist, wäre das ein weit­eres Argu­ment dafür, das Wort nicht zu ver­wen­den, denn es bezieht sich ja im Sprachge­brauch ganz klar (auch) auf Men­schen, die auf ihrer Flucht bere­its irgend­wo angekom­men sind.

    Thomas Kutzer, über den Unter­schied zwis­chen Sprach­pflege und dem Bemühen um gerechte Sprache habe ich hier etwas geschrieben.

    smal grameere, eine Kor­pu­s­analyse wird da nicht weit­er­helfen, siehe Abschnitt „Der Gebrauch von Flüchtling.“

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  14. CIS

    @Anatol Ste­fanow­itsch
    Nein, ich rede nicht von Ästhetik. Ich rede auch nicht vom natür­lichen Sprach­wan­del, der es ermöglicht, über Neues mit neuen Aus­drück­en zu reden.

    Wenn ich hüb­sche, ver­spielte Wortschöp­fun­gen lese, freue ich mich, Teil ein­er Sprachge­mein­schaft zu sein, die kreativ und phan­tasievoll neue Wörter entwick­elt oder entlehnt. Da füh­le ich mich dazugehörig.

    Aber es gibt auch den umgekehrten Fall: Sprachver­wen­dung und Spra­chum­for­mung, die mich — anscheinend — auss­chließen will. Die mir sagen will: “Du gehörst nicht dazu!”

    Das ist kein ästhetis­ches Problem. 

    Ich meine osten­ta­tive sprach­liche Abgren­zung. Und die hat im Falle “sen­si­bler” Sprache oft einen unter­schwellig erzieherischen Anspruch: “Wir nehmen dich nicht an die Hand und zeigen dir schöne neue Wörter. Wir eilen voraus und wenn du es nicht schaffst, uns zu fol­gen, bist du es nicht wert, dass wir uns nach dir umdrehen.”

    Ja, ich übertreibe etwas. Ich will die Prob­leme zeigen, die ich manch­mal damit habe. Und das sind keine ästhetischen.

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  15. Henry

    Das englis­che Wort refugee leit­et sich von lat. refugere ab. Und auch im Deutschen ken­nen wir das Wort Refugium. 

    Nun spricht einiges dage­gen, das englis­che Wort genau so zu übernehmen. 

    Zum einen ist die Aussprache für nicht nicht-englisch sprechende Mut­ter­sprach­lerIn­nen rel­a­tiv schw­er — Ich höre immer wieder ver­schiedene Vari­anten: “refad­schie” “refud­schie” “refjud­schie” “refjuhd­schie” sind die gängigsten.

    Zum anderen haben wir im Deutschen, wie gesagt, das vom sel­ben lateinis­chen Wort abgeleit­ete Refugium. Daher plädiere ich für das Wort “Refugierte”, welch­es übri­gens nicht neu ist, son­dern bis vor ca. 200 Jahren dur­chaus noch üblich war.

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  16. Erbloggtes

    Danke für den inter­es­san­ten Beitrag über ein aktuelles Prob­lem, und beson­ders für die sehr kon­struk­tive Diskus­sion! Die Diskus­sion hat bere­its einige Kri­tikpunk­te for­muliert, die ich son­st selb­st nochmal hätte schreiben müssen, daher fasse ich meine Unter­stützung für die Kri­tiken kurz und zugespitzt:
    * Jüngling war nicht neg­a­tiv. Wenn es heute neg­a­tiv ist, dann auch, weil es altertümel­nd ist und damit rück­ständigkeit assozi­iert ist. Flüchtling ist nicht altertümelnd.
    * Die neg­a­tiv­en Beispiele wie Rohling, Son­der­ling, Wüstling, Schwäch­ling, sind nicht durch das ‑ling neg­a­tiv, son­dern durch das zugrun­deliegende Adjek­tiv (roh, besonders/sonderbar, wüst, schwach). Deshalb ist Jüngling ursprünglich auch nicht neg­a­tiv konnotiert.
    *Bei den Verb­bil­dun­gen wird zuweilen (durch das Verb, nicht durch das ‑ling) Abhängigkeit aus­ge­drückt. Aber all­ge­mein (auch bei den Adjek­tiv­bil­dun­gen) wird vor allem Unter­legen­heit aus­ge­drückt. Das gilt sog­ar für Rohlinge (die an Kul­tur unter­legen sind), Jünglinge (die an Alter unter­legen sind in ein­er Kul­tur, in der Alter Macht bedeutet) und Ähnliches.
    Die Unter­legen­heit sehe ich auch bei Men­schen, die geflüchtet sind. Und das sprach­lich zu demen­tieren halte ich für falsch. Flüchtlinge sind angewiesen auf Hilfe.

    Entschei­dend für mein Plä­doy­er für Flüchtlinge ist aber die Begriffsver­wen­dung in der BRD. Die wirkt im kom­mu­nika­tiv­en Gedächt­nis nach, und es ist wichtig, zu beto­nen, dass Flüchtlinge nicht ein­fach “die Anderen” sind, mit denen nie­mand etwas zu tun hat, son­dern dass es sich um ein uni­verselles Phänomen han­delt, bei dem man nicht sagen sollte: “Die sollen doch bleiben, wo sie sind.” Im kom­mu­nika­tiv­en Gedächt­nis ist die Kriegs­flüchtling­so­ma eben noch vorhan­den, und der Onkel, der als Flüchtling aus der Ost­zone kam. Flüchtlingss­chick­sal(!) kann jeden treffen.
    Ich denke, dass das Wort Flüchtling nicht neu­tral ist (Geflüchteter eben­so nicht). Es ist poli­tisch, und es soll aus­drück­en, dass jemand darauf angewiesen war/ist, sich zu bewe­gen. Das ist erst­mal eine Legit­imierung der Bewe­gung (die offen­bar in ein­er Kul­tur notwendig ist, die immer noch Zuge­hörigkeit­en, Heimat usw. restrik­tiv behandelt).
    Flüchtlinge haben es noch ver­gle­ich­sweise gut in der deutschen Denkweise. Deshalb sprechen ja Leute von Wirtschafts­flüchtlin­gen, um die Flucht zu dele­git­imieren: Ein Flüchtling ist eigentlich per se legit­imiert (wenn auch vielle­icht unbe­liebt, aber legit­imiert), z.B. durch die Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion (“begrün­de­ten Furcht vor Ver­fol­gung aus Grün­den der Rasse, Reli­gion, Nation­al­ität, Zuge­hörigkeit zu ein­er bes­timmten sozialen Gruppe oder wegen sein­er poli­tis­chen Überzeugung”).

    Der neu­tralere Begriff ist der des Migranten, jemand, der sich (auf Dauer angelegt) von einem Ort zum anderen bewegt (hat). Migra­tions­forschung ist derzeit ganz groß in der Poli­tik­ber­atung. Aber Migranten haben gar keine (aus ihrer Bewe­gungs­form entsprin­gen­den) Rechte. In der poli­tis­chen Logik wird es als legit­im ange­se­hen, Migranten auss­chließlich ein­reisen zu lassen, wenn sie die Aufnahmegesellschaft/dem Auf­nahmes­taat nützen.
    Wenn man diese Logik zer­brechen will, muss man Flüchtlinge for­t­an Migranten nen­nen. Aber solange das kein erfol­gver­sprechen­des Unternehmen ist (und es die Flüchtlinge eher entrecht­en würde), sollte man Flüchtlingsrechte beto­nen (inter­na­tionales Recht!) und Men­schen mit dem Wort beze­ich­nen, das ihnen diese Rechte auch zuspricht.

