Archiv der Kategorie: Randbemerkungen

Warum man Fake News nicht verbieten kann: Eine Fallstudie

Von Anatol Stefanowitsch

Zufäl­lig war ich heute auf der Suche nach Wei­h­nachts­geschenken in den Schön­hauser-Allee-Arkaden (einem Einkauf­szen­trum im Pren­zlauer Berg), als der Ein­gang und die Straße und der U‑Bahnhof vor dem Einkauf­szen­trum von der Polizei abges­per­rt wur­den. Ein fre­undlich­er Beamter erk­lärte auf Nach­frage, dass man einen verdächti­gen Gegen­stand gefun­den habe, der nun unter­sucht würde.

Das wurde auch schnell von eini­gen lokalen Medi­en auf Twit­ter bekan­nt­gegeben, z.B. hier (um 14:33):

Der Gegen­stand wurde am Ende ergeb­nis­los gesprengt (es war, je nach Mel­dung, eine Tüte, ein Kof­fer oder ein leer­er Schuhkar­ton) und mein Wei­h­nachts­geschenk habe ich auch nicht gefun­den, aber dafür eine schöne Fall­studie darüber, wie man Fake News ver­fasst, ohne dabei zu lügen. Weit­er­lesen

Blogspektrogramm 21/2016

Von Kristin Kopf

Unser heutiges Blogspek­tro­gramm kommt gle­ich beim ersten Link vom Kurs ab, um etwas über franzö­sis­che Vernei­n­ung zu erzählen, find­et dann aber wieder zurück zu Sprach­pflege der beson­deren Art, ver­rä­ter­ischen Buch­staben, schlechtem Geschmack und f–. Viel Spaß!

