Archiv der Kategorie: Hinweise

Blogspektrogramm 22/2016

Von Susanne Flach

Guten Mor­gen! Heute wieder volles Pro­gramm und inter­es­santes und zum Nach­denken anre­gen­des aus den Bere­ichen soziale Vari­a­tion, Migra­tion & Über­set­zung, Syn­chro­ni­sa­tion, his­torische Seman­tik und Mohammed Alis Beitrag zur Poe­sie. Viel Spaß und einen zauber­haften Sonntag!

Blogspektrogramm 21/2016

Von Kristin Kopf

Unser heutiges Blogspek­tro­gramm kommt gle­ich beim ersten Link vom Kurs ab, um etwas über franzö­sis­che Vernei­n­ung zu erzählen, find­et dann aber wieder zurück zu Sprach­pflege der beson­deren Art, ver­rä­ter­ischen Buch­staben, schlechtem Geschmack und f–. Viel Spaß!

  • Wie kam das Ver­giss­mein­nicht zu sein­er Beze­ich­nung? Stephan Bopp hat’s auf FRAGEN SIE DR. BOPP zusam­menge­tra­gen. Beson­ders span­nend: »Eben­falls im 15. Jahrhun­dert find­et sich im Franzö­sis­chen die gle­ichbe­deu­tende Beze­ich­nung ne m’oublie(z) mie (Mod­ern­frz. ne m’oubliez pas).« An den bei­den franzö­sis­chen Angaben kann man näm­lich eine alte Vernei­n­ungsvari­ante beobacht­en (und hier ver­lassen wir das Reich der kom­men­tierten Ver­linkung für einen kurzen Exkurs:) Das, was im Deutschen durch ein ein­fach­es nicht aus­ge­drückt wird, erledigt im Franzö­sis­chen eine zweit­eilige Form aus ne und pas (bzw. in der älteren Form ne und mie). Geht man ihrer Herkun­ft nach, so zeigt sich für ne eine lange Vernei­n­ungs­geschichte, mie und pas sind aber erst später eingestiegen. mie bedeutete im 15. Jh. wörtlich ‘Krume, Krümel’ und pas heißt auch heute noch ‘Schritt’ (z.B. in Pas de deux). Zur Vernei­n­ung kamen sie wohl durch Übertrei­bung: Auch im Deutschen kann man sagen, dass einen etwas nicht die Bohne inter­essiert, dass man keinen Deut (eine Kupfer­münze von geringem Wert) auf etwas gibt oder keinen Strich für etwas tut. Man ver­weist also auf etwas, das klein und von geringem Wert ist und stärkt damit die Vernei­n­ung — nicht ein­mal soooo wenig passiert etwas. Genau­so geschah das im Franzö­sis­chen, nur dass sich dort eines dieser Ver­gle­ich­swörter, der pas, so sehr etabliert hat, dass es zu einem fes­ten Bestandteil der Nega­tion gewor­den ist. Neben dem Krümel gibt es im Franzö­sis­chen noch weit­ere Ver­lier­er der Entwick­lung, z.B. goutte ‘Tropfen’ und das heute noch eingeschränkt gebrauchte point ‘Punkt’. Inter­es­sant ist, dass sich das Stand­bein der Nega­tion zunehmend ver­lagert: Heute wird das ne umgangssprach­lich zunehmend wegge­lassen und dem pas die ganze Vernei­n­ung über­tra­gen. (Wer sich dafür im Detail inter­essiert, wird unter dem Stich­wort »Jes­persen-Zyk­lus« fündig.)
  • Unser Blog- und Lin­guis­tikkol­lege Kil­ian Evang spricht mit SAGSO über die Gesellschaft zur Stärkung der Ver­ben — wer schon immer mal wis­sen wollte, was ein starkes oder schwach­es Verb ist und vor allem, wie man mit ihnen lin­guis­tisch fundierten Sch­aber­nack treiben kann, kommt hier auf ihre Kosten: »sag­so: Wie würdest du die poli­tis­che Stim­mung in Deutsch­land und Europa gegenüber Schwach­er Ver­ben beschreiben? Wer­den ihrer geduldet? Kil­ian Evang: Der Poli­tik sind schwache Ver­ben weit­ge­hend egal. Wenn es in der Poli­tik um Sprache geht, dann meis­tens um