    Zulet­zt ein Lit­er­aturhin­weis zur BRD-Diskurs­geschichte mit präg­nan­ten Fund­stellen 1949–2000:
    Artikel “Flüchtlinge und Asyl­suchende”. In: M. Jung/T. Niehr/K. Böke: Aus­län­der und Migranten im Spiegel der Presse. Ein diskurs­the­o­retis­ches Wörter­buch zur Ein­wan­derung seit 1945, Wies­baden 2000, S. 27–52. Online: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00045176‑3
    (gefun­den übri­gens über die [neue] Deutsche Dig­i­tale Bibliothek)

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  17. gnaddrig

    Sehr inter­es­san­ter Artikel und gute Kom­mentare. Die Aus­führun­gen von Erblog­gtes zu den Wörtern auf ‑ling klin­gen plau­si­bel. Ich wäre selb­st auch nicht auf den Gedanken gekom­men, Flüchtling für prob­lema­tisch zu halten. 

    Zu der Frage, warum hier Geflüchtete vorgeschla­gen wird und nicht Geflo­hene (@ SP). Aus dem Bauch her­aus sage ich mal, man flieht vor etwas, man läuft weg. Das betont den Vor­gang des Weglaufens. Aber man flüchtet sich irgend­wohin, und das deutet das Ziel der Flucht, näm­lich den Zuflucht­sort, wenig­stens schwach an. Nicht so stark wie das auch erwäh­nte Refugee, aber immerhin.

    Dudens Deutsches Uni­ver­sal­wörter­buch nen­nt für flücht­en als zweite Bedeu­tung “sich durch Flucht irgend­wohin in Sicher­heit brin­gen” an. Die erste Bedeu­tung (“sich ein­er Gefahr durch Flucht zu entziehen ver­suchen”) ist mit den Def­i­n­i­tio­nen für fliehen iden­tisch (“sich eilig ent­fer­nen, um sich vor ein­er Gefahr in Sicher­heit zu brin­gen” und “vor jeman­dem oder etwas auswe­ichen; mei­den”). Bei fliehen ist laut Dudens Def­i­n­i­tion das Weglaufen oder Entkom­men zen­tral, bei flücht­en wird ein sicher­er Zuflucht­sort als Ziel der Flucht wenig­stens erwähnt. 

    Wenn die erste Panik des “Bloß weg hier” vor­bei ist, reicht es eben nicht mehr, der unmit­tel­baren Gefahr entron­nen zu sein, man muss dann ja irgend­wo bleiben, wo es sich­er ist.
    Darum gefällt mir — wenn Flüchtling nicht geht — Geflüchtete bess­er als Geflohene.

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  18. Sprachlogiker

    Hier wird eine dem Autor sich­er wohlbekan­nte sprach­wis­senschaftliche Grun­derken­nt­nis auf den Kopf gestellt, näm­lich diejenige, dass die Bedeu­tung eines ganzen Wortes sich von den Bedeu­tun­gen der Bestandteile lösen kann und die Bestandteile nicht mehr zur “Begriffs­bil­dung” (im kog­ni­tiv­en Sinne) beitra­gen. Das ist übri­gens vor allem bei den so hochgeschätzten Lehn­wörtern gang und gäbe, wo die Bedeu­tung der Bestandteile oft eh unbekan­nt ist (vgl. “Das Piano”). Welch­er Anglo­phone weiß denn schon, dass “refugee” in rein­ras­sigem Englisch “back­fleel­ing” heißt?

    Die Tat­sache, dass die Neg­a­tivbeispiele für Wort­bil­dun­gen mit “-ling” alle aus der Ver­gan­gen­heit stam­men, zeigt, dass diese Pro­duk­tion­sregel inzwis­chen von der All­ge­mein­heit vergessen wor­den ist. Das Vergessen von Pro­duk­tion­sregeln ist Teil des so hochgeschätzten Sprach­wan­dels. Es ist nicht einzuse­hen, dass eine vergessene Pro­duk­tion­sregel wieder für lebendig erk­lärt wird, nur um den Leben­den einzure­den, sie wür­den unbe­wusst, aber schuld­haft (wie soll das über­haupt gehen?) genau­so denken wie die längst Toten.

    Auch der Struk­tu­ral­is­mus wider­legt die These von der neg­a­tiv­en Kon­no­ta­tion von “Flüchtling”. Es ist zwar z.B. denkbar, dass eine Gesellschaft die Ange­höri­gen ein­er anderen Rasse grund­sät­zlich für min­der­w­er­tig hält, woraus fol­gt, dass das entsprechende “Ras­sonym” auch neg­a­tiv kon­notiert ist. Es ist aber nicht denkbar, dass die deutsche Gesellschaft alle Flüchtlinge grund­sät­zlich für min­der­w­er­tig hält, denn die Deutschen ver­wen­den diesen Ter­mi­nus ja auch für sich selb­st. Wenn “Flüchtling” immer nur neg­a­tiv kon­notiert wäre, dann müsste es einen zweit­en, nicht neg­a­tiv­en Ter­mi­nus für diesen Begriff geben, der ähn­lich gebräuch­lich wäre, nur eben für Deutsche. Gibt’s aber nit. (“Ver­triebene” bet­rifft nur einen TEIL der Deutschen.)

    Ver­mut­lich hat der “Erfind­er” des Wortes “Flüchtling” tat­säch­lich im Sinn gehabt, dass es sich bei diesen um schwache, macht­lose “-linge” han­delt. Das muss aber kein diskri­m­inieren­der Gedanke gewe­sen sein, da es in der Logik der Sache liegt. Denn wer stark ist und mächtig, muss ja nicht flüchten.

    Wenn man aber zwis­chen Men­schen auf der Flucht = Flüchtlin­gen und bere­its angekomme­nen unter­schei­den will, dann plädiere ich statt für “Geflüchtete” für “Zuflüchtige” (vgl. “Zuwan­der­er”).

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  19. Thomas Kutzer

    Wenn ich nach “Geflüchtete” und “Flüchtlinge” google, bemerke ich, dass “Geflüchtete” von eher alter­na­tiv­en oder linken Organ­i­sa­tio­nen bevorzugt wird — “Flüchtlinge” hinge­gen von eher ‘klas­sis­chen’ oder kirch­lichen Organisationen:

    Geflüchtete (unter den ersten 8 Google-Fundstellen):
    — Indymedia
    — AStA der TU Berlin
    — Fach­schaft Sozi­olo­gie Münster
    — taz
    — Bünd­nis gegen Lager Berlin/Brandenburg
    — Klasse gegen Klasse (eine trotzk­istis­che Gruppe)

    Flüchtlinge (unter den ersten 10 Google-Fundstellen):
    — Uno-Flüchtlingshilfe
    — Diakonie-Katastrophenhilfe
    — medico international
    — UNHCR
    PRO ASYL
    — Car­i­tasver­band Frankfurt

    Vielle­icht ist es tat­säch­lich so, dass die aus der Nachkriegszeit überkomme­nen Kon­no­ta­tio­nen zu “Flüchtling” verblassen — wenn man mal davon aus­ge­ht, dass die alter­na­tiv­en Organ­i­sa­tio­nen eher von jün­geren und die klas­sis­chen eher von älteren Per­so­n­en getra­gen wer­den (ist natür­lich erst­mal nur eine Arbeitshypothese).

    Den­noch: dass das Suf­fix “ling” die Bedeu­tung zwangsläu­fig ‘run­terzieht, bezwei­fle ich noch immer — bei so vie­len Gegen­beispie­len wie: Säugling, Liebling, Lehrling, Häuptling, Zwill­ing, Drilling, Neul­ing, Täu­fling, Schüt­zling, Zögling, … Die alle pos­i­tiv — oder zumin­d­est neu­tral kon­notiert sein dürften.

    Allerd­ings: je mehr dieser “weißen Schafe” unter den “Lin­gen” ver­schwinden, desto größer wird der Druck auf die Verbleibenden.