  • Wie kam das Ver­giss­mein­nicht zu sein­er Beze­ich­nung? Stephan Bopp hat’s auf FRAGEN SIE DR. BOPP zusam­menge­tra­gen. Beson­ders span­nend: »Eben­falls im 15. Jahrhun­dert find­et sich im Franzö­sis­chen die gle­ichbe­deu­tende Beze­ich­nung ne m’oublie(z) mie (Mod­ern­frz. ne m’oubliez pas).« An den bei­den franzö­sis­chen Angaben kann man näm­lich eine alte Vernei­n­ungsvari­ante beobacht­en (und hier ver­lassen wir das Reich der kom­men­tierten Ver­linkung für einen kurzen Exkurs:) Das, was im Deutschen durch ein ein­fach­es nicht aus­ge­drückt wird, erledigt im Franzö­sis­chen eine zweit­eilige Form aus ne und pas (bzw. in der älteren Form ne und mie). Geht man ihrer Herkun­ft nach, so zeigt sich für ne eine lange Vernei­n­ungs­geschichte, mie und pas sind aber erst später eingestiegen. mie bedeutete im 15. Jh. wörtlich ‘Krume, Krümel’ und pas heißt auch heute noch ‘Schritt’ (z.B. in Pas de deux). Zur Vernei­n­ung kamen sie wohl durch Übertrei­bung: Auch im Deutschen kann man sagen, dass einen etwas nicht die Bohne inter­essiert, dass man keinen Deut (eine Kupfer­münze von geringem Wert) auf etwas gibt oder keinen Strich für etwas tut. Man ver­weist also auf etwas, das klein und von geringem Wert ist und stärkt damit die Vernei­n­ung — nicht ein­mal soooo wenig passiert etwas. Genau­so geschah das im Franzö­sis­chen, nur dass sich dort eines dieser Ver­gle­ich­swörter, der pas, so sehr etabliert hat, dass es zu einem fes­ten Bestandteil der Nega­tion gewor­den ist. Neben dem Krümel gibt es im Franzö­sis­chen noch weit­ere Ver­lier­er der Entwick­lung, z.B. goutte ‘Tropfen’ und das heute noch eingeschränkt gebrauchte point ‘Punkt’. Inter­es­sant ist, dass sich das Stand­bein der Nega­tion zunehmend ver­lagert: Heute wird das ne umgangssprach­lich zunehmend wegge­lassen und dem pas die ganze Vernei­n­ung über­tra­gen. (Wer sich dafür im Detail inter­essiert, wird unter dem Stich­wort »Jes­persen-Zyk­lus« fündig.)
  • Unser Blog- und Lin­guis­tikkol­lege Kil­ian Evang spricht mit SAGSO über die Gesellschaft zur Stärkung der Ver­ben — wer schon immer mal wis­sen wollte, was ein starkes oder schwach­es Verb ist und vor allem, wie man mit ihnen lin­guis­tisch fundierten Sch­aber­nack treiben kann, kommt hier auf ihre Kosten: »sag­so: Wie würdest du die poli­tis­che Stim­mung in Deutsch­land und Europa gegenüber Schwach­er Ver­ben beschreiben? Wer­den ihrer geduldet? Kil­ian Evang: Der Poli­tik sind schwache Ver­ben weit­ge­hend egal. Wenn es in der Poli­tik um Sprache geht, dann meis­tens um den Wortschatz: Soll­ten Wörter mit Migra­tionsh­in­ter­grund, ins­beson­dere Anglizis­men wie Sale, Self­ie oder Crowd­fund­ing, in der deutschen Sprache geduldet wer­den? Die Gesellschaft zur Stärkung der Ver­ben set­zt sich für eine lib­erale sprach­liche Ein­wan­derungspoli­tik ein. Wörter aus anderen Sprachen sind eine Bere­icherung. Nicht zulet­zt kann man auch mit ihnen tre­f­flich spie­len, wie z.B. von uns gestorkene Anglizis­men wie scannen/sconn/gesconnen oder clustern/clorst/geclorsten zeigen.«
  • ã, ă, ģ, ű, ł, … Sprachen erken­nen, (fast) nur an Buch­staben? James Har­beck hat für THE WEEK eine Liste gebastelt. Wie man am Deutschen sieht, ist sie nicht ganz voll­ständig (<ß> wäre zumin­d­est für Deutsch­land und Öster­re­ich sin­nvoll gewe­sen), aber dur­chaus brauch­bar. Neben einzi­gar­ti­gen Buch­staben gibt es auch weit­ere Tipps dazu, wie man nah ver­wandte Sprachen auseinan­der­hal­ten kann. Für Nicht-Alpha­betschriften gibt’s außer­dem ein Fol­low-up.
  • Von schlechtem Geschmack zu schlechter Kun­st? Katy Wald­man zeigt auf LEXICON VALLEY, wie das funk­tion­iert, näm­lich metapho­risch: »we know exact­ly how to tele­graph our dis­dain for (or grudg­ing plea­sure in) bad art. We com­pare it to bad food. The food is bad in the way that the art is bad. It’s not so much dis­agree­able as unhealthy, even unvir­tu­ous. Flu­o­res­cent with goopy cheese, ooz­ing easy sen­ti­ment, it clogs our arter­ies and blunts our intel­lects. […] I wish we could link eat­ing for plea­sure to aes­thet­ic boun­ty as tight­ly as we now bind it to aes­thet­ic “bad­ness.” If only our vocab­u­lary for assess­ing art did not so per­sis­tent­ly claim that less emo­tion, less fem­i­nin­i­ty, and less phys­i­cal pres­ence on earth is more.«
  • Meine Studieren­den haben mich diese Woche gefragt, wozu es im Leben sin­nvoll ist, etwas über Sil­ben­struk­tur zu wis­sen. Schade, dass ich nicht schon vorher James Har­becks Über­legun­gen zur tabube­d­ingten Abkürzung von Flüchen auf STRONG LANGUAGE gele­sen hat­te. Das hätte zwar keinen konkreten Nutzen aufgezeigt, aber bes­timmt hin­re­ichend abge­lenkt. Der Text geht der Frage nach, warum z.B. fuck als f– widergegeben wird, nicht als –u-- oder –k. Dabei gibt er sich nicht allein damit zufrieden, dass das halt der Anfang des Wortes ist: Auch f–k kommt vor, aber fu– kaum. Warum der Vokal nicht mitgenom­men wird, wird  sprach­lich recht expliz­it erk­lärt: »The vow­el is real­ly the busi­ness part of the word. The first let­ter is the face – what we need to rec­og­nize it – but the vow­el is the cock or cunt of the word, and the let­ters after it are the upper legs: not real­ly the fuck­er, but they lead to it. And that all has to do with syl­la­ble struc­ture as we Eng­lish speak­ers know it.«

Um und bei dialektologisch

Von Susanne Flach

In meinem Kom­men­tar zu round about let­zte Woche erwäh­nte ich als Umschrei­bung von round about als ‚unge­fähr‘ beiläu­fig um und bei. Das führte im Kom­men­tarz­im­mer zu Ver­wun­derung: gibt’s das über­haupt? Wenn ja, wo? Nie gehört! Nun ist mir die Wen­dung intu­itiv so geläu­fig und ich glaub(t)e auch nicht, dass sie als dialek­tal markiert ist (son­st hätte ich sie so oder so nicht ver­wen­det). Aber ich habe eine lin­guis­tisch bewegte erste Leben­shälfte in zwei sehr unter­schiedlichen Dialek­tre­gio­nen hin­ter mir, dass es mir offen­bar beson­ders leicht fällt, angenommene Region­al­is­men wie Stan­dard­sprache zu behan­deln. Weit­er­lesen