den Wortschatz: Soll­ten Wörter mit Migra­tionsh­in­ter­grund, ins­beson­dere Anglizis­men wie Sale, Self­ie oder Crowd­fund­ing, in der deutschen Sprache geduldet wer­den? Die Gesellschaft zur Stärkung der Ver­ben set­zt sich für eine lib­erale sprach­liche Ein­wan­derungspoli­tik ein. Wörter aus anderen Sprachen sind eine Bere­icherung. Nicht zulet­zt kann man auch mit ihnen tre­f­flich spie­len, wie z.B. von uns gestorkene Anglizis­men wie scannen/sconn/gesconnen oder clustern/clorst/geclorsten zeigen.«
  • ã, ă, ģ, ű, ł, … Sprachen erken­nen, (fast) nur an Buch­staben? James Har­beck hat für THE WEEK eine Liste gebastelt. Wie man am Deutschen sieht, ist sie nicht ganz voll­ständig (<ß> wäre zumin­d­est für Deutsch­land und Öster­re­ich sin­nvoll gewe­sen), aber dur­chaus brauch­bar. Neben einzi­gar­ti­gen Buch­staben gibt es auch weit­ere Tipps dazu, wie man nah ver­wandte Sprachen auseinan­der­hal­ten kann. Für Nicht-Alpha­betschriften gibt’s außer­dem ein Fol­low-up.
  • Von schlechtem Geschmack zu schlechter Kun­st? Katy Wald­man zeigt auf LEXICON VALLEY, wie das funk­tion­iert, näm­lich metapho­risch: »we know exact­ly how to tele­graph our dis­dain for (or grudg­ing plea­sure in) bad art. We com­pare it to bad food. The food is bad in the way that the art is bad. It’s not so much dis­agree­able as unhealthy, even unvir­tu­ous. Flu­o­res­cent with goopy cheese, ooz­ing easy sen­ti­ment, it clogs our arter­ies and blunts our intel­lects. […] I wish we could link eat­ing for plea­sure to aes­thet­ic boun­ty as tight­ly as we now bind it to aes­thet­ic “bad­ness.” If only our vocab­u­lary for assess­ing art did not so per­sis­tent­ly claim that less emo­tion, less fem­i­nin­i­ty, and less phys­i­cal pres­ence on earth is more.«
  • Meine Studieren­den haben mich diese Woche gefragt, wozu es im Leben sin­nvoll ist, etwas über Sil­ben­struk­tur zu wis­sen. Schade, dass ich nicht schon vorher James Har­becks Über­legun­gen zur tabube­d­ingten Abkürzung von Flüchen auf STRONG LANGUAGE gele­sen hat­te. Das hätte zwar keinen konkreten Nutzen aufgezeigt, aber bes­timmt hin­re­ichend abge­lenkt. Der Text geht der Frage nach, warum z.B. fuck als f– widergegeben wird, nicht als –u-- oder –k. Dabei gibt er sich nicht allein damit zufrieden, dass das halt der Anfang des Wortes ist: Auch f–k kommt vor, aber fu– kaum. Warum der Vokal nicht mitgenom­men wird, wird  sprach­lich recht expliz­it erk­lärt: »The vow­el is real­ly the busi­ness part of the word. The first let­ter is the face – what we need to rec­og­nize it – but the vow­el is the cock or cunt of the word, and the let­ters after it are the upper legs: not real­ly the fuck­er, but they lead to it. And that all has to do with syl­la­ble struc­ture as we Eng­lish speak­ers know it.«

Blogspektrogramm 18/2016

Von Susanne Flach

Sodele, Gril­lzange zur Seite leg­en, bitte! Die Spä­taus­gabe des heuti­gen Blogspek­tro­gramms erwartet Sie mit skur­rilen, ulki­gen und visuellen Eigen­heit­en von Sprache in Gehirn und Gesellschaft. Heute: Sprach­bilder im Gehirn, Bedeu­tungswan­del bei den Linken, Pronomen, ein biss­chen Orthografiegeschichte und ein großer Muskel in der Artiku­la­tion. Kann Spuren von Klin­go­nisch enthalten!