    @Anatol Ste­fanow­itsch: “Sprach­pfleger” war natür­lich pro­voka­tiv und nicht wirk­lich ernst gemeint.

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  20. Bert

    Das Wort “Zuflucht­suchende” begün­stigt eine Inter­pre­ta­tion, in der die Ansäs­si­gen irgen­det­was hät­ten (Zuflucht), was sie den Geflüchteten geben kön­nten oder soll­ten: Eben Zuflucht bieten. 

    Das unter­läuft (1) Utopi­en von gren­züber­schre­i­t­en­der Freizügigkeit und ver­mis­cht das zudem (2) mit Fra­gen danach, welche Art sozialer Absicherung *jedem* Men­schen zuste­hen sollte. (Beispiel­haft: (1) Muss man da etwa was von seinem selb­stver­ständlich vol­lkom­men ver­di­ent und recht­mäßig erwor­be­nen Besitz und Wohl­stand abgeben? (2) Was soll diese Zuflucht sein? Was kriegen die denn dann? Weniger als Hartz4? Was ste­ht Men­schen als “Zuflucht” zu?).

    Geflüchtete hinge­gen umge­ht das (und ver­schiebt den Fokus darauf, dass es irgen­deinen Grund gibt, wieso Men­schen den Aufen­thalt an einem Ort abbrechen und woan­ders hingehen.)

    Ich würde daher “Geflüchtete” den “Zuflucht­suchen­den” vorziehen.

    Antworten
  21. Marco

    Was ich noch nicht ver­standen habe, ist, was “prob­lema­tisch” und “neg­a­tiv” bedeutet. Was genau ist an einem prob­lema­tis­chen Wort prob­lema­tisch und warum müsste es erset­zt wer­den, wenn es prob­lema­tisch ist? Was macht ein Wort neg­a­tiv, bzw. gibt ihm einen neg­a­tiv­en Beik­lang und ist dieser neg­a­tive Beik­lang immer zu vermeiden?

    Oder ‘mal anders gesagt: Sowohl Hutu, wie Tut­si kön­nen Flüchtlinge sein. Es kön­nen Ser­ben, Kroat­en und Koso­varen sein. Der Grund warum jemand flüchtet (geflüchtet ist), kön­nte auch eine Rolle spie­len, welchen Beik­lang “Flüchtling” erhält. Es geht dabei nicht nur um Gram­matik, würde ich meinen.

    Antworten
  22. gnaddrig

    Dafür, Andreas, fehlen Hän­fling und Fies­ling Der let­ztere, Sprachlogik­er, dürfte auch recht neu sein, der taucht in Google Ngram über­haupt erst um 1970 auf.

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  24. magda

    danke für die sprach­wis­senschaftliche sicht auf ‘flüchtlinge’ und ‘geflüchtete’, darüber hat­te ich mir auch schon gedanken gemacht, ger­ade weil so viele men­schen über die aktio­nen in deutsch­land und öster­re­ich berichten.

    ich habe sehr oft ‘flüchtlingsaktivist_innen’ benutzt, weil das 1. auf den ersten blick wie ein gegen­satz wirkt (den ich auf­brechen wollte) und 2. den aktivis­mus in den vorder­grund stellt, ohne ihre prekäre sit­u­a­tion zu negieren. keine ahnung, ob das eine gute lösung ist…? lei­der würde das mit ‘geflüchteten’ komisch klin­gen: geflüchteten-aktivist_in­nen oder men­sch müsste schreiben: die geflüchteten aktivist_innen. 

    eine abschluss­be­merkung: finde es abso­lut unnötig, das n‑wort auszuschreiben. wie du selb­st schreib­st, ste­hen wörter in unter­schiedlichen tra­di­tio­nen und haben unter­schiedliche geschicht­en. das n‑wort kann retrau­ma­tisierend für betrof­fene ras­sis­tis­ch­er gewalt wirken. auf einem blog, der sich sen­si­ble mit sprache auseinan­der­set­zte, sollte dies com­mon sense sein.

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  25. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

    mag­da, zunächst eine direk­te Antwort auf dieses Prob­lem (den Rest greife ich später mit den anderen Kom­mentaren zusam­men auf):

    finde es abso­lut unnötig, das n‑wort auszuschreiben. wie du selb­st schreib­st, ste­hen wörter in unter­schiedlichen tra­di­tio­nen und haben unter­schiedliche geschicht­en. das n‑wort kann retrau­ma­tisierend für betrof­fene ras­sis­tis­ch­er gewalt wirken.

    Ich sehe die Prob­lematik, genau aus diesem Grund habe ich ja gle­ich nach dem ersten Absatz einen Hin­weis auf im Text fol­gende Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache angebracht.

    In einem Blog über Sprache halte ich es aber für ungün­stig, Wörter, über die wir schreiben durch Abkürzun­gen wiederzugeben oder mit Sternchen zu verse­hen. Wenn ich über ein Wort rede, muss ich das Wort nen­nen, wenn ich über eine Abkürzung rede (die ja selb­st eine sprach­liche Prax­is darstellt), muss ich die Abkürzung nen­nen. Siehe dazu auch fol­gen­den Text aus dem Lan­guage Log: More rad­i­cal mis-speak­ing (Achtung: der Text enthält extrem ras­sis­tis­che Sprache), den ich keines­falls in sein­er Gesamt-Argu­men­ta­tion unter­schreiben würde, der aber das Prob­lem sehr klar verdeutlicht.

    Auch für mich ist und bleibt aber der metasprach­liche Umgang mit diskri­m­inieren­der Sprache sehr prob­lema­tisch. Ich werde ver­suchen, meine Gedanken dazu soweit zu struk­turi­eren, um mal etwas halb­wegs Sys­tem­a­tis­ches dazu zu sagen, aus dem sich möglicher­weise auch Richtlin­ien für dieses Blog ergeben.

    Antworten
  26. magda

    @ ana­tol

    oh i see, das hat­te ich überlesen:

    Ich sehe die Prob­lematik, genau aus diesem Grund habe ich ja gle­ich nach dem ersten Absatz einen Hin­weis auf im Text fol­gende Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache angebracht.”

    bin ges­pan­nt auf deinen kom­men­tar zu meinem ersten absatz.

    Antworten
  27. Thomas

    Sehr inter­es­sante Diskus­sion, deren Exis­tenz mir bish­er nicht bekan­nt war.
    Ich sehe nichts Schlimmes daran, statt von Flüchtlin­gen von Geflüchteten zu sprechen, würde aber zur Dif­feren­zierung noch den Begriff der Flüch­t­en­den oder der Fliehen­den hinzunehmen: In mein­er Wahrnehmung ist oft von Flüchtlin­gen die Rede, wenn man sich noch nicht sich­er ist, “wohin mit ihnen”. Viele aktuelle Flüchtlinge steck­en irgend­wo in einem Asylver­fahren oder hock­en auf ein­er Mit­telmeerin­sel fest, befind­en sich also noch — im weit­eren Sinne — im Prozess des Fliehens bzw. sind noch nicht an ihrem Zuflucht­sort angekommen.
    Das Wort Flüchtling selb­st finde ich aber aus zwei Grün­den nicht prob­lema­tisch: Ich empfinde die meis­ten ange­führten neg­a­tiv kon­notierten Wörter auf “-ling” deshalb als neg­a­tiv, weil es das Wort wovon sie abgeleit­et sind, schon ist. Bei den bei­den Wörtern “Süßling” und “Schön­ling” würde ich darüber hin­aus nicht von einem neg­a­tiv­en Empfind­en sprechen wollen: Ich kenne Süßling als Kose­form, die ähn­lich wie “Süßer” oder “Süße” einge­set­zt wird, unter einem Schön­ling ver­ste­ht man im meinem Umfeld einen jun­gen, objek­tiv als attrak­tiv emp­fun­de­nen Mann, eine Art ide­alen Schwiegersohn. Der zweite Grund, warum ich nichts gegen Flüchtling habe, ist, dass ich das “-ling” tat­säch­lich als Verkleinerungs­form sehe, aber dies ger­ade meine Empathie bei den Fliehen­den und Geflo­henen weckt und ihre Hil­fs­bedürftigkeit unterstreicht.