Round about daneben

Von Susanne Flach

SPIEGEL ONLINE hat da einen Kolum­nis­ten, Peter Littger, und eigentlich sind seine Kolum­nen unter „Flu­ent Eng­lish“ recht lang­weilig. Sie sind im großen Lauf der Sprachdinge sog­ar ziem­lich uner­he­blich. Littger hat sich auf Pseudoan­glizis­men spezial­isiert und erk­lärt der Welt regelmäßig, dass es blablal­aber­tion im Englis­chen eigentlich nicht gibt und „wir“ uns „damit“ bei „Mut­ter­sprach­lern“ lächer­lich machen. Aber zum Glück gibt es dann diese Kolumne, in der sich Littger über die Englis­chken­nt­nisse ander­er lustig machen kann und wir dann wis­sen, wie wir „Pein­lich­es Pseu­do-Englisch“ ver­mei­den können.

Nun sind sprach­liche Nuan­cen immer poten­tiell prob­lema­tisch, beson­ders bei interkul­turellen Begeg­nun­gen. Nur ist die ange­bliche Lächer­lichkeit, der wir uns im Aus­land damit aus­set­zen, sicher­lich sehr über­trieben. Die ein­sprachig englis­chen Muttersprachler/innen, die ich ken­nen­gel­ernt habe, sind es erstens gewöh­nt, mit vie­len Nicht-Mut­ter­sprach­ler/in­nen zu kom­mu­nizieren, zweit­ens sehr koop­er­a­tiv, was das Ver­ste­hen ihrer Gesprächspartner/innen ange­ht und drit­tens angesichts ihrer eige­nen Ein­sprachigkeit recht zurück­hal­tend, was die Abw­er­tung der Sprach­fer­tigkeit­en ihres Gegenübers bet­rifft. Woher diese Ger­man Angst des Lächer­lich­machens im englis­chsprachi­gen Raum kommt, ist mir unbegreiflich.

(Suz, Lin­guis­tik!)

Achso­jamo­ment. Laut Bio unter seinen Artikeln beschäftigt sich Littger „mit seinen eige­nen sprach­lichen Unzulänglichkeit­en“. Mir ist jet­zt nicht so ganz klar, was das heißen soll. Sei’s drum. Aber weil er (und ich meine: wieder­holt) behauptet, dass round­about wie in round­about drei Mil­lio­nen Euro im Englis­chen nicht „unge­fähr“, son­dern „Kreisverkehr“ heißt, und das schlicht falsch ist, mache ich mich jet­zt ein­fach mal über sein über­steigertes Fremd­sprachenselb­stver­trauen lustig. Kurz: dieses Ger­man Ego nervt näm­lich langsam.

Natür­lich heißt round­about „Kreisverkehr“. Aber eben nicht nur.

Round­about (‚Kreisverkehr‘) ist ein Nomen, round about (dt. ‚unge­fähr‘) ein, nun­ja, nen­nen wir es vorüberge­hend Adjek­tiv. Littger behauptet, let­zteres gäbe es im Englis­chen nicht. Machen wir’s kurz: natür­lich gibt es round about im Englis­chen und auch genau in dieser Bedeutung.

Dazu hil­ft ein Blick ins OED, welch­es zwei große Bedeu­tungs­bere­iche liefert, näm­lich eine konkret-räum­liche und eine abstrakt-metapho­rische. In bei­den Ver­wen­dun­gen kann round about ‚um X herum‘, also kre­is­för­mige Bezüge her­stellen, oder ‚in der Umgebung/Nähe von‘ heißen, wo die Umkreisung des Bezug­sob­jek­ts nicht unbe­d­ingt „vol­l­zo­gen“ sein muss.

  1. RÄUMLICH: (a) All around; in every sur­round­ing direc­tion; on every side. (b) In the vicin­i­ty, near­by; in a place or var­i­ous places nearby.
  2. METAPHORISCH: (a) With ref­er­ence to an amount, quan­ti­ty, etc.: about, approx­i­mate­ly; not much above or below; near­ly. (b) With ref­er­ence to time or a peri­od of time: about; at approx­i­mate­ly; some time near.