Blogspektrogramm 17/2016

Von Susanne Flach

Guten Mor­gen, geneigte Leser­schaft — wir kom­men auch heute lei­der nicht ganz ohne Katas­tro­phen aus: Sprach­pflege, Spracht­ests und Erd­beben — okayokay, und ein biss­chen gerechte Sprache und Inter­net­di­alek­te. Einen zauber­haften Sofasonntag!

Blogspektrogramm 16/2016

Von Susanne Flach

Heute kommt eine Kurzaus­gabe, weil uns diese Woche allen etwas die Zeit fehlte, das Inter­net sys­tem­a­tisch zu überwachen nach­bear­beit­ete Aus­gabe. Aber es war ja das Jubiläum eines großen Englän­ders, deshalb heute das Spek­tro­gramm mit Shake­speare, Shake­speare-Zitat­en, ein­er Shake­speare-Karte und einem einem Com­ic-Helden (nicht Shake­speare) — und jet­zt auch mit Emo­ji, Schnee­vok­ab­u­lar, Sprache als Waffe und Delfinen. Viel Spaß!

Blogspektrogramm 15/2016

Von Susanne Flach

Heute zum Regen­tag bietet die Sprachlo­gredak­tion wieder ein exquis­ites Infor­ma­tion­spro­gramm mit Emo­ji, pro­duk­tiv­en Wort­bil­dung­sprozessen, Sprache in Drehbüch­ern, Has­srede in Onlinekom­mentaren, einem Video und noch einem Video. Also Tee gekocht, Sofakissen aufgeschla­gen und Füße hochgelegt! ((Die Redak­tion verzieht sich der­weil wieder ins Büro zum Diss-Schreiben.)) Viel Spaß!

Blogspektrogramm 14/2016

Von Anatol Stefanowitsch

Und hier die sprach­lichen Lek­türetipps zum Son­ntag, dies­mal mit Vok­a­beln der neuen Recht­en, geschlecht­sneu­tral erzo­ge­nen Katzen, den beliebtesten Vor­na­men und leichter Sprache.

Pegi­da und die AfD verän­dern nicht nur die poli­tis­che Land­schaft son­dern auch den öffentlichen Diskurs. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG wer­den einige Kampf­be­griffe der neuen Recht­en – von „Lügen­presse“ bis „Gen­der­wahn“ – unter die Lupe genom­men.

A pro­pos „Gen­der­wahn“ – während in Deutsch­land schon ein Schrägstrich (Student/in) reicht, um das Feuer der Jed­er-nach-mein­er-Façon-Frak­tion auf sich zu ziehen, braucht es in den USA wegen der weit­ge­hend geschlecht­sneu­tralen Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen des Englis­chen schon schw­erere Geschütze. Zum Beispiel die Ver­wen­dung des Plu­ral­pronomens they als geschlecht­sneu­trale Sin­gu­lar­form (im Sprachlog schon ein­mal hier disku­tiert). Eine Jour­nal­istin der WASHINGTON POST übt diese Form für sich, indem sie ihre Katzen „geschlecht­sneu­tral erzieht“ (den Kommentator/innen des Artikels gefällt das nur bedingt).

Auch die Namen der bei­den betrof­fe­nen Katzen sind ungewöhn­lich: „Trou­ble“ und „Essence“. Die beliebtesten Vor­na­men des Jahres 2015 in Deutsch­land sind da sehr viel nor­maler, wie die Auswer­tung der GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE zeigt – es führen wie schon im let­zten Jahr die sehr geschlechtsspez­i­fis­chen Namen „Sophie/Sofie“ und „Max­i­m­il­ian“.