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  30. Christoph Päper

    Sprachlogik­er und andere haben zwar schon das meiste gesagt, aber noch ein paar weit­ere Gedanken:

    Das Derivan­tem {-ling} ist kaum noch pro­duk­tiv, ist teil­trans­par­ent (weil stets [PATIENS], aber wie beschrieben stam­mde­pen­dent und teils abwe­ichend kon­ven­tion­al­isiert), erzwingt ver­lässlich masku­line Rek­tion (und nicht neu­trale wie syn­chron für [DIMINUTIV] erforder­lich), trägt starken Sin­gu­lar sowie E‑Plural und ver­bi­etet Motion. Der let­zte Punkt ist bemerkenswert, da es m.W. das einzige der­ar­tige Mor­phem mit masku­lin­er Genus­de­ter­mi­na­tion ist. Ob es ein Vorteil ist (anders als im Nieder­ländis­chen), *Flüchtlin­gin nicht bilden zu kön­nen, mag jed­er für sich entschei­den, aber es ver­mei­det immer­hin einige geschlechterg­erechte For­mulierungsklip­pen, die Geflüchtete® aufweist. Ehrlich gesagt begrüße ich das Abster­ben der men­schen­beze­ich­nen­den Ling-Wörter, denn dadurch wird das Suf­fix mit­tel- bis langfristig frei zur Reak­tivierung als männlich­es Movem [♂] neben weib­lichen [♀], das nahezu uni­versell als {-in/i>} real­isiert wird: bspw. Leser, Leserin, °Leser­ling.

    Der Unter­schied zwis­chen Flüchtling und den Textbele­gen für Geflüchtete® ist, dass ersteres kon­ven­tion­al­isiert (aber eben auch teil­trans­par­ent) ist und habituell ver­wen­det wird, let­zteres ist in allen Fällen eine trans­par­ente Substantivierung.

    {flieh‑, floh-} und {flucht‑, flücht-} mögen zwar ver­wandt sein, aber man sollte sie nicht in einen Topf schmeißen, da im Deutschen wed­er Ver­baspekt noch ‑kom­pa­ra­tion (und vor allem nicht regelmäßig) gram­matikalisiert sind.

    Asy­lant und Asyl­be­wer­ber sind tat­säch­lich frag­würdi­ge Alter­na­tiv­en, Asylsuch[end]er ist etwas bess­er, *Asylist wirkt selt­sam, ist aber noch unbe­lastet 8nd prägnant.
    Ver­triebene® ist keine wirk­liche Alter­na­tive, son­dern eine andere Per­spek­tive oder Akzentuierung.
    Die Ein­deutschung von refugee über Rela­tin­isierung kön­nte übri­gens durch Analog­bil­dung von Refugium zu Kol­legium auch zu °Refuge, °Refu­g­in führen.

    Ich hätte noch die kom­po­si­tionale Aus­d­if­feren­zierung von Migrant (bei Bedarf prä­figiert mit E- oder Im-) zu bieten: Zwangsmi­grant, Asylmi­grant, Flucht­mi­grant, Polit­mi­grant, Eth­nomi­grant, Kli­mami­grant, Wet­ter­mi­grant / Meteomi­grant, Krisen­mi­grant, Kriegsmi­grant, Armutsmi­grant / Prekarmi­grant (bspw. Land­flucht), Luxu­s­mi­grant / Wohl­standsmi­grant (Stadt­flucht, Gen­tri­fizierung), Wirtschaftsmi­grant / Arbeitsmi­grant, Tem­porär­mi­grant / Zeit­mi­grant, … und Migra­tor wahlweise für legale Schleuser oder für men­schliche Migrationsauslöser.

    Im Nachkriegstage­buch mein­er Oma stand übri­gens häu­figer „DPs“ für „dis­placed per­sons“, wom­it sich ver­schiedene Grup­pen zusam­men­fassen ließen.

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  34. Christoph Stolzenberger

    1. Ich ver­suche in mein­er poli­tis­chen “Arbeit” vor allem den Begriff “Asy­lant” zu vertreiben — heute benutzet nicht nur BILD und Nazis dieses Schmäh­wort — statt Asyl­be­wer­ber usw.

    2. Flüchtling habe ich rel­a­tiv wenig Bedenken, da ich die obige Analyse sehr gut finde (mit Beispie­len, wie das Suf­fix ‑ling zu uns kam). Aber da es eben auch Liebling gibt,…

    3. Bestens gefällt mir der Begriff Zuflucht­suschen­der (weil ich das englis­che Wort Refugee so schlecht aussprechen kann), weil eben nicht die Flucht betont wird, aber erwäh­nt; weil der hier zu schaf­fende Ort des Schutzes betont wird, also die Gegen­wart, “unsere” Auf­gabe usw. Und dass aus einem Lehn­wort des Lateinis­chen, also der “europäis­chen” Sprache 😉

    Und Refugees wel­come ist kurz ist liest sich gut!

    Antworten
  35. Manfred Bartl

    @Anatol, @jochen und wieder @Anatol: Ich greife mal die her­vorge­hobene Bedeu­tung von Refugee auf (Zuflucht­suchen­der) und ergänze jochens Aus­führun­gen zu… Ein “Flüchtling” ist jemand, der noch auf der Flucht ist; ein “Geflüchteter” beschreibt jeman­den, der auf der Flucht war und es nun nicht mehr ist. Auf mich wirkt dies so, als wäre die entsprechende Per­son nicht mehr in ein­er akuten Not­lage…: Nun, eine Not­lage lässt sich nicht auss­chließen, aber die Flucht verur­sachende Not, die IST abgestellt. Aber mein wichtig­ster Punkt ist doch mit Ana­tol: Der Geflüchtete ist nicht “irgend­wo angekom­men”, wo er nicht mehr auf der Flucht sein muss, son­dern er ist BEI UNS angekom­men! Das Wort “Geflüchtete” bezieht uns als Gast­ge­ber und Notlin­der­er ein und nimmt uns in die Pflicht.

    Danke für die tollen Aus­führun­gen @ALLE!

    Antworten
  36. sonePerson

    Einige gute Punk­te, ger­ade die bish­eri­gen Verwendungen/Konnotationen von ‑ling wären ein wichtiger Punkt.
    Dazu würde ich auch etwas erweit­ern wollen: Für mich erscheinen Diminu­tiv-For­men und solche For­men mit spezielleren Endun­gen oft, als ob aus dem Sub­jekt Men­sch (irgen­dein) Objekt gemacht wird. 

    (Dass dies in vie­len Asylver­fahren auch irgend­wie der Fall ist, darf natür­lich wed­er ver­schwiegen wer­den, noch schön­gere­det durch das Schaf­fen neuer Wege, darüber zu reden.)

    Die Par­tizip­i­al­for­men u.A. stellen aber für mich wirk­lich die Tätigkeit, die den Hin­ter­grund jedes han­del­nden Men­schen aus­machen, in den Vordergrund.
    Und u.A. deswe­gen halte ich z.B. “Geflüchtete/n” für vorteil­haft im aktuellen Diskurs.

    Trotz alle­dem möchte ich auch das state­ment von DrNI beto­nen, dass sich Sprache ständig wan­delt… Und mit dem Schaf­fen ander­er Sprache kann man noch längst nicht garantieren, dass die Kon­no­ta­tion bleibt, wie gewollt. Denn wenn die großen Prob­leme nicht gelöst sind, die zu den uner­wün­scht­en Kon­no­ta­tio­nen geführt hat­ten, wird sich wieder eine neg­a­tive Kon­no­ta­tion einstellen.