Die Tat­sache, dass Kreisverkehr aus diesen möglichen Anwen­dungs­bere­ichen von round about abgeleit­et wurde, heißt im Umkehrschluss natür­lich nicht, dass es die einzige Möglichkeit ist, dies zu tun. Jede erden­kliche Ableitung ist im Prinzip möglich, die sich mit ‚unge­fähr‘, ‚dadrum­rum‘, oder ‚um und bei‘ beschreiben ließe (und das tut round about bere­its seit 1350). So ist es nicht beson­ders erstaunlich, mit round about einen Bezug zwis­chen zwei Größen herzustellen, wenn das Bezug­sob­jekt ORT, OBJEKTUHRZEIT oder GELDBETRAG ist. Deshalb ist die These schon gewagt, dass round about GELDBETRAG eines deutschen Busi­nesskaspers im englis­chsprachi­gen Raum nen­nenswertes Gelächter aus­löste (abge­se­hen vom Geld­be­trag vielle­icht, der dann im Raum steht).

Beispiele gefäl­lig?

  1. I think he said he was tak­ing a trip down to the Orne bridges round about mid-day, and would like you to accom­pa­ny him. [BNC]

  2. It was Elsie all right — the police seemed con­vinced of that — but she had died round about 1970, not 1934. [BNC]

  3. got Nim­bus off the ground with an ini­tial ‘joint devel­op­ment’ invest­ment round about $1.5m. [BNC]

  4. there was a chantry priest worth £40 and two more with £20 each; their incomes were nor­mal — round about £6 a year. [BNC]

Also selb­st wenn die Ver­wen­dung von round about mit Geld­be­trä­gen nicht üblich wäre, die Tat­sache, dass es räum­lich ver­wen­det wird, ermöglicht die metapho­risch-zeitliche Ver­wen­dung. Dann ist es zur metapho­rischen Ver­wen­dung mit (heute meist abstrak­ten) Geld­ber­gen wirk­lich nicht weit. Die kog­ni­tive Dis­tanz hinge­gen, die Muttersprachler/innen zurück­le­gen müssten, um von Deutschen bei round­about einen „Kreisverkehr“ rauszuhören, ist rel­a­tiv groß (abge­se­hen davon, dass es wegen der Wortk­lassen unplau­si­bel ist). Dafür wären selb­st pein­lichkeitssuchende Muttersprachler/innen zu faul.

 

Konventionalisierte Studierende

Von Susanne Flach

Nun sind, was gerechte Sprache ange­ht, die Uni­ver­sitäten natür­lich ein ver­gle­ich­sweise har­monis­ches Idyll — in offiziellen Doku­menten, auf Web­seit­en, in Rund­schreiben, E‑Mails und Pro­tokollen wer­den fast auss­chließlich gerechte For­mulierun­gen ver­wen­det, die Mitarbeiter/innen wer­den ent­ge­gen landläu­figer Mei­n­ung dazu aber nicht verpflichtet (und auch nicht die Studieren­den) und eigentlich ist das alles sehr nor­mal und im täglichen Geschäft in bei­de Rich­tun­gen ziem­lich entspan­nt. Mir ist kein Fall bekan­nt, in dem vehe­ment auf der einen oder anderen Form bestanden wor­den wäre. Es ist eher so, dass geschlechterg­erechte Sprache im akademis­chen Umfeld mehr oder weniger der Nor­mal­fall ist.

Weit­er­lesen

Sonnenfinsternis anno 1654

Von Kristin Kopf
2015-03-20-Sonnenfinsternis

Eclip­siographia oder Beschrei­bung der vnge­wohn­lichen grossen Sonnen=Finsternus/ welche sich im nech­stkünffti­gen 1654 Jahr/ den 12. 2. Augstmonats/ kurtz vor Mit­tag erzeigen/ vnd mit Ver­wun­derung anzuschawen seyn wird.

Nicht erst seit Neustem gibt es Son­nen­fin­stern­israt­ge­ber … bei mein­er Kor­pusar­beit bin ich über dieses Trak­tat des Math­e­matik­ers Eber­hard Welpern gestolpert, dessen Beschrei­bung ich so char­mant fand, dass ich sie nie­man­dem voren­thal­ten möchte: Weit­er­lesen

