Als das Wort Watergate 1972 ins Deutsche entlehnt wurde, war es nur der Name einer bestimmten politischen Affäre: Der republikanische US-Präsident Richard Nixon hatte das im Watergate Building beheimatete Hauptquartier der gegnerischen Demokraten abhören lassen. Dass er dafür 1974 zurücktreten musste, können wir uns angesichts der politischen Konsequenzlosigkeit des aktuellen Dauer-Abhörskandals kaum noch vorstellen – so wie sich damals niemand hätte vorstellen können, dass die letzte Silbe des Eigennamens Watergate vierzig Jahre später zum deutschen Anglizismus des Jahres gekürt werden würde.
Und um ein Haar wäre es dazu auch nie gekommen, denn zunächst schien es für die deutsche Sprachgemeinschaft keinen Grund zu geben, den Wortbestandteil -gate herauszulösen. Stattdessen sah es eher so aus, als könnte sich das Wort Watergate im Ganzen als allgemeine Bezeichnung für politische Skandale durchsetzen. Frühe Treffer im Deutschen Referenzkorpus beziehen sich zum Beispiel auf ein französisches, philippinisches oder englisches Watergate, ein Hamburger oder Bonner Watergate, und (wohl in Anlehnung an das zum allgemeinen Wort für eine Niederlage gewordenen Waterloo) sogar davon, dass jemand vor seinem Watergate stehe. Weiterlesen