    Inter­es­sant, ich hat­te “-ling” auch oft als maskulin (sozial­isiert) wahrgenom­men, jemand anderes hat­te das auch schon erwäh­nt. ‑Jemand Ideen?

    Antworten
  37. Felix

    Sehr gut über die Begrif­flichkeit­en nachzu­denken. 2 Ein­wände habe ich den­noch: Der doku­men­tarische Sinn von Begrif­f­en entste­ht doch kon­tex­tu­al und diskurs­ge­bun­den. Wie die Autorin selb­st schon bemerkt hat sind “Die Ver­wen­dungszusam­men­hänge an sich […] also nicht grund­sät­zlich prob­lema­tisch”, eine his­torische, seman­tis­che Analyse ist hier irreführend, bzw. lässt per se keine Rückschlüsse auf den Sinn, den dieser Begriff erzeugt (natür­lich immer abhängig vom Kon­text), ger­ade weil er im Asyld­iskurs “neu­tral” ver­wen­det wird. Ganz anders ver­hält sich das natür­lich mit ein­deutig neg­a­tiv kon­notierten Begrif­f­en wie “Asy­lant” oder Schlimmeren.

    Mein zweit­er Ein­wand ist aber gravieren­der. Ich finde GeflüchteteR impliziert einen abgeschlosse­nen Prozess, die betrof­fene Per­son ist eben bere­its geflüchtet. Diese Darstel­lung finde ich fatal. Ist die Flucht denn tat­säch­lich zu Ende? Unsicher­heit bezüglich Abschiebung, Flucht vor Ras­sis­mus, sozialer Aus­gren­zung und struk­tureller Diskri­m­inierung hören nicht auf mit einem tem­porären Wohn­sitz hierzu­lande. Das Wort Geflüchtete reifiziert, in diesem Falle, Deutsch­land als möglichen Zuflucht­sort, in dem tat­säch­lich Zuflucht vor den Bedro­hun­gen, vor denen die Fliehen­den geflo­hen sind, gefun­den wer­den kann. Dieser Begriff kann davon ablenken, was hier noch alles im Argen liegt und was es zu verbessern gibt.

    Flüch­t­ende oder Zufluchtssuchende finde ich super 😉

    Antworten
  38. Stefan Wagner

    Die Argu­men­ta­tion finde ich hah­nebüchen. Wenn die Mehrzahl der Wörter auf ~ling neg­a­tiv kon­notiert ist — wieso sollte uns das interessieren? 

    Der Liebling und der Prüfling sind offen­bar unbeschadet von dieser Mehrheit um sie herum. Gibt es denn eine Sprachregel, wonach ein Muster, das in ein­er Mehrzahl von Fällen eine Bewandt­nis hat auf die Min­der­heit einen Ein­fluss hat? Doch offen­sichtlich nicht. 

    Das ist nicht Sprach­wis­senschaftlich argu­men­tiert, son­dern eso­ter­isch. Man leit­et aus Analo­gien und spon­tan aus­gedacht­en Ad-hoc-Regeln ab, was man will. 

    Stört vielle­icht in Wahrheit nur, dass man Flüchtling nicht gen­dern kann?

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  40. Mycroft

    Refugee” impliziert, dass die ehe­mals Fliehen­den einen sicheren Ort (“Refugium”) erre­icht hät­ten. Diverse niederge­bran­nte Flüchtling­sheime leg­en lei­der das Gegen­teil nahe, ergo ist das Schönfärberei.

    Und ich bezwei­fle, dass das Prob­lem bess­er würde, wenn man sie zukün­ftig “Ver­triebe­nen­heime” nen­nen würde.

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  41. Michael Scheven

    Nicht das ich ein Prob­lem mit dem Wort “Flüchtlinge” hätte, aber wie ein “Däum­linge” wäre es wohl geeignet einem Begriff an Gewicht zu nehmen.
    Der Vorschlag des “Refugee”, des Zufluchsuchen­den, finde ich sym­pa­tisch und tre­f­fend. Allerd­ings hätte ich dafür gerne einen von allen ver­ständlichen deutschen Begriff. Ich mag “Zuflüchtige”.

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  42. Mycroft

    Zuflucht­suchende” wäre auch nicht schlecht.

    Aber nichts gegen Wörter auf “-ling”, bitte. Ich bin Zwill­ing (Sternze­ichen).

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  44. Thorben Röder

    Für mich liegt der entschei­dende Punkt in der Bil­dung des Diminu­tivs. Aus der his­torischen Unter­suchung kann ich dies allerd­ings nur bed­ingt ableit­en. Dafür müssten alle vork­om­menden Worte ver­glichen wer­den, nicht nur eine bes­timmte Auswahl. Ich befürchte mit allzu Ratio­nal-wis­senschaftlichen Meth­o­d­en bekommt man hier wenn über­haupt eine Ziel­rich­tung, aber kein gesichertes oder gar neu­trales Ergebnis.
    Die Wirkung von Sprache, die mitunter zur Real­itäts­bil­dung beiträgt, bleibt nur fühlbar, sie ist nur zu erleben. Wie fühlt sich das Wort Flüchtling an? Was macht es mit mir? Was erzeugt es?
    Ein Flüchtling — ein klein­er, abstrak­ter, mir fern­er, denn er ist ja “verniedlicht”, der vor etwas auf der Flucht ist. Dieses “Etwas”, seine Prob­leme sind nur Prob­lem­linge, oder auch Prob­lem­leine, Prob­lem­chen. Das Gefühl, dass der Flüchtling mir nicht eben­bür­tig ist, oder dass er zumin­d­est in Dis­tanz zu mir ste­ht wird durch das Macht­ge­fälle auf Wor­tebene erzeugt.
    Das dies nur mit Fokus auf die Sache und durch erhöhte Sen­si­bil­ität wahrnehm­bar ist, wer­den die “Kri­tik­er” anprangern. Es ist aber mein­er Mei­n­ung nach impliz­it in dem Wort enthal­ten und formt so unter­schwellig unsere Realitätsbildung.
    Deswe­gen würde ich die Alter­na­tive “Geflüchtete” vorziehen. Hier ste­ht die Flucht und die Frage nach der Ursache, die einen Dia­log begün­stigt, im Vorder­grund. “Ich bin geflüchtet” — “Wovor?” — “Krieg, Ver­fol­gung, Folter.” — “Oh/Aha”. Ob das Wort dann allerd­ings “neu­tral” ist, muss natür­lich disku­tiert wer­den. Sich­er gibt es Worte mit offen­sichtlich neg­a­tiv­en oder pos­i­tiv­en Kon­no­ta­tio­nen, wenn wir uns allerd­ings dafür entschei­den Sprache bewusst einzuset­zen, leg­en wir allerd­ings eine neue Sin­nebene auf das Wort. Das Wort wird als das “tre­f­fend­ere”, als das aus unser­er Sicht “bessere” deklar­i­ert. Bleibt es dann ein neu­trales Wort?

    Danke für die Auseinan­der­set­zung mit dem The­ma! Lieben Gruß!

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  45. Thomas Diehl

    Ich bin übri­gens zum eben­falls in guter Tra­di­tion ste­hen­den “Ver­triebene” überge­gan­gen. Ich finde es wichtig zu beto­nen, dass diese nicht ohne Grund ihre Heimat verlassen.

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  49. Robert Thömmes

    Danke — genau das, was ich eben suchte!
    Ich moechte das umdiesen Gesicht­spunkt erweitern:

    Flüchtlinge’ oder ‘Geflüchtete’ oder ‘Zuflucht­suchende’?