[Randnotiz] Geschenk gewonnen

Von Kristin Kopf

Die einge­hende Prü­fung der vie­len guten Ideen, wem man ein Ety­mo­log­icum zu Wei­h­nacht­en schenken kön­nte, war ganz schon schwierig — viele Müt­ter, Onkels, Fre­undin­nen der Cou­sine von Omas Nach­barin etc. hat­ten es redlich ver­di­ent. Auf der Short­list: Andreas, dessen Mit­be­wohner­in mit dem Kluge nicht glück­lich gewor­den ist, Klaas, dessen Schwest­er als Deutschlehrerin eine exzel­lente Mul­ti­p­lika­torin wäre und Zesyra, deren Fre­und sich seine eige­nen Ety­molo­gien aus­denkt und damit das gemein­same Kind zu schädi­gen dro­ht. Weil ich mich zwis­chen den dreien nicht entschei­den kon­nte, habe ich gelost, uuu­u­u­u­u­und … Zesyra hat gewon­nen! Bzw. ihr Fre­und. Ganz her­zlichen Glück­wun­sch — und danke an alle, die mit­gemacht haben!

Eine Sprache ohne Schimpfwörter

Von Anatol Stefanowitsch

Der TAGESSPIEGEL hat ein neues Jugend­magazin namens „Schreiber­ling“, und inhaltlich entspricht das, was ich bish­er davon gese­hen habe, exakt dem, was der Name ver­muten lässt.

Heute mor­gen erfahre ich etwa zu mein­er Über­raschung, dass das Let­tis­che eine „Sprache ohne Schimpfwörter“ sei – eine 15-Jährige Schü­lerin, die ger­ade ein Aus­land­s­jahr in Let­t­land ver­bringt, gibt als Grund für die Wahl des Gast­landes unter anderem an: „ Let­t­land, weil sich keine Schimpfwörter im let­tis­chen Wortschatz find­en lassen, weil es eigentlich doch ziem­lich nah dran ist und wir trotz­dem kaum etwas drüber wissen“.

Ich will hier nicht auf 15-jähri­gen Schü­lerin­nen herumhack­en, vor allem nicht, wenn sie so mutig sind, ein Aus­land­s­jahr eben mal nicht in Eng­land, Aus­tralien oder den USA zu ver­brin­gen. Es würde mich tat­säch­lich inter­essieren, wie sie auf die Idee kommt, es könne tat­säch­lich eine solche schimpf­wort­freie Sprache geben.

Aber beim Tagesspiegel arbeit­en – das weiß ich aus per­sön­lich­er Erfahrung – Men­schen, die sich ganz her­vor­ra­gend mit Sprachen ausken­nen und denen klar sein dürfte, dass nur ein muļķis so eine Behaup­tung ungeprüft veröf­fentlichen würde, so ein richtiger stul­be­nis.

Viel Spaß bei der Suche nach weit­eren let­tis­chen Schimpfwörtern.

Deutsch für Podcast

Von Susanne Flach

Der Vere­in Deutsche Sprache (VDS) sucht über seinen wöchentlichen Strompostrund­brief auch regelmäßig nach Alter­na­tiv­en für Anglizis­men. Damit führen sie auf eine gewisse Art diese pein­liche „Aktion le-he-he-he-bendi­ges Deutsch“ fort. Und warum nicht mal ein paar alte Klas­sik­er aufspüren?

Nun hat also der VDS gestern in seinem Info­brief 19/2014 dazu aufgerufen, ein „deutsches“ Wort für Pod­cast zu find­en. Weil das natür­lich längst keine/n Sprachlogleser/in mehr hin­term Ofen vom Hock­er haut, blieb mir für einen lau­ni­gen Kom­men­tar nur Twit­ter: Weit­er­lesen

xkcd: Meinungsfreiheit

Von Anatol Stefanowitsch

Die Geschichte des Rechts auf freie Mei­n­ungsäußerung im Inter­net ist eine Geschichte voller Missver­ständ­nisse. Zum Glück gibt es ja den stets um Aufk­lärung bemüht­en Ran­dall Munroe alias xkcd, dessen Erläuterun­gen wir hier in deutsch­er Über­set­zung präsentieren:

xkcd über Meinungsfreiheit

Mei­n­ungs­frei­heit

Die Mei­n­ungs­frei­heit in Deutsch­land wird übri­gens durch fol­gende lesenswerte Geset­ze geregelt:

Eine kürzere Erk­lärung des Konzepts der Mei­n­ungs­frei­heit habe ich übri­gens vor einiger Zeit auf meinem pri­vat­en Blog veröf­fentlicht.

Der Beitrag ste­ht, wie das Orig­i­nal, unter ein­er CC-BY-NC-Lizenz. (Bilder und Orig­inal­text: © 2014 by Ran­dall Munroe; über­set­zter Text © 2014 Ana­tol Stefanowitsch).