Schließlich hat sich auch unser Autor Ana­tol Ste­fanow­itsch mal wieder in der Presse geäußert, aus­nahm­sweise mal nicht zu geschlecht­sneu­traler Sprache (oder Emo­jis), son­dern zur „Leichte Sprachen“ und zum The­menkom­ples Sprache, Denken und poli­tis­che Manip­u­la­tion. Im Schweiz­er MIGROS MAGAZIN ist ein län­geres Inter­view erschienen.

Blogspektrogramm 12/2016

Von Sprachlog

In den sprach­lichen Lek­türetipps der Woche geht es heute um Sprache als Käfig, die eigentlich ganz ein­fache Fächer­wahl zwis­chen Latein und ein­er lebendi­gen Sprache und Sprach­pflege durch Merkbefreitheit.

Das PHILOSOPHIE MAGAZIN hat ein Inter­view mit dem let­zten Monat ver­stor­be­nen Philosophen und Semi­otik­er Umber­to Eco aus dem Jahr 2013 wiederveröf­fentlicht, in dem es auch viel um Sprache geht: „Die Sprache ist kein Käfig, son­dern eine per­ma­nente Revolution“.

Für viele Schüler/innen ste­ht dieser Tage die Wahl der zweit­en Fremd­sprache an. Das ruft, wie jedes Jahr, die Latein-Lob­by auf den Plan, die mit den immer gle­ichen Argu­menten ver­sucht, eine Lanze für die Sprache des Römis­chen Reich­es zu brechen. Die RHEINISCHE POST hat zwis­chen diesen immer gle­ichen Argu­menten als Gegen­stimme Ana­tol zu Wort kom­men lassen. Der hat übri­gens schon 2007 im (Bre­mer) Sprach(b)log die Argu­mente der Late­in­fans auseinan­dergenom­men.

Die sprach­lichen Kle­ingärt­ner von der DEUTSCHEN SPRACHWELT haben ihre „Sprach­wahrer“ des Jahres bekan­nt­gegeben und dabei wieder ein­mal keinen Zweifel daran gelassen, worum es ihnen unter dem Vor­wand der Sprach­pflege wirk­lich geht: Gewon­nen hat ein Stu­dent, der seine Hausar­beit­en nicht in gen­der­sen­si­bler Sprache abfassen wollte, auf Platz 2 lan­dete ein Nige­ri­an­er, der ganz „ unverkrampft“ ein Restau­rant mit dem Namen „Zum Mohrenkopf“ betreibt, den drit­ten Platz belegt Sarah Con­nor. Die deutsche Sprache wahrt man offen­bar am besten mit Sex­is­mus, Ras­sis­mus und nichtssagen­der Musik.

Wer wis­sen möchte, woher das Wort Ostern kommt, und warum es keinen Sin­gu­lar Oster hat, kann das und mehr in diesem älteren Sprachlog-Beitrag von Kristin erfahren.

Blogspektrogramm 11/2016

Von Sprachlog

Sprach­lich war es eine eher ruhige Woche, oder vielle­icht haben wir die Win­ter­müdigkeit noch nicht richtig abgeschüt­telt und die großen Geschicht­en ver­passt. Wie dem auch sei, eine Hand­voll inter­es­san­ter, erhel­len­der oder kurios­er Lesetipps haben wir trotz­dem zusam­men­bekom­men und präsen­tieren sie nun ohne weit­ere Vorrede.

Blogspektrogramm 10/2016

Von Sprachlog

Das Blogspek­tro­gramm ist nicht abgeschafft, liebe Freund/innen lin­guis­tis­ch­er Son­ntagslek­türe – es war nur im Win­ter­schlaf. Jet­zt ist es wach, also ohne weit­ere Umstände unsere Linktipps.