    Mir sind die bei­den let­zteren Begriffe sym­pa­this­ch­er, den ersteren kann ich per­soen­lich schon nicht mehr hoeren … mit der Beze­ich­nung ‘Fluechtlinge’ wird das indi­vidu­elle Schick­sal und Dra­ma eher ver­all­ge­mein­ernd negiert, waehrend es durch die anderen (mir) emo­tion­al erleb­bar­er, fass­bar­er wird.

    Sprache hat fuer mich viel mit Musik und mit Gefuehl zu tun, auch die sach­liche — am poet­is­chsten (durch das dreima­lige U) ist ‘Zuflucht­suchende’!

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  50. Maximilian Struve

    Sor­ry, aber ich bin da ander­er Meinung.
    Der Suf­fix ‑ling macht für mich hier keinen großen Unter­schied, bei keinem der Worte, denn bei jedem Einzel­nen ist entwed­er schon das Ursprungs-Wort neg­a­tiv belastet oder es geht um eine nicht Ableit­bare gesellschaftliche Bedeutung.
    Bsp. das Wort “Schreiber­ling”, was hier als neg­a­tiv dargestellt wird, weil es im deutschen Sprachge­brauch für einen schlecht­en Autor/Journalisten ste­ht, lässt eben diese Bedeu­tung nicht aus dem Wort selb­st ableit­en. “Schreiber­ling” wirkt auf den ersten Blick wie eine Verniedlichung des Wortes Schreiber, was ja prak­tisch ein Autor ist. Somit würde ich es erst­mal gle­ich­set­zen mit einem Hob­byau­tor, oder einem “Jüngling”, der gerne in sein­er Freizeit schreibt. Erst wenn ich die Bedeu­tung des Wortes nach­schlage ergibt sich die neg­a­tive Anhaftung.
    Genau­so ist es mit dem Wort “Flüchtling”, dieses Wort ist nicht durch den Suf­fix neg­a­tiv, son­dern durch den Kon­text, der sich aus dem Wort “Flucht” bildet, denn eine Flucht ist nun mal immer auf einen neg­a­tiv­en Grund zurück zu führen, selb­st der “Wirtschafts­flüchtling” flüchtet vor gerin­geren Erfol­gschan­cen an einen Ort, wo er bess­er verdienen/leben kann.

    Jedes in diesem Text aufge­führte Wort hat seine neg­a­tive Bedeu­tung nicht durch den Suf­fix ‑ling, son­dern durch die eh schon neg­a­tive Bedeu­tung des Grund­wortes, oder eben durch eine nicht ableit­bare gesellschaftliche Bedeutung.
    Nehmen wir das Wort “Schwin­dling”, was so viel bedeutet, wie “Lügn­er” und vari­ieren ein wenig, “Schwindler” ist auch neg­a­tiv, “Der Schwindel­nde” ist eben­falls neg­a­tiv, weil das Wort “Schwindeln” neg­a­tiv ist. “Kriech­ling”, ist das neg­a­tiv, wegen dem Suf­fix? Nein, denn das Wort “kriechen” ist eben­falls ein abw­er­tendes Syn­onym für “Krabbeln” oder “Sich geduckt auf dem Boden auf allen Vieren bewe­gen”. “Der Kriechende”, “Kriech­er”, “Kriechen­der Men­sch”, alle neg­a­tiv belastet durch das Wort “kriechen”.
    Und genau­so ist auch “Der Geflüchtete” neg­a­tiv belastet, wegen dem Grund­baustein “Die Flucht”, denn fliehen wird im Volksmund noch immer mit “der Gefahr aus dem Weg gehen”, oder mit “Feigheit” gle­ichgestellt, auch wenn die Sit­u­a­tion noch so schlimm ist, sind diese Bausteine fest in unser­er Kul­tur ver­ankert, weshalb es auch so hirn­ris­sige Diskus­sion­s­the­men wie “Brin­gen die den Krieg in unser Land” gibt.
    Eine Verniedlichung mag unter Umstän­den her­ablassend wirken, aber die emo­tionale Bedeu­tung des Wortes “Flüchtling” wird durch die Tren­nung vom Suf­fix ‑ling keines­falls bess­er oder Neu­traler, son­dern erst wenn das Wort “Flucht” durch ein neu­trales Wort erset­zt wir.

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  51. Peter

    Ich bin offen für neues und lerne gern dazu. Daher Danke an alle die sich hier die Mühe gemacht haben ein paar zeilen zum Besten zu geben!

    ABER man kann Prob­leme auch her­bei reden/schreiben!

    Gestern wur­den wir in großer Runde mit dem Wort “Geflüchtete” kon­fron­tiert. Diese Per­son hat auch mit mehreren Argu­menten (die auch hier zu find­en sind) ver­sucht uns das einzureden.

    Ich muss ergänzen, das diese Runde auss­chließlich aus Ehrenämtlern beste­ht. Nun bin ich heute auf diese Seite gestoßen. Habe alles gele­sen, auch jeden Kom­men­tar. Bis heute habe ich das Wort Flüchtling/Refugee auss­chließlich als Wort emp­fun­den das mir sug­geriert helfen zu müssen. Die Diskus­sion mag schön und kann in Schulen und Schul­büch­ern gern fort­ge­führt wer­den. Im fach Philoso­phie eventuell Esoterik 😉

    Nur die Mehrheit der Men­schen in Deutsch­land wird mit diesem Erk­lärungs-bla bla hier erst ein­mal nix anfan­gen kön­nen. Damit möchte ich den Teil der Bevölkerung vom Intellekt her nicht abw­erten aber alle (bis auf eine Per­so­n­en, die ich gestern ken­nen­gel­ernt habe) die ich kenne haben mit diesem PseudoIch­Bin­soK­lug Geschreib­sel nicht viel am Hut aber ALLE engagieren sich, neben Beruf/Familie, seit Wochen ehre­namtlich um die Flüchtlinge am Rande der Belast­barkeit. Diese Men­schen mit so einem Mist von Geflüchteten/Zufluchtsuchenden was ist die bessere Wort­wahl zu “belästi­gen” empfinde ich als abw­er­tend und beleidigend! 

    Aber allen ach so tollen Sprach­be­gabten “Schreiber­lin­gen” sei gesagt, der kluge Men­sch kann sich mit jedem Unterhalten! 

    Manch­mal ist die Wahrheit so ein­fach das über­durch­schnit­tlich kluge Men­schen das nicht akzep­tieren wollen denn man will ja nicht sein wie der Dumme der gle­ich peilt was Sache ist!

    Übri­gens, warum muss ich bei Geflüchteten an die 5 Aus­brech­er in Nieder­sach­sen denken 😉

    Mehr helfen statt reden/schreiben ist hier die Lösung für die FLÜCHTLINGE!

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  53. Jan Schneider

    Es ist immer schwierig, Sprache poli­tisch zu dekretieren. Sprache entwickelt(e) sich evo­lu­tionär. Wenn die Men­schen es wollen, wer­den sie neue Wörter gebrauchen, wenn nicht, wird es immer ein akademisch oktroyiertes Wort bleiben und nicht Ein­gang in die Sprache der Men­schen find­en. Durch entsprechende Ver­suche ver­stärkt man nur den Ein­druck gegän­gel­ter Diskurse und befeuert die “Lügenpresse”-Vorwürfe von rechts außen.

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  54. Georg

    Ganz kurz:
    Ich bin der Ansicht ein Aspekt fehlt in der Aufzäh­lung. Das Wort “Geflüchtete” wird im mod­er­nen Sprachge­brauch wohl zu allererst im krim­inellen Zusam­men­hang ver­wen­det. Zum Beispiel: der Geflüchtete war auf der A1 Rich­tung Ham­burg unter­wegs. Die Men­schen die vor dem Krieg und Armut fliehen bewusst in diesen krim­inellen Kon­text zu brin­gen halte ich für falsch.

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  56. Ulrich Streckfuß

    Man kann selb­stver­ständlich Par­tizip­i­en zu Sub­stan­tiv­en machen, sollte aber darauf acht­en, dass die gram­matikalis­che Funk­tion erhal­ten bleibt. Ein Par­tizip Per­fekt hat in der Regel pas­sivis­che Funk­tion: Ein Geretteter ist ein­er, der gerettet wor­den ist. Was wäre dann ein Geflüchteter? Die entsprechende Ersatzprobe wäre absurd!

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Ein Par­tizip Per­fekt hat keineswegs „in der Regel“ pas­sivis­che Funk­tion. Es kommt regelmäßig zum Ein­satz, um das Per­fekt und das Plusquam­per­fekt zu bilden (ersteres erset­zt im Deutschen auch das Prä­ter­i­tum als ein­fache Ver­gan­gen­heits­form). Diese Ein­satzmöglichkeit dürfte deut­lich häu­figer sein als die der Passivbildung.

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  60. Madeleine

    Sor­ry,

    ich habe bei Geflüchtete eine neg­a­tive Kon­no­ta­tion: Das hört sich an wie aus dem Gefäng­nis Geflüchtete. Doch solche Men­schen sind krim­inell. Und das möchte ich bes­timmt nicht als unge­woll­ten Beik­lang eines Wortes für Men­schen, die ihre Heimat ver­lassen mussten. Es ist auch kein sub­jek­tives Empfind­en, dass dem Wort Flüchtling nicht ähn­lich Neg­a­tives anhängt wie etwa dem Wort Asy­lant. Man kann auch Prob­leme sehen, wo keine sind. 

    Madeleine

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  63. Uwe-Carsten Edeler

    Ich habe diese klu­gen Beiträge nur über­flo­gen, fand dabei nicht den Aspekt, dass man — auch im Wort­ge­brauch — solche Men­schen, die vor Unrecht­sreg­i­men, Naturkatas­tro­phen oder Krieg fliehen von denen unter­schei­den sollte, die aus dem Gefäng­nis, vor ihrem bru­tal­en Ehemann/ihrer bru­tal­en Ehe­frau oder vor sich selb­st fliehen. Es bietet sich vielle­icht ins­ge­samt eine hier­ar­chis­che Ober-Unter­be­grif­s­sor­d­nung an, wenn man Klarheit schaf­fen will. Da bestünde dann also Sprach­normierungs- und auch Wortschöpfungsbedarf.

    Antworten
  64. Tom Nowotny

    Einen Fak­tor sehe ich schon, das gegen das Wort “Geflüchtete” spricht: Die zeitliche Ein­gren­zung. Das Wort impliziert einen abgeschlosse­nen Vor­gang, während viele “Geflüchtete” auch nach ihrer Ankun­ft in Deutsch­land lei­der weit­er­hin auf der Flucht sind. Sie alle als “Flüch­t­ende” zu beze­ich­nen, würde wiederum die auss­chließen, die (hof­fentlich irgend­wann) angekom­men sind.
    Auf wenn es manche “Empfin­d­linge” stört (sor­ry), werde ich daher bis zu ein­er besseren Alter­na­tive das Wort “Flüchtlinge” weit­er benutzen und finde mich dabei in guter Gesellschaft z.B. mit dem Bay­erischen FLÜCHTLINGSrat und dem Bun­des­fachver­band Unbe­gleit­ete Min­der­jährige FLÜCHTLINGe. Eine Diskri­m­inierung kann ich darin nicht sehen.

    Antworten
  65. Johannes Dörr

    Vie­len Dank für die vie­len inter­es­san­ten und anre­gen­den Beobach­tun­gen und Kom­mentare! Ein Aspekt ist mir allerd­ings bish­er noch zu kurz gekom­men: M.E. sollte es gar nicht darum gehen, EINE neue Sprachregelung zu find­en. Jede Sprachregelung, ob bess­er oder schlechter, ist notwendi­ger­weise ein­seit­ig. Und als Neuerung ist sie zudem autoritär, da sie den Anspruch erhebt, bish­erige Sprech­weisen (und damit auch deren Ver­wen­der) zu dis­qual­i­fizieren. Das ist auch mein Hauptein­wand gegen alle wohlge­mein­ten Ver­suche “poli­tisch kor­rek­ter” Sprachregelung.
    Die Lösung sehe ich in ein­er bewusst ange­wandten Poly­phonie unter­schiedlich­er Aus­druck­sweisen, die m.E. allein der Kom­plex­ität der gemein­ten Leben­sre­al­ität gerecht zu wer­den ver­mag. Natür­lich braucht man daneben auch etablierte Begriffe zur Schnel­lkom­mu­nika­tion. Aber gle­ichzeit­ig müssen etablierte Begrif­flichkeit­en immer wieder durch­brochen wer­den, um eine Stereo­typ­isierung zu vermeiden.
    Ich per­sön­lich halte trotz aller ern­stzunehmenden Ein­wände das Wort “Flüchtling” weit­er­hin für den Ref­erenzbe­griff, möchte aber ermuti­gen, daneben möglichst oft, je nach Zusam­men­hang, andere Begriffe (wie etwa das schöne “Zuflucht­suchende®” zu verwenden.

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  68. Claus Schlaberg

    Viel wichtiger als die Frage nach Kon­no­ta­tio­nen bei “-ling”-Wörtern ist, ob der Begriff (!) “Flucht”, von dem alle Vorschläge abgeleit­et sind, zutrifft. Dazu:
    Es ist nicht ein­fach so, dass sämtliche Migranten der seit 2015 einge­trete­nen Migra­tionswelle durch Not und Per­spek­tivlosigkeit zur Migra­tion nach Mit­teleu­ropa gezwun­gen wur­den. Vielmehr haben mehrere Fak­toren zur ‘Migra­tionswelle’ beige­tra­gen. Das heißt natür­lich nicht, dass sich Leute ‚aus Lust und Laune‘ auf den Weg gemacht haben. Ein Fak­tor ist, dass Migri­eren ein­fach­er gewor­den ist, ins­beson­dere für nicht ganz mit­tel­lose Men­schen. Zum Beispiel die all­ge­gen­wär­ti­gen Smart­phones haben die Kom­mu­nika­tion der Betrof­fe­nen untere­inan­der und mit Men­schen der Ziel­län­der erle­ichtert. Hinzu kommt–, dass u.a. die Poli­tik hierzu­lande Anreize geschaf­fen hat. Und es spricht einiges dafür, dass das für die Entwick­lung in den Herkun­ft­slän­dern nicht ger­ade gün­stig sein wird. 

    In dieser Angele­gen­heit wurde und wird sehr pauschal­isiert; das war eine der Voraus­set­zun­gen von Refugees Wel­come und ins­beson­dere der unpassenden Ver­gle­iche mit Flucht 1945, die seit Ende let­zten Jahres immer wieder angestellt wur­den. Man sehe sich ein­mal diesen Beitrag der ARD an und beachte, wie das Wort „Flucht“ gebraucht wird:

    http://www.tagesschau.de/ausland/rueckkehr-irak-101.html?ref=yfp

    Mit fre­undlichen Grüßen
    Claus Schlaberg

    Antworten
  69. Norbert Kogel

    Wieso soll aus­gerech­net die Endung “-ling” das Neg­a­tive sein?
    Es beste­ht dur­chaus die Möglichkeit einen “Küm­mer­ling”, einen “Dümm­ling”, einen “Weich­ling” oder was auch immer als “verküm­mert­er”, “ver­dummten”, als “ver­we­ich­licht­en” etc. zu beze­ich­nen. Das “-ling” ist nicht das Prob­lem dabei, das Prob­lem ist die wer­tende, bzw. beze­ich­nende Vorsilbe!
    Darum stellt sich die Frage, ist “Flucht” negativ?
    Doch wohl nicht!
    Ergo ist es nicht ver­w­er­flich, dass man “Flüchtling” gesagt hat, sagt oder weit­er sagt!
    Ein “Prüfling”, ein “Lehrling”, ein “Neul­ing” ist ja auch nicht automa­tisch neg­a­tiv beset­zt durch die Endung “-ling”.

    Antworten
  70. Änne

    Am Fre­itag habe ich zum 1. Mal gehört, dass wir möglichst in Zukun­ft den Begriff “Geflüchtete” im Zusam­men­hang mit Men­schen, die bei uns Zuflucht suchen, benutzen sollen. Ich finde das Wort an sich sehr tre­f­fend, frage mich aber wirk­lich nach dem Grund, warum das Wort Flüchtling neg­a­tiv belegt sein soll. Es ist für mich ein Wort, das einen Men­schen beze­ich­net, der zu uns kommt, um Hil­fe zu bekom­men. Ich finde es fürchter­lich, dass die Men­schen kom­men müssen, jede Flucht ist zu viel. Aber Flüchtling? Das Wort? Ich denke, ich werde bei­de benutzen und zwar ohne Wertung.

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  71. James

    Und genau­so ist auch “Der Geflüchtete” neg­a­tiv belastet, wegen dem Grund­baustein “Die Flucht”, denn fliehen wird im Volksmund noch immer mit “der Gefahr aus dem Weg gehen”, Snap­back Caps oder mit “Feigheit” gle­ichgestellt, auch wenn die Sit­u­a­tion noch so schlimm ist, sind diese Bausteine fest in unser­er Kul­tur ver­ankert, weshalb es auch so hirn­ris­sige Diskus­sion­s­the­men wie “Brin­gen die den Krieg in unser Land” gibt.

    Antworten
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  73. Pingback: SoKuBi e.V. » Flüchtlinge vs. Geflüchtete

  74. HVogel

    Den Begriff “Flüchtling” finde ich per­sön­lich immer noch bess­er als das Neusprech­wort “Flüchtende[r]”.

    Dazu fällt mir noch was ein: “Stu­den­ten” pauschal als “Studierende” zu beze­ich­nen, ist eine Belei­di­gung desje­neni­gen, der im Augen­blick ger­ade nicht studiert, son­dern ein­fach nur etwas liest.

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  77. Hurrya Issa

    Ein Flüchtling ist jemand, der/die diesen Sta­tus gemäss Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion hat. Bis dahin sollte der Begriff Migran­tIn oder Asyl­suchen­deR ver­wen­det werden.

    Antworten
  78. Claus Schlaberg

    Ein Flüchtling ist jemand, der/die diesen Sta­tus gemäss Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion hat. Bis dahin sollte der Begriff Migran­tIn oder Asyl­suchen­deR ver­wen­det werden.”
    Und auch das gilt nur mit Vor­be­hal­ten. Das BAMF ist eine Art Messin­stru­ment. Es soll den Grad des Fluchtcharak­ters ein­er Migra­tion fest­stellen. (Ich bezwei­fle, dass eine Behörde dazu wirk­lich in der Lage sein kann und Inter­views dafür geeignet sind.) Dementsprechend bewegt sich ein BAMF-Urteil ähn­lich wie ein Schied­srichter­spruch sprechak­t­the­o­retisch zwis­chen Assertiv und Dekla­ra­tion. Es sollte immer offen für Kor­rek­tur sein. (Man bedenke z.B., dass schon seit den Neun­zigern bekan­nt war, wie viele, denen Asyl gewährt wurde, ‘Heimaturlaub’ macht­en: https://www.focus.de/politik/deutschland/fluechtlinge-asylanten-auf-heimaturlaub_aid_170910.html )

    Antworten
  79. Matthias

    Ja, ich weiß, ich bin spät dran (mehr als 8 Jahre nach Veröf­fentlichung dieses Blog­posts…) aber ich wollte mich mal für den infor­ma­tiv­en Blog­post bedanken und auch meinen Senf dazugeben.

    Ich bin hier gelandet weil in einem Zeitungsar­tikel von dem “Geflüchteten­lager Moria” die Rede war, was ich als sehr unpassend emp­fand und da wollte ich mich dann doch mal informieren warum einige Leute unbe­d­ingt das Wort “Flüchtling” durch “Geflüchteter” erset­zen wollen. Ich kenne natür­lich nicht die genauen Beweg­gründe des Jour­nal­is­ten, aber ich denke mal dass er im Wesentlichen der Argu­men­ta­tion aus diesem Blog­post fol­gen dürfte.

    Der Grund warum ich “Geflüchteten­lager Moria” als so unpassend empfinde, ist, dass “Geflüchteter” für mich auch zum Aus­druck bringt dass die Flucht vor­bei ist. Das kann sin­nvoll sein, zum Beispiel wenn man bei einem Geflüchteten in Deutsch­land die Hoff­nung, den Wun­sch oder die Akzep­tanz der Tat­sache zum Aus­druck bringt, dass die Flucht nun (hier) vor­bei sei. Aber das “Geflüchteten­lager Moria” wirkt auf mich wie ein Euphemis­mus, denn die Men­schen dort wer­den sich wohl noch immer als auf der Flucht begreifen, auch wenn sie dort nun vielle­icht schon Jahre aushar­ren. Daher denke ich auch, dass man nicht immer “Flüchtling” durch “Geflüchteter” erset­zen kann, die bei­den Wörter haben eine leicht unter­schiedliche Bedeu­tung und manch­mal mag das eine, manch­mal das andere Wort passender sein. 

    Die struk­turelle Prob­lematik des Wortes “Flüchtling” kann ich nachvol­lziehen, aber ich denke dass man irgendwelche Prob­leme bei jedem Wort find­en kön­nte. Beim “Geflüchteten” wäre das für mich die fehlende Abgren­zung zwis­chen Men­schen die vor Unrecht fliehen und Men­schen die vor (gerechter) Strafe oder ähn­lichem fliehen. Bei­de kön­nen “geflüchtet” sein, also “Geflüchtete”, aber nur erstere kön­nen meinem Sprachge­füh nach “Flüchtling” ohne Zusatz sein (daher eben Begriffe wie “Steuer­flüchtling”). Let­z­tendlich würde ich aber bei­des nicht als so schw­er­wiegend anse­hen, dass der Begriff für mich ver­bran­nt wäre. Aus dem Kon­text dürfte immer klar her­vorge­hen ob man “Flüchtling” oder “Geflüchteter” in einem pos­i­tiv­en oder neg­a­tiv­en Sinn benutzt.

    Lei­der wird in solchen Diskus­sio­nen zu häu­fig expliz­it oder impliz­it die moralis­che Keule raus­ge­holt (wenn es zum Beispiel heißt dass “wir möglichst in Zukun­ft den Begriff ‘Geflüchtete’ im Zusam­men­hang mit Men­schen, die bei uns Zuflucht suchen, benutzen sollen” wie Änne vor vier Jahren schrieb). Denn warum sollte man denn eine neue Sprachregelung tre­f­fen wenn die alte nicht irgend­wie schlecht wäre? Das halte ich dann doch für unangemessen und erzeugt nur unnötige Kon­flik­te. Wer einen alten Begriff durch einen neuen erset­zen möchte sollte schon sich­er stellen, dass der neue auch wirk­lich bess­er ist — nicht nur dass der alte irgend­wie nicht opti­mal ist. (Ist jet­zt aber nicht als Kri­tik an diesem Blog­post gemeint, der ja so eine Forderung gar nicht stellt